Erster Teil zu den „Schandflecken“ der Kreisstadt
Alpenhotel Fuchs, Hofa und Klinik-Neubau: Was machen Reichenhalls Sorgenkinder?
„Was ist eigentlich mit...?“: In Bad Reichenhall gibt es einige Gebäude und Grundstücke, bei denen man sich immer wieder diese Frage stellt. Auch OB Christoph Lung macht keinen Hehl daraus, dass es einige Dauerbaustellen und „Schandflecken“ im Stadtgebiet gibt. Bei manchen geht es vorwärts, bei anderen nicht. Im ersten Teil unserer Serie geht es um das Alpenhotel Fuchs, den Bildungscampus in der Zenostraße, die Steigenberger Akademie und den Neubau der Zentralklinik.
Bad Reichenhall - Lung gibt es selbst zu. „Wir haben ein prall gefülltes Hausaufgabenheft“, urteilt er mit Blick auf die vielen baulichen „Sorgenkinder“ der Kreisstadt. Für ihn gibt es einige Stellen, die auf Verschönerungen warten und bei denen die Stadt eine adäquate Nutzung wiederherstellen möchte. Im Gespräch wird klar: Bei den allermeisten Themen geht es vorwärts, wenn auch manchmal nur im Hintergrund. Bei anderen „Schandflecken“ dagegen rührt sich wenig.
Wie Lung bestätigt, wird es viele Neuigkeiten am 7. Oktober geben, wenn die Ergebnisse des Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) den Reichenhaller vorgestellt werden. Einen Tag darauf wird der Stadtrat darüber entscheiden. „Das gibt uns eine Richtung vor, wohin wir unsere Stadt weiterentwickeln möchten.“
Alpenhotel Fuchs
Nachdem es lange still war rund um das ehemalige Alpenhotel Fuchs, kommt dort dem Oberbürgermeister zufolge wieder Bewegung in das Projekt. Das Gebäude war in einem so schlechten Zustand, dass es zur Gefahr für die Öffentlichkeit wurde und die Stadtverwaltung eine Abrissverfügung veranlasste. Diese sei mit Zwangsmitteln durchgesetzt worden und vor dem dritten Zwangsgeld wurde der Besitzer selbst aktiv, wie Lung erklärt. „Nach dem Abriss haben wir dort oben planungsrechtlich eine grüne Wiese und wir müssten als Stadt einen Bebauungsplan beschließen, um einen Neubau zu ermöglichen“, so Lung. „Wir sind jetzt endlich in der Lage, Forderungen zustellen, und sind nicht mehr strukturell erpressbar, weil die Ruine dort nicht mehr steht. Wir sind jetzt Herr des Verfahrens.“
Sein Wunsch für das Gelände: ein höherwertiges Hotel. Lung betont: „Wir wollen dort oben eine ganz bewusste touristische Entwicklung und keine Wohnanlage oder Seniorenresidenz.“ Darüber gab es bereits Diskussionen und momentan würden im Hintergrund Gespräche mit potenziellen Interessenten - also einem Investor und einem passenden Betreiber - geführt. „Ich bin zuversichtlich, dass es hierzu bald weitere Fortschritte zu vermelden gibt. Es sieht gut aus, aber das Projekt muss auch zu unserer Stadt passen.“
Bildungscampus Zenostraße
Auch auf dem Bildungscampus in der Zenostraße hat sich über den Sommer einiges getan. „Die Bauarbeiten verlaufen planmäßig. Es läuft sehr gut und wir sind zufrieden mit dem Vorankommen der Baufirmen“, so Lung. Bis Ende des Jahres sollen die Hülle und das Dach dicht sein. Der Abschluss des ersten Bauabschnitts (Kindergarten- und Krippengebäude) wird wohl deutlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 angepeilt.
Im nächsten Abschnitt folgt dann der Neubau der Grundschule und die Erweiterung der Mittelschule. „Das wird sich mehrere Jahre hinziehen, bis wir hier komplett fertig sind.“ Die Vorbereitungen für das Areal starteten bereits im Jahr 2017. Insgesamt investiert die Kreisstadt hier 56 Millionen Euro, wie beim Spatenstich Anfang Mai deutlich gemacht wurde.
Steigenberger Akademie
Ein regelrechter Paukenschlag war die Entscheidung der Steigenberger Group, das Angebot an der Hofa in der Zenostraße einzustellen und sich dort zurückzuziehen. Seit Juli wird dort nicht mehr unterrichtet. Auch Nachfrage teilt der Eigentümer des Gebäudes - die Firma Phoenix Reisen in Bonn - mit, dass der Mietvertrag noch mehrere Jahre läuft. „Es finden Gespräche mit mehreren Interessenten statt. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht sagen“, erklärt eine Sprecherin. Oberbürgermeister Lung schildert, dass er in diesen Prozess nicht in allererster Linie eingebunden ist, aber eine Vorstellung davon hat, wie es dort weitergehen soll. „Die Stadt will dort weiterhin eine Bildungseinrichtung. Das Grundstück wurde auch dieser Nutzung gewidmet.“
Er betonte, bei allem, was dort besprochen werde, das letzte Wort zu haben und dies in die Waagschale zu werfen. Ihm sei bewusste, dass an den Gesprächen viele Beteiligte mitwirken: Eigentümer, Mieter, Untermieter, Interessenten und schließlich die Stadt. „Ich wage keine Prognose darüber, wann hierbei eine Entscheidung fällt. Wir versuchen aber, unsere Vorstellungen einzubringen.“ Beim Stichwort „Bildungseinrichtung“, das Lung nach eigenen Worten bewusst so formuliert hat, scheint auch die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und der TH Rosenheim in den Fokus zu rücken. „Ich kann und will mich nicht darauf festlegen, wer ein Partner sein könnte. Aber die TH Rosenheim wäre natürlich ein hochattraktiver Partner“, so Lung.
Neubau Zentralklinikum
Auch beim Neubau der Zentralklinik dürfte der Stillstand der Vergangenheit angehören. „Anfangs gab es maximalen Druck bei der Wahl des Standortes. Wir haben immer gut geliefert und nachdem die Entscheidung getroffen wurde, gab es erstmal ein Vakuum.“ Das lag an folgendem Umstand: Die Stadt bleibt zwar zuständig für die Bauleitplanung, aber zusammen mit den Kliniken Südostbayern (KSOB) einigte man sich darauf, dass die KSOB eigene Planer beauftragt. Erst vor wenigen Tagen sind die Unterlagen zum Neubau bei der Reichenhaller Verwaltung eingetroffen. „Diese werden gesichtet und geprüft. In den nächsten Wochen wird es dann Gespräche mit den Stadträten geben. Aber wir sind und bleiben Herr des Verfahrens.“
Es habe auch wegen der Dimensionen des Projektes so lange gedauert: Bei einem Krankenhaus-Neubau inklusiver Verkehrserschließung seien „einige Nüsse zu knacken“, wie Lung klarmacht. „Wir werden sichergehen, dass wir mit den Plänen einverstanden sind, aber ich bin zuversichtlich, dass eine gute Lösung gefunden wurde.“
Am Standort hat sich natürlich nichts geändert: Es bleibt bei dem Freizeit-Areal gegenüber der Therme. Dort hatte im Frühsommer der kleine Bolzplatz und dessen Zustand den Stadtrat beschäftigt, der sich dann doch zu einer überraschenden Wende entschied. (ms)



