Alpenhotel Fuchs, Hofwirt, Axelmannstein, ...
Wie steht es um die „Schandflecken“ in Bad Reichenhall?
Alpenhotel Fuchs, Hofwirt, Axelmannstein: In Bad Reichenhall gibt es einige Gebäude, die für Unmut sorgen. In der Bürgerversammlung wurde klar: Eines wurde bereits beseitigt, bei anderen geht es voran und woanders stocken die Gespräche. Eine Übersicht über geglückte und misslungene Projekte in der Kurstadt.
Bad Reichenhall – Das Alpenhotel Fuchs in Nonn war sehr lange Zeit ein Schandfleck über den Dächern von Bad Reichenhall. Rund 20 Jahre lang stand es leer und faulte als Ruine vor sich hin. In der Bürgerversammlung am Montagabend konnte Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung die „Erfolgsmeldung“ abgeben, dass das marode Gebäude inzwischen abgerissen wurde. „Nachdem eine partnerschaftliche und einvernehmliche Lösung hier nicht zu erzielen war, wurde seitens der Stadt Bad Reichenhall eine Abrissverfügung erlassen“, erklärte er. Für die Vollstreckung waren jedoch drei Zwangsgeldandrohungen nötig, wobei zwei davon fällig geworden sind. „Erst die dritte Androhung hatte den gewünschten Erfolg, weil wir nicht locker gelassen haben und alle uns zu Gebote stehenden rechtlichen Mittel ausgeschöpft haben.“
Die „Alpenruine“ Fuchs im Nonner Unterland




Schon im vergangenen Jahr war sich der Stadtrat einig, dass auf dem Gelände keine Wohnungen errichtet werden sollen. In der Bürgerversammlung räumte Lung nun ein, dass bisher keine konkreten Pläne zu einer möglichen Nachbebauung vorlägen. Er selbst halte eine touristische Nutzung durch ein gehobenes Hotel für sinnvoll. Zumindest habe sich nun die Situation zugunsten der Stadt geändert. Die Planungshoheit liege bei der Stadt und ohne planerischen Akt der Stadt könne auf der Wiese nicht gebaut werden. „Wir haben das Heft des Handelns wieder fest in der Hand“, so Lung.
Bebauungsplan für Hofwirt steht - Kritik an der Optik bleibt
Als weiteren Erfolg vermeldete der Oberbürgermeister das Geschehen am ebenfalls schon lange Zeit leerstehenden Hofwirt in der Salzburger Straße. Der Bebauungsplan ist nun unter Dach und Fach. Hinter dem denkmalgeschützten Gebäude, das wieder als Gasthaus fungieren wird, wird ein Vier-Sterne-Plus-Hotel der Kette Mariott gebaut. Während der Bürgerversammlung wurde per Video ein simulierter Flug über das neue Gelände gezeigt. 146 Zimmer mit 191 Betten sind vorgesehen.
Die Gestaltung ist sehr modern und die neuen Gebäude wurden daher im Stadtrat mehrmals abwertend als „Schuhschachteln“ bezeichnet. Auch in der Bürgerversammlung bliebt die Kritik an der Optik nicht aus. Karl Paschold richtete sein Wort an den Bürgermeister: „Was dort an neuen Baukörpern entstehen soll, ist weder regional, noch gebiets-, noch landschaftstypisches Bauen. Ich bin enttäuscht. Das ist ein Kurviertel. Peu à peu wird hier die Baustruktur demontiert. Ich wollte schon fast Ihnen und dem Stadtrat kondolieren.“ Lung entgegnete, dass es sich hierbei um eine reine Geschmacksfrage handle. „Ich akzeptiere es, wenn es Ihnen nicht gefällt. Es hat aber immer Veränderungen in der Baukultur gegeben, eine Anmutung von Historizität wollen wir hier nicht vortäuschen.“
Der Hofwirt könnte zusammen mit weiteren Bauprojekten rund um das Münster St. Zeno auch zum Ärgernis für die Anwohner werden. In der Mozartstraße plant die Raiffeisenbank den sogenannten Mozartgarten, das Karlsgymnasium wird erweitert und im Frühjahr startet der Bau der neuen Mittel- und Grundschule St. Zeno inklusive Kindergarten. Die Belastungen für die Bevölkerung sind vorprogrammiert: Verkehrsprobleme und Baulärm. „Bitte sehen Sie das gelassen und als notwendigen Beitrag zur Stärkung der Stadt“, bat Lung.
