Verwaiste DAV-Hütte
Immer noch kein neuer Pächter: Bleibt das Reichenhaller Haus am Hochstaufen in dieser Saison zu?
Bald öffnen wieder die Berghütten in der Region. Doch das Reichenhaller Haus am Hochstaufen ist immer noch verwaist. Was die Suche nach einem neuen Pächter so schwierig macht und warum ein Leerstand auch keine Lösung ist, erklärt Max Walch vom DAV im Gespräch.
Bad Reichenhall – Vergangenen Herbst kam die traurige Nachricht, dass die langjährigen Pächter das Handtuch werfen. „Wir hatten über Jahre keinen richtigen Sommer mehr und wollen nach 15 Jahren einfach ins normale Leben zurück“, erklärte Andreas Frommelt die Entscheidung seiner Familie, das sogenannte Staufenhaus aufzugeben. Seitdem sucht der DAV nach einem neuen Pächter. „Normalerweise würde die Saison am 1. Mai starten. Mit der Schneelage hätte sich das aber sowieso verzögert“, sagt Max Walch, 1. Vorstand der DAV-Sektion Bad Reichenhall im Gespräch.
„Bisher hat es eher nicht so ausgeschaut, als würden wir dieses Jahr aufmachen. Diese Woche haben sich aber wieder zwei Leute gemeldet, die es machen wollen. Die werden aber sicher auch nicht vor Juni anfangen, weil sie ein bisschen Vorlauf brauchen“, so Walch. Mit den Bewerbungen sei es ein ständiges Auf und Ab. „Zwei Wochen lang war absolute Stille. Zuvor hatten sich in einer Woche gleich drei Leute auf einmal gemeldet.“ Es gibt mehrere Gründe, warum sich die Suche so schwierig gestaltet.
Das Reichenhaller Haus wird generalsaniert
Was viele Interessenten abschreckt, ist die geplante Generalsanierung der Hütte. Nach der Saison 2025 soll der über die Jahre angebaute Teil abgerissen werden. Ab 2026 wird dann neu gebaut. Das bedeutet, dass der Hüttenbetrieb während der Saison 2026 nur sehr eingeschränkt stattfinden kann. Übernachtungen werden nicht möglich sein. Tagesgästen können in dieser Zeit aber wohl zumindest Speisen und Getränke angeboten werden.
Zudem steht das Reichenhaller Haus seit Kurzem unter Denkmalschutz. „Der bisherige Plan hat allerdings auch schon vorgesehen, dass der denkmalgeschützte Steinbau erhalten bleibt“, betont Walch. An der grundlegenden Planung habe sich somit nichts geändert. „Es kann aber sein, dass noch weitere Auflagen beim Bau oder bei der Renovierung des Altbaus folgen. Aber im Genehmigungsverfahren sind wir noch nicht so weit.“
Unter anderem sind folgende Maßnahmen geplant:
- Neue Pächterwohnung
- Trockenraum
- Neue Waschräume und WC-Anlage (Trockentoilette)
- 36 Übernachtungsplätze (ursprüngliche Anzahl)
Wassermangel war in den vergangenen Jahren immer wieder ein großes Thema auf den Berghütten in der Region. Das Reichenhaller Haus wird durch Regenwasser versorgt, das aufbereitet wird. Zwar herrscht aufgrund des geringen Umfangs an der Hütte keine Wasserknappheit wie zum Beispiel auf dem Stöhrhaus, aber durch die längeren Trockenphasen ist es dennoch nötig, die Kapazität der Wasserspeichertanks zu erweitern, was im Zuge des Umbaus geschehen wird. Eine Wasserleitung zu bauen, mache hingegen keinen Sinn, meint der DAV-Vorstand, „dafür sind die Kapazität an Wasser, das die Hütte verbraucht, zu gering und die Kosten zu hoch.“
Abenteurer haben falsche Vorstellungen
Ein weiteres Problem, einen geeigneten Pächter zu finden, liegt bei den Bewerbern selbst. Manche haben schlicht falsche Vorstellungen von dem, was sie auf der Hütte erwartet. Neben gastronomischen Kenntnissen liegt das Hauptaugenmerk vor allem auf der Logistik. „Man muss mit den Gerätschaften zurecht kommen. Wir haben eine Wasseraufbereitung, eine Photovoltaikanlage und ein Blockheizkraftwerk. Das muss alles bedient werden und kleinere Reparaturen muss man selbst machen. Da ist das Kochen nicht die größte Baustelle“, so der DAV-Vorstand.
Unter den zehn Bewerbern aus der ersten Runde seien gleich drei gewesen, denen direkt abgesagt wurde. „Das waren Leute, die sich das so weit weg von den Bergen als Abenteuer vorstellen. Bei vielen anderen Bewerbern war nach dem Durchgehen der Zahlen und der Aufgaben klar, dass es nicht das Richtige ist. Die hatten sich das eher als eine Art Feierabend-Alm gedacht.“
Pachterleichterungen zum Einstieg
Um die Pacht attraktiver zu gestalten, bietet der DAV deutliche Erleichterungen zum Einstieg und während der Sanierungsphase an. Der Alpenverein ist auch schlicht auf einen Pächter angewiesen. Walch: „Wenn wir die Hütte leer stehen lassen, müssen wir uns trotzdem darum kümmern. Wir müssen regelmäßig rauf gehen und nach dem Rechten schauen. Auch während der Bauphase braucht man jemanden, der die Hütte beaufsichtigt und die Bautrupps verpflegt und unterbringt.“ Interessierte finden die Ausschreibung auf der Website des DAV.
Neben der verwaisten Hütte bleibt für Fans des Hochstaufens noch ein weiteres Ärgernis bestehen: Die Parkplatzproblematik an der Padinger Alm. Oberbürgermeister Christoph Lung hat auf Anfrage in der Bürgerversammlung erklärt, dass hier keine Lösung in Sicht sei. Auch dem DAV sind die Hände gebunden. „Für uns als Sektion ist das nicht das große Problem, aber auf die Tagesgäste hat das mit Sicherheit keinen positiven Einfluss. Wir haben keine Möglichkeit, auf dieses Verfahren zwischen Stadt und Eigentümer Einfluss zu nehmen“, betont Walch. Bleibt zu hoffen, dass sich doch noch bald ein passender Pächter für das Reichenhaller Haus findet und die Tradition der beliebten Berghütte weitergeführt werden kann.
mf