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Auch Vollsperrung in Ainring

„Die Angst ist groß“: Baustelle am Pidinger Kreisverkehr lässt Gemeinden das Schlimmste befürchten

Ein Mann mit Brille und Anzug. Auf einer Straße fahren mehrere Autos und Lkw. Auf einem gelben Ortsschild in einem Wohngebiet steht „Piding“.
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Nicht nur Pidings Bürgermeister Hannes Holzner rechnet mit massiven Auswirkungen auf den Verkehr.

Stockender Verkehr und Staus gehören auf der B20 bei Piding zum gewohnten Bild. Dass ausgerechnet der Kreisverkehr an der A8 für mehrere Monate umgebaut wird, lässt Autofahrer und Anwohner das Schlimmste befürchten. Auch in Anger und Bad Reichenhall werden deshalb deutliche Probleme erwartet. Und die Gemeinde Piding bereitet sich schon auf ein regelrechtes Verkehrschaos vor. Bürgermeister Hannes Holzner will selbst vor „unkonventionelle Methoden“ nicht zurückschrecken.

Piding/Anger/Bad Reichenhall/Ainring - „Für ein bis zwei Monate wird es massive Behinderungen geben“, ist sich der Bürgermeister von Piding sicher. Wenn Holzner über die Baustelle, die bis Ende Juni abgeschlossen sein soll, spricht, meint er nicht die üblichen fünf Minuten, die jeder im täglichen Verkehr als Verspätung kennt. Darauf sollte man sich ab April, wenn es so richtig losgeht, nicht mehr verlassen.

„Ich will keine Zahl nennen, aber man sollte deutlich mehr Zeit einplanen, wenn man nach Piding oder durch die Baustelle fahren muss. Wir sprechen dann nicht mehr von einer Verspätung im Rahmen einer normalen Größenordnung“ Auch deshalb erneuert er seinen Appell an die Autofahrer, das Gebiet weiträumig zu umfahren oder, wenn es nicht anders geht, sich auf Verzögerungen einzustellen. „Und bitte nicht durch den Ort fahren!“, betont er mit Blick auf den Schutz der Anwohner.

Gemeinde Piding will Maßnahmen durchsetzen

Holzner sieht für seine Gemeinde nur begrenzt Optionen. „Wir sind nur der Beifahrer bei der Baustelle, denn wir haben keine Entscheidungsbefugnis.“ Die Verantwortung liege beim Staatlichen Bauamt Traunstein, das wiederum die Autobahn GmbH im Nacken sitzen habe. „Die Autobahnauf- und abfahrt hat Vorrang, auch wenn das nicht jedem Bürger gefallen wird. Darüber hinaus werden wir alles rechtlich Mögliche tun und auch zu unkonventionellen Methoden greifen“, sagt der Bürgermeister. Aus „taktischen Gründen“ werde er diese jedoch nicht genauer benennen, damit sich niemand darauf einstellen könne.

Wir müssen es erleben und die Auswirkungen erst spüren, um reagieren zu können.

Hannes Holzner, Bürgermeister von Piding

Schon vor Wochen hatte Holzner erklärt, bekannte „Schleichwege“ im Auge zu behalten und auch die Polizei mit ins Boot zu holen. Selbst Geschwindigkeits- und Verkehrsbeschränkungen schloss er nicht aus, um die Gemeinde zu schützen. „Wir bereiten uns auf alles vor, aber das geht nicht eins zu eins. Wir müssen es erleben und die Auswirkungen erst spüren, um reagieren zu können.“

Viele Betriebe betroffen

Die größten Probleme sieht er im fließenden Verkehr, der vom Norden nach Süden fährt, sowie den Autos und Lkw, die von der A8 abfahren und in Richtung mittlerer oder südlicher Landkreis fahren wollen. „Auch für unsere heimische Wirtschaft wird das eine große Herausforderung“, weiß Holzner. Vor allem die Milchwerke Berchtesgadener Land und der Maier Früchtegroßhandel seien betroffen, weil deren Lieferverkehr über den Kreisel angebunden sei.

Für das Outlet in der Lattenbergstraße, den Hagebaumarkt im Ortsteil Pidingerau, die Werkstätten der Lebenshilfe, das Heilpädagogische Zentrum BGL in der Mauthauser Straße und sämtliche Betriebe, die von der kurzen direkten Anbindung an die B20 abhängig sind, rechnet der Bürgermeister ebenfalls mit Schwierigkeiten. „Sobald die ersten Verkehrsbehinderungen auftreten, werden wir unsere Maßnahmen umsetzen“, verspricht er.

Wird Anger vom Ausweichverkehr überrollt?