Eigentümer des Axelmannsteins „mehrfach erfolglos kontaktiert“
Beim Schandfleck Nummer drei, dem Hotel Axelmannstein, gibt es keine erfreulichen Nachrichten zu vermelden. Seit Jahren steht ein Bauzaun vor dem einstmaligen Vorzeigehotel, die Fassade hat Risse und bröckelt. Aufgrund der geologischen Probleme – der Untergrund setzt sich – hatte der Bauausschuss bereits vor zwei Jahren eine Abrissgenehmigung für den Westflügel erteilt. Doch durchgeführt wurden die versprochenen Maßnahmen vom Betreiber nie. Stattdessen wurden in dem Gebäude seit 2022 bis zu 300 Flüchtlinge untergebracht.
„Wir haben die Eigentümergesellschaft mehrfach erfolglos kontaktiert“, bedauert der Oberbürgermeister. Nach langem Bemühen sei es aber nun endlich gelungen, einen Vor-Ort-Termin zu bekommen. „Wir werden uns als Stadt da nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen“, schickte er sein Statement an den Konzernsitz nach Berlin. Die Türe sei zwar weiterhin offen für konstruktive Gespräche, „aber wir erwarten jetzt konkrete Aktionen.“
Am Landratsamt wird doch nicht gebaut, Zentralklinikum verzögert sich
Jenseits der Schandflecken gibt es noch zwei weitere Projekte, die in diesem Jahr nicht so abliefen wie zunächst gedacht. Ein Schlussstrich wurde unter den Bebauungsplan „Am Kirchholz“ gesetzt. Hier ging es um das ursprünglich geplante neue Dienstgebäude für das Landratsamt auf der Wiese stadtauswärts sowie eine Wohnbebauung am jetzigen Landratsamtgelände. Aus finanziellen Gründen hatte der Kreistag im Mai alle Beschlüsse für den Neubau aufgehoben, somit wurde dann auch das Bebauungsplanverfahren eingestellt.
Bei dem Bau des Zentralklinikums Berchtesgadener Land kommt es weiter zu Verzögerungen. Hierfür ist das Areal des Freizeitgeländes entlang der Saalach vorgesehen. Ursprünglich sollte der Entwurf vor der Sommerpause vorgelegt werden, aber nun wird er voraussichtlich erst im neuen Jahr fertig sein. Gutachten sind hier noch in Bearbeitung. Wichtige Details, wie das Ausmaß der Bebauung und die geplanten Gesundheitsleistungen, sind noch nicht geklärt. Die Kliniken Südostbayern (KSOB) arbeiten daran, die Vorgaben der bayerischen Krankenhausplanung zu berücksichtigen. Die baldige Sitzung des Bayerischen Krankenhausplanungsausschusses wird hier entscheidend sein. Das Ziel ist es, 240 Klinikbetten für Bad Reichenhall zu verankern.
Padinger Alm bleibt Ärgernis
In der Fragerunde kam noch ein altes Ärgernis mit einem ehemaligen Gasthaus auf: der Parkplatz an der Padinger Alm. Dieser ist nicht mehr öffentlich zugänglich, sehr zum Frust für Wanderer (und Hüttenwirte), die nun das Gelände unterhalb zuparken. Horst Hämisch erkundigte sich, was da bei der Umwidmung schiefgelaufen sei und wie die Stadt da wieder ordentliche Verhältnisse herstellen möchte. „Ein Teil der Eigentümer wollte, dass wir die Straße übernehmen, das war wirtschaftlich nicht darstellbar und keine Option“, erklärte Lung. Für die Umwidmung zu einem Wohnhaus habe die Stadt keine Genehmigung ausgesprochen. „Dagegen ist aber geklagt worden. Wir haben verloren und dann doch genehmigen müssen.“ Eine Lösung der derzeitigen Situation scheint somit nicht in Sicht zu sein.
Ein weiterer Schandfleck klafft als riesiges Loch mitten in der Stadt: das Deutsche Haus. Davon war in Lungs Rechenschaftsbericht überhaupt nicht die Rede. Und auch die Bürger, die gleich neben dem Areal im Alten Feuerwehrhaus dem Oberbürgermeister zuhörten, schien es nicht zu interessieren. Fragen gab es zumindest diesbezüglich keine.
mf

