Nächster Rückschlag nach Simonetti-Ende
„Schock“ für Bad Reichenhall: Gasthaus Heimgarten sperrt zu - Gastwirt Berger: „Das zermürbt einen!“
Der nächste schwere Schlag für die Gastronomie von Bad Reichenhall: Nach dem Ende des Eiscafés Simonetti hat am Montag (30. Juni) das Gasthaus Heimgarten völlig überraschend die Schließung bekanntgegeben. Gastwirt Christoph Berger kann es selbst kaum glauben, wie im Gespräch deutlich wird. Das sind die Hintergründe seiner „harten Entscheidung“.
Bad Reichenhall - Kaum haben die Reichenhaller das Ende der Ära Simonetti verdaut, folgt der nächste Nackenschlag in der Gastro-Welt: Das Gasthaus Heimgarten „Zum Bergei“ hat am Montag (30. Juni) die Nachricht veröffentlicht, dass es schließt. Dass es so weit gekommen ist, kann Betreiber Christoph Berger selbst kaum glauben. „Auch für mich ist das Ende überraschend und kurzfristig.“
Seit über acht Jahren baute er sich hier mit seiner Familie und seinen Angestellten einen guten Ruf auf. Versteckt in der Kleingartenanlage gegenüber der Hochstaufen-Kaserne, entwickelte sich der Heimgarten zu einer beliebten Anlaufstelle. „Ich habe Herz und Seele hineingesteckt, aber ich bin auch an einen Punkt angekommen, an dem ich mich gefragt habe, ob ich nochmal diese Energie wieder aufwenden kann“, gibt der 37-Jährige zu.
Eine Hürde folgt auf die nächste
Als er die frühere Kneipe übernahm, sanierte er das Gebäude und baute es zum Gasthaus um. Dann folgten Corona, Energiekrise und Inflation: Er hangelte sich von Hürde zu Hürde. Ein ständiger Kampf, der seine Opfer forderte. „Das zermürbt einen!“ Ende Mai deutete sich an: So kann es nicht mehr weitergehen.
Lohnkosten, Lebensmittel, Energie: Die Kosten stiegen und stiegen. Dazu die Suche nach Personal, die sich von Jahr zu Jahr schwieriger gestaltete. Selbst eine Anpassung der Öffnungs- und Küchenzeiten half nicht. Und dann gingen auch noch die Umsätze zurück. Aber nicht, weil keine Gäste mehr kamen. Wer im Heimgarten zu Besuch war, dem drängte sich der Gedanken auf, dass es dem Lokal gut geht.
Der Geldbeutel sitzt nicht mehr so locker
Doch Berger und sein Team verzeichneten den Umsatzverlust, weil immer weniger Geld ausgegeben wird. „Früher blieben die Gäste zwei bis drei Stunden, bestellten nochmal Getränke nach oder ein Dessert“, verdeutlicht der Gastwirt. Doch das habe sich komplett geändert. Zudem wird der Gaststätte ihre malerische Lage zum Verhängnis: Hier in der Kleingartenanlage kommt eher weniger Laufkundschaft. Und der gute Ruf ist bis heute nicht bei jedem Einheimischen angekommen, wie Berger sagt. „Noch immer gibt es viele, die uns nicht kennen.“
Eine große Rolle spielte auch eine weitere Entwicklung: Der Gastwirt merkte immer mehr, dass er sich eigentlich voll und ganz auf die Gaststätte konzentrieren und vor Ort sein müsste. Doch dann hätte er seine anderen Geschäftsfelder (Catering, Events und Getränke) aufgeben müssen, was für ihn nicht infrage kam. „Die Gastronomie ist der Posten, der am meisten Zeit und Energie benötigt. Und die Gegebenheiten haben es nicht möglich gemacht, den Umsatz so auszubauen, um den Verlust abzufedern.“
„Da kann ich nicht pokern!“
Also blieb für ihn nur noch die Schließung übrig. Berger betont: „Wir standen mit dem Rücken zur Wand und ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meiner Familie. Da kann ich nicht pokern!“
Schwierig war die Entscheidung auch für die meisten Angestellten, viele davon seit vielen Jahren an Bord. „Wir waren eine große Familie. Mir waren das Miteinander, das Vertrauen und der Zusammenhalt immer sehr wichtig“, so Berger. Auch für ihn sei die Entscheidung eine „sehr harte“. Seine Tochter wuchs hier auf, „für sie war es sehr schlimm“.
Da er nur Pächter ist, musste er den Eigentümer des Gasthauses informieren. Für die Verantwortlichen des Kleingartenvereins war die Nachricht „ein Schock, denn sie hatten nicht mit einem so plötzlichen Ende gerechnet“. Aber als ihnen die Beweggründe erklärte, fingen beide Parteien rasch an mit der Suche nach einem Nachfolger. „Wir stehen im engen Austausch“, schildert der 37-Jährige, „und wollen schnellstmöglich eine Lösung finden.“
Gespräche mit potenziellen Nachfolgern laufen
Das große Ziel: die Fortführung des Konzepts mit der gutbürgerlichen Küche. „Das wäre auch mein Wunsch, weil wir uns hier viel aufgebaut haben. Das wünsche ich mir auch für unsere vielen Stammkunden: Ihnen und all den Unterstützern der vergangenen Jahre möchte ich danken, sie haben uns immer die Stange gehalten.“
Wie Berger sagt, ist das Ende auch bei ihm noch nicht so ganz angekommen. „Ich muss das erst realisieren. Ich komme hierher und denke, wir machen morgen wieder auf“, gibt er Einblick in sein Inneres. In der Gaststätte sieht es noch so aus wie immer, zum Ausräumen kam er noch nicht. „Ich muss das erstmal sacken lassen und verarbeiten.“
Deswegen gab er das Aus auch erst am letzten Tag bekannt, weil ihm ein Ende in einer schönen Zeit und mit tollen Erinnerungen lieber war. „Wir haben Selbstschutz damit betrieben, damit es nicht noch schwerer wird als es jetzt schon ist. Erleichterung werde ich erst finden, wenn es einen Nachfolger gibt“, macht Berger klar. Er will das Lokal guten Gewissens weitergeben, mit all seinen Visionen und Stammgästen. (ms)