Sein Amtskollege in Anger, Markus Winkler, rechnet auch mit gravierenden Folgen. „Wir müssen natürlich abwarten, ob es wirklich so kommt, aber ich gehe vom Schlimmsten aus.“ Die B20-Kreuzung Urwies/Aufham wird schon unter normalen Bedingungen gerne als alternative Route genommen, um auf die Autobahn zu gelangen. Lkw fahren regelmäßig zum Leidwesen der betroffenen Anwohner durch die Ortsteile, wie Winkler bestätigt.

Ich habe unsere Bedenken und Sorgen weitergegeben.

Markus Winkler, Bürgermeister von Anger

„Wir befürchten, dass unsere Gemeinde durch den Ausweichverkehr extrem belastet wird. Es werden sicherlich einige Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn die Abfahrt Anger nehmen, um gar nicht erst zum Kreisverkehr fahren zu müssen.“ Wie der Bürgermeister schildert, habe er schon mit den beteiligten Behörden Kontakt aufgenommen, aber keine zufriedenstellende Rückmeldung erhalten. „Ich habe unsere Bedenken und Sorgen weitergegeben“, betont er, „weil schon einige Bürger auf mich zugekommen sind. Die Angst ist groß.“

OB Lung: „Rückstaus werden nicht ausbleiben“

Selbst in der Kreisstadt Bad Reichenhall blickt man schon mit bangen Blicken in Richtung Piding. So meint Oberbürgermeister Christoph Lung, dass Verkehrsbehinderungen und Rückstaus wohl nicht gänzlich ausbleiben werden. „Davon wird insbesondere die Gemeinde Piding betroffen sein. Es ist aber angesichts der hohen Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße 20/21 realistischerweise auch zu erwarten, dass sich vereinzelt auch Beeinträchtigungen auf dem Stadtgebiet ergeben können.“

Um diese für den gesamten Landkreis wichtige Verkehrsinfrastruktur erneuern, „werden wir durch diese Bauphase hindurchmüssen“. Für den OB ist klar, dass jeder einzelne Autofahrer dazu beitragen kann, die Beeinträchtigung gering zu halten. „Indem in den nächsten Wochen nur notwendige Fahrten über Piding durchgeführt werden, im Einzelfall mögliche Alternativrouten inklusive ÖPNV geprüft werden und gegebenenfalls auch ein Zeitpolster für die Autofahrt durch Piding eingeplant wird“, erklärt Lung.

Offiziell läuft die Sanierung des Kreisverkehrs schon seit dem 10. März, doch so richtig dramatisch wurde es noch nicht, wie sich in den ersten Tagen zeigte. Auch Pidings Bürgermeister Holzner bestätigt: „Es blieb bislang ruhig.“ Für die ersten Tage und Wochen waren ohnehin nur kleinere Arbeiten vorgesehen. Das Staatliche Bauamt will auf seiner Homepage regelmäßig über neue Veränderungen und Einschränkungen informieren.

In Ainring geht der Blick in Richtung BGL 10

Ob die Baustelle auch Einfluss haben wird auf das Gemeindegebiet Ainring, dazu will Martin Öttl „keine Auskunft geben, da die Maßnahme weder im Aufgabenbereich noch auf dem Gebiet der Gemeinde liegt.“ Seine Gedanken kreisen mehr um den Start der Arbeiten auf der Kreisstraße BGL 10 zwischen Thundorf und Vachenlueg, die erst Ende 2026 beendet werden sollen. Die BGL 10 liege im Aufgabenbereich des Landkreises, verlaufe aber zum Teil durch Ainring. „Die Strecke zwischen Thundorf und Vachenlueg entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen“, so Öttle und meint damit vor allem die geringe Breite und sanierungsbedürftige Entwässerungseinrichtung.

Neben den Modernisierungen und der Errichtung eines Geh- und Radwegs gehe es auch um den Naturschutz: Es werden Leiteinrichtungen und Durchlässe für Amphibien errichtet. Öttl: „Davon profitieren auch die Nutzer der BGL 10, da diese in Zukunft während der Amphibienwanderung nicht mehr zeitweise gesperrt werden muss.“ Das Bauamt achte darauf, die Belastungen für die Anwohner möglichst gering zu halten. „Die Anlieger und deren Ziel- und Quellverkehr dürfen in die Baustrecke einfahren und erreichen auch während der Maßnahme ihre Grundstücke. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer gibt es eine Umfahrung.“

Für den Bürgermeister ist es wichtig, dass die Erneuerung nun umgesetzt wird. Er sieht darin eine deutliche und langfristige Verbesserung der Verkehrssituation und Sicherheit. „Bis zur Fertigstellung wird es natürlich zu Einschränkungen kommen. Ich bitte daher um Verständnis in dieser Übergangszeit. Letztendlich wird die Maßnahme allen zugutekommen und die Geduld wird sich ausgezahlt haben.“ (ms)

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