Steigenberger Akademie schließt schon bald
„Schlimme Nachricht für Reichenhall“: Aus für die Hofa beschlossen
Das kommt unerwartet: Als die Deutsche Hospitality, ehemals Steigenberger Group, im März 2022 von einem chinesischen Konzern gekauft wird, soll an der Hotelfachschule alles besser werden. Knapp zwei Jahre später folgt die Ernüchterung, schon im Juli ist Schluss mit der Hofa. Geschäftsführer Ulrich Bensel erklärt die Gründe für das überraschende Aus.
Bad Reichenhall - Die Zukunft sollte eine andere werden: Im März 2022 kauft ein chinesischer Konzern die ehemalige Steigenberger Group, die heute Deutsche Hospitality (DH) heißt. Das Angebot an der Hotelfachschule in der Zenostraße sollte an die Anforderungen der Branche angepasst und stets ausgebaut werden. Doch jetzt ist klar: In wenigen Monaten wird die Hofa, wie sie von den Reichenhallern gerne genannt wird, ihre Pforten schließen.
Auf Nachfrage schildert Bensel die Hintergründe dieser Entscheidung und erklärt: „Der Personalmangel im Hotel- und Gaststättengewerbe war bereits vor Corona gravierend. Die Anzahl der offenen Stellen in der Hotellerie stieg zwischen den Jahren 2010 bis 2019 um 75 Prozent. Im Verlauf dieses Jahrzehnts hat die Akademie immer wieder neue Anstrengungen unternommen, das Team zu stärken. Doch nicht zuletzt die Jo-Jo-Lockdowns in Pandemiezeiten haben die Initiativen massiv ab- und ausgebremst.“
Alle Versuche scheiterten
Vielmehr habe die Covid-Krise den Personalmangel auf ein neues Level gehoben. Die inhaltliche und strukturelle Neuordnung sowie Modernisierung der Hotel- und Gastronomieberufe habe für die staatlich anerkannte und den Ausbildungsordnungen des Freistaates Bayern verpflichtete Hochschule nicht zu mehr Bewerbungen geführt. Im Gegenteil: Die Anzahl der Auszubildenden und Studierenden im Kurort Bad Reichenhall blieb weiterhin rückläufig. Ab dem 1. August wird daher der Schulbetrieb entsprechend der Vorgaben der Regierung von Oberbayern „ruhen“ und im Laufe von zwölf Monaten in einem formellen Verfahren geschlossen.
Um künftige Mitarbeitende zu finden und aktuelle Mitarbeitende zu binden, müssen wir diesen mit einer vollkommen neuen Perspektive entgegenkommen.
Die Geschäftsleitung der Steigenberger Akademie GmbH will „die Weiterbildung neu entdecken und neu denken“. Ziel ist es, die „Employee Journey” der Deutschen Hospitality weiterzuentwickeln, um ihrer bundes- und europaweit anerkannten Reputation als Talentschmiede auch künftig Rechnung zu tragen. „Um künftige Mitarbeitende zu finden und aktuelle Mitarbeitende zu binden, müssen wir diesen mit einer vollkommen neuen Perspektive entgegenkommen“, so der Geschäftsführer der Steigenberger Akademie.
Was passiert mit den Mitarbeitern und Schülern?
„Wir haben bereits persönliche Gespräche mit allen Mitarbeitenden der Akademie geführt, darunter 18 Lehrkräfte, und sowohl Vermittlungsmöglichkeiten aufgetan als auch alternative Tätigkeiten insbesondere in Schulbetrieben mit der Regierung von Oberbayern als Schulaufsichtsbehörde besprochen.“ Insgesamt werden neben den Studierenden aktuell 27 Schüler in staatlich anerkannten Ausbildungsprogrammen an der Steigenberger Akademie betreut. Die 15 Schüler, die bis dahin ihren Abschluss machen, würden eng begleitet. Bensel: „Alle weiteren Schüler unterstützen wir intensiv bei der Vermittlung in alternative Schulen.“ Man sei proaktiv auf die Schüler und Lehrkräfte anderer Schulen zugegangen, um mögliche Übernahmen zu besprechen. Dies entspreche auch den Vorgaben der Regierung Oberbayern, für deren fortlaufende Unterstützung man sehr dankbar sei.
In den vergangenen zwei Jahren - seit der Übernahme durch den chinesischen Investor - habe man verstärkt in diverse lokale und überregionale Marketingtätigkeiten investiert, um potenzielle Schüler besser zu erreichen - sei es durch Anzeigenkampagnen, Social Media Aktivitäten, Workshops oder Karriere-Infotage sowie die Teilnahme an verschiedenen Messen. „Zudem sind wir regelmäßig mit der Politik und der Regierung in den Austausch in Bezug auf zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten getreten“, erläutert der Geschäftsführer die Versuche, das Ruder trotz des Abwärtstrends doch noch herumzureißen.
Traditionelle Ausbildungswege nicht mehr angenommen
Warum man sich nun aus Bad Reichenhall als Akademie zurückziehen wird, erklärt Bensel folgendermaßen: „Die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden genießt auch weiterhin höchste Priorität bei der Deutschen Hospitality. Unser Personalentwicklungsteam arbeitet parallel an zeitgemäßen, flexiblen, digitalen Lernformaten mit neuen Lerninhalten. Vor allem für unsere eigenen Fachkräfte/Professionals, aber auch Quereinsteigende, die wir an das Hotel- und Gastronomiegeschäft heranführen wollen. Diese Neuausrichtung ist auch für unsere Betriebe hilfreich, weil wir tendenziell eher zu unseren Hotels vor Ort kommen oder auf neuem digitalem Weg. Die traditionellen Ausbildungswege, die wir in Bad Reichenhall über die Steigenberger Akademie bisher durchgeführt haben, werden vom Markt und von der nachwachsenden Generation nicht mehr angenommen.“
Damit endet eine lange Tradition von Steigenberger in Bad Reichenhall.
Auch für Oberbürgermeister Christoph Lung kommt die Entscheidung überraschend, wie er mitteilt. „Mit großem Bedauern habe ich vergangenen Mittwoch unerwartet erfahren, dass der Investor nicht weitermachen will und die Steigenberger Akademie zum Ende dieses Schuljahres schließen wird. Das ist zweifellos eine schlimme Nachricht für die Beschäftigten, aber auch für uns als Stadt insgesamt. Damit endet eine lange Tradition von Steigenberger in Bad Reichenhall“, erklärt Lung.
Zusammen mit Landrat Bernhard Kern sei er noch am selben Tag vor Ort gewesen, um sich über die Lage und das weitere Vorgehen unterrichten zu lassen. „Derzeit loten wir alle Optionen aus, wie es auf dem Areal weitergehen kann“, so Lung, ohne genauer darauf einzugehen, um was für Optionen es gehen könnte. Es steht nur fest, dass die DH mit dem Vermieter gesprochen und den Mietvertrag für die Immobilie dementsprechend gekündigt hat.