In Landkreisen BGL und Traunstein
Endgültiges Aus für Dollinger nach 70 Jahren: Das passiert mit Mitarbeitern und Filialen
Nach 70 Jahren ist Schluss: Die Modefirma Dollinger schließt die Standorte in Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Ruhpolding, Reit im Winkl und Traunstein. Geschäftsführerin Kathrin Proft äußert sich jetzt zu den Reaktionen der Mitarbeiter, wie es mit den Läden weitergeht und was mit der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Bad Reichenhall im Dollinger-Gebäude in der Hainbuchenstraße passiert.
Berchtesgadener Land/Traunstein - Es hatte sich über einen langen Zeitraum angedeutet: Im Herbst 2024 kündigte die Modefirma an, ihre Standorte in Inzell, Freilassing sowie den letzten Sunny Junge Mode Store in Traunstein und das Trachtenmodengeschäft am Weihnachtsschützenplatz in Berchtesgaden zu schließen. Die Hoffnung auf eine Trendwende erfüllte sich damit nicht: Im Frühjahr 2025 folgte die Ankündigung, in einer Insolvenz in Eigenverwaltung doch noch eine Lösung finden zu wollen. Doch nur wenige Monate später folgte die große Ernüchterung: Dollinger wird seinen Geschäftsbetrieb zum 31. Oktober 2025 endgültig beenden.
Damit ist auch das Aus der restlichen Standorte in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Reit im Winkl, Ruhpolding und Traunstein besiegelt. Einzig die Filiale in Salzburg wird künftig als Store für die Marken Felicitas, Hans und Stapf erhalten. Jetzt spricht Geschäftsführerin Kathrin Proft über die Reaktionen der Mitarbeiter und warum es keine Chance mehr für das Unternehmen gab.
Frau Proft, wie groß war die Enttäuschung über das endgültige Aus der deutschen Standorte?
Wir als Geschäftsleitung und alle unsere Mitarbeiter sind natürlich sehr traurig darüber, dass alle deutschen Dollinger Filialen schließen müssen. Auch unsere Kunden geben uns in den letzten Wochen sehr häufig zum Ausdruck, dass sie Dollinger in unseren Orten vermissen werden.
Wieso bleibt die Filiale in Salzburg bestehen?
Unsere Marke Felicitas ist in Salzburg beheimatet und bisher haben wir die Kollektion bei Dollinger präsentiert. Damit wir Felicitas auch künftig in ihrer Heimat Salzburg vor Ort präsentieren können, übernehmen wir die Dollinger-Filiale Salzburg zu Felicitas als Marken-Store.
Wieso konnte die Zahlungsunfähigkeit nicht abgewendet werden?
Wir mussten die Insolvenz anmelden, da wir in den Dollinger-Filialen nicht mehr genügend Umsatz machen, um die Kosten zu decken. Immer weniger Menschen kaufen in den Innenstädten ein und der Umsatz mit Bekleidung geht generell auch stark zurück. Gleichzeitig steigen die Mieten und Energiekosten sowie der Mindestlohn.
Wie fielen die Reaktionen der betroffenen Beschäftigten aus?
In der Betriebsversammlung gab es einen großen Zusammenhalt und nahezu alle Mitarbeiter sind bereit, beim Abverkauf bis Ende Oktober nach Kräften zu unterstützen. Wir haben ein tolles Team mit einer starken Gemeinschaft. Die Mitarbeiter sind natürlich sehr traurig, aber halten zusammen.
Wie geht es mit den Angestellten weiter? Ende Juni hieß es, von den 31 verbliebenen Mitarbeitern können acht übernommen werden.
Ja, das ist richtig. Wir sind sehr froh, dass wir durch die Übernahme der Filiale Salzburg und unsere anderen Firmen zumindest einige Mitarbeiter übernehmen können. Die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten leider gekündigt werden, aber nicht wenige haben bereits jetzt neue Stellen zugesagt. Einige gehen auch in Rente.
Was passierte mit den Geschäften in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Reit im Wink, Ruhpolding und Traunstein? Gibt es hierzu bereits Pläne und/oder Gespräche mit Interessenten?
Da wir die meisten Geschäftsflächen mieten, kümmern sich die Vermieter hier derzeit um die Nachvermietung. Ein genauer Stand ist mir nicht bekannt, aber es laufen wohl bereits Gespräche mit Interessenten. Für unsere Orte hoffen wir natürlich, dass es keinen langen Leerstand geben wird.
Welchen Einfluss hat das Ende des Dollinger-Geschäftsbetriebs auf die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Bad Reichenhall (Hainbuchenstraße)?
Die Immobilie wird vom Sachwalter verkauft und es ist dort derzeit keine Flüchtlingsunterkunft geplant. Die Erstaufnahmeeinrichtung ist ja auch seit über einem Jahr nicht mehr aktiv, da bis März keine Baugenehmigung vorlag und in der Insolvenz die notwendigen Brandschutzmaßnahmen nicht mehr umgesetzt werden konnten. Der bislang ruhende Mietvertrag mit dem Landratsamt wurde im Juni offiziell beendet.
Die finanzielle Lage bei Dollinger war schon lange angespannt. Welche Veränderungen hätten doch noch zu einer Wende führen können?
Eine Stabilisierung oder Steigerung der Umsätze. Leider sind die Umsätze im ersten Halbjahr 2025 gegenüber Vorjahr erneut gesunken. Unter diesen Bedingungen war ein Sanierungsplan nicht möglich. (ms)


