Bürgerversammlung: Erstmals 20.000 Einwohner
Mehr Einwohner, hunderte Wohnungen, größere Schulen: Bad Reichenhall wächst und baut
Bad Reichenhall hat aktuell 19.307 Einwohner. Zusammen mit den 772 Menschen mit Nebenwohnsitz wird zum ersten Mal die 20.000er Marke durchbrochen. Das bedeutet aber auch: Der Bedarf an Wohnungen und Bildungseinrichtungen ist hoch. In der Bürgerversammlung stellte Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung die aktuellen Bauprojekte vor. Ein Überblick:
Bad Reichenhall – „Wir investieren kräftig in die Aufgabenfelder der Zukunft!“, hieß es in der Zusammenfassung von Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung bei der Bürgerversammlung im Alten Feuerwehrhaus am Montagabend. Bauprojekte wie das neue Schulareal St. Zeno sowie die Sanierung der Grundschule Heilingbrunnerstraße verschlingen dabei Abermillionen. Aber auch abseits der Bildung wird in der Kurstadt kräftig gebaut.
Millioneninvestitionen in Schulen - andere Projekte müssen warten
Die Grundschule Heilingbrunnerstraße wird derzeit bei laufendem Betrieb saniert und erweitert. Die Schülerzahlen sind gestiegen und der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung machen die Erweiterung nötig. „Wir machen diese ehrwürdige Schule damit fit für die Zukunft“, erklärte Lung. Die Arbeiten werden noch bis zum Sommer 2026 andauern. Die Gesamtinvestition beläuft sich hier auf rund zehn Millionen Euro.
Ganze 56 Millionen Euro wird hingegen der Neu- und Anbau am Schulareal St. Zeno kosten. - Und das, obwohl der Stadtrat schon den Rotstift angesetzt und Wünschenswertes, aber nicht unbedingt Nötiges gestrichen hat. Es wurde inzwischen sogar eine Projektgruppe eingerichtet, die sich um die Kostenkontrolle bemüht. Das Projekt gliedert sich in drei Teile: Die Erweiterung der Mittelschule, den Neubau der dreizügigen Grundschule und den Neubau eines viergruppigen Kindergartens mit zwei Krippengruppen, also einer Gruppe mehr als bisher. Im Moment laufen die Vorarbeiten zum Bau, Baustart wird im Frühjahr 2024 sein. Die Fertigstellung ist für 2028 geplant.
Als das Projekt zuletzt im Mai im Stadtrat besprochen wurde, konnte man die Ehrfurcht der Stadträte vor den immensen Kosten deutlich spüren. So manch einer hielt den Bau schlicht für nicht finanzierbar. Und auch in der Bürgerversammlung kam Kritik auf. „Ich möchte die Finanzen nicht verantworten“, erklärte der Reichenhaller Albert Rosen während der Fragerunde. „Ja, es ist eine schwierige Situation, aber wir haben Investitionsstau“, erklärte Lung. „Schulen sind Pflichtaufgabe, bei der Ganztagsbetreuung kommen wir auch nicht aus. Dem müssen wir nachkommen und dadurch können wir uns andere Dinge nicht mehr leisten.“
Angesichts des hohen Schuldenstandes – zum Jahresende werden es voraussichtlich 21,5 Millionen Euro sein – hat die Rechtsaufsicht der Stadt die Haushaltslage als „angespannt“ bezeichnet. Daher werde der Stadtrat auch gezwungen sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, so Lung. „Die Finanzlage wird bedingen, dass wir das ein oder andere Projekt aufschieben müssen. Mir persönlich ist es aber wichtig, dass wir uns den Spielraum und die Kraft für wichtige Zukunftsinvestitionen erhalten. Und dazu zähle ich ganz maßgeblich den Fortbestand und die Weiterentwicklung unserer städtischen Schulen.“
Hunderte neue Wohnungen
Neben den Schulen stellte der Oberbürgermeister auch noch viele Wohnbauprojekte in seinem Rechenschaftsbericht vor. In der Frühlingstraße sind es gleich zwei: Dort baut die Firma Max Aicher neun Wohnhäuser mit 137 Wohnungen. Für 32 von ihnen gibt es eine vertragliche Bindung, wonach der Wohnraum für nicht mehr als 9,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden darf. Im September ist hier bereits der Spatenstich erfolgt. Der erste Bauabschnitt, der die Wohnungen mit dem festgelegten Mietpreis beinhaltet, soll 2025 fertig sein, der zweite dann im Jahr 2027. Die Firma Hillebrand baut ebenfalls in der Frühlingstraße. Auf dem ehemaligen Telekom-Areal entstehen 42 Wohnungen. Nachhaltigkeit stehe beim Bauen immer mehr im Zentrum. „Das betrifft insbesondere die Energieversorung und ich freue mich, dass dabei auch die Fernwärme der Stadtwerke eine tragende Rolle spielt“, führte Lung aus.
In der Thumsee- und der Reifenstuelstraße sind 100 neue Wohnungen geplant. Mindestens 20 Prozent der Wohnungen sind hier als geförderter Wohnbau vorgesehen. In der Wittelsbacherstraße gibt es bereits an der Ecke Kurfürstenstraße ein neues Gebäude mit 20 Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten. Auf dem Gelände des früheren Evangelischen Gemeindehauses in der Adolf-Schmid-Straße errichtet die KurBau Bad Reichenhall drei Mehrfamilienhäuser mit 32 Eigentumswohnungen.
Auch in der Auenstraße scheint es endlich voranzugehen: Dort sind fünf Baukörper mit insgesamt 31 Wohnungen geplant. Nach Gesprächen mit Gegnern des Projektes und einer Info-Veranstaltung vor Ort wurde nochmals umgeplant. Der Bebauungsplan konnte dadurch ad acta gelegt werden. Das nun reduzierte Vorhaben kann nämlich durch den alten Bebauungsplan Staufenbrücke genehmigt werden. Einen genauen Errichtungszeitpunkt gebe es zwar noch nicht, aber „wir sind damit endlich auf der Zielgeraden“, erklärte Lung.
Mehrfach haben wir bereits über den Mozartgarten berichtet, wo 41 Mietwohnungen entstehen sollen. Zudem ist dort eine Wohngruppe der Lebenshilfe vorgesehen. Außerdem gibt es Flächen für Büros. Die Volks- und Raiffeisenbank rechnet als Bauherrin mit einer Fertigstellung im Jahr 2025 oder zu Beginn des Jahres 2026.
Alle größeren Vorhaben ergeben addiert eine „Anzahl von 372 Wohnungen, die in Bad Reichenhall geschaffen werden oder sogar schon geschaffen worden sind. Das ist eine enorme Anzahl und enthält noch gar nicht die Vielzahl an kleineren Projekten und die öffentlichen Vorhaben“, schloss der Oberbürgermeister dieses Thema.
mf
