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90-tägiger Aufschub

Trumps „Spiel“ mit der Weltwirtschaft: Darum bringt die Zollpause nur kurzes Aufatmen

Trump verhängt reziproke Zölle, nur um sie kurz darauf wieder aufzuschieben. Die Weltmärkte können aufatmen, doch nicht alle sind von der Zollpause betroffen. Es bleibt eine „enorme Unsicherheit“.

Washington - Das Zollchaos rund um den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nimmt kein Ende. Nachdem Trump in der vergangenen Woche angekündigt hatte, reziproke Zölle zu verhängen – also Gegenzölle als Antwort auf Importzölle auf amerikanische Produkte im Ausland – rudert der Republikaner nun wieder zurück. Am 9. April traten die Zölle, die auch die EU mit 20 Prozent treffen sollten, um Mitternacht in Kraft. Doch bereits wenige Stunden später wurden sie – vorerst – wieder ausgesetzt. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social schrieb Trump, er habe eine 90-tägige Aussetzung der Zölle genehmigt. Auch wenn die Weltmärkte vorerst aufatmen können, trifft die Zollpause nicht alle – im Gegenteil: Gegenüber China verschärft Trump den Ton erneut.

Trump zeigt sich „flexibel“ – die US-Märkte reagieren positiv und steigen stark an

Eben noch schwingt Trump den Zollhammer und bezeichnet das Gerücht, die reziproken Zölle würden verschoben, als „Fake News“ – und im nächsten Moment verschiebt er sie dann doch. Die Begründung: „Ich fand, dass die Leute ein bisschen aus der Reihe getanzt sind, sie wurden aufmüpfig, wissen Sie“, sagte Trump gegenüber Reportern. Weiterhin erklärte er, „man müsse flexibel sein“. Damit spielte er auf die Entwicklung der Märkte an, die infolge seiner Ankündigung massiver Zölle enorme Kurseinbrüche verzeichneten.

Kurz nach Inkrafttreten der weltweiten reziproken Zölle setzt US-Präsident Trump diese für 90 Tage aus.

Der Unternehmensindex S&P 500 stürzte zeitweise um knapp zehn Prozent ab und erlebte seinen schlimmsten Zwei-Tages-Einbruch seit März 2020. Der Technologieindex Nasdaq 100 verlor seit Februar rund 20 Prozent. Trumps Ankündigung des Zollaufschubs drehte die Stimmung an den Märkten dann um 180 Grad: Der S&P 500 legte seitdem rund 9 Prozent zu, der Nasdaq sogar 12,2 Prozent. Auch der DAX erholte sich deutlich und startete am Donnerstag mit einem Plus von rund 7 Prozent in den Handelstag.

Nur ein „Spiel“ für Trump: Diese Zölle fallen nicht unter den 90-tägigen Aufschub

Zeit zum Durchatmen verschafft die Pause auch vielen der Länder, die von den hohen Zöllen betroffen sein sollten. Der kanadische Premierminister Mark Carney schrieb auf der Social-Media-Plattform X: „Die von Präsident Trump angekündigte Pause bei den gegenseitigen Zöllen ist eine willkommene Erleichterung für die Weltwirtschaft.“

Doch nicht alle Zölle sind von dem 90-tägigen Aufschub betroffen: Gerade gegen Kanada und Mexiko hatte Trump bereits im März Zölle in Höhe von 25 Prozent verhängt – allerdings nur auf eine Auswahl von Importen aus Kanada. Diese Zölle bleiben vorerst bestehen, könnten aber durch eine Einigung auf 12 Prozent gesenkt werden. Auch die allgemeinen Mindestzölle von zehn Prozent, die Trump am 5. April auf fast alle Länder erhoben hat, bleiben in Kraft – ebenso wie seine 25-prozentigen Zölle auf Stahl und Aluminium sowie die Zölle auf Autos.

Für den demokratischen US-Senator Chuck Schumer ist Trumps Zollpolitik genau das: ein „Spiel“. „Er glaubt, er spiele mit der Wirtschaft Rotlicht, Grünlicht. Aber für amerikanische Familien ist es sehr real“, schrieb Schumer am Donnerstag auf X.

Erstmal kein Ende in Sicht für den Handelskrieg zwischen China und USA

Wenig Luft bleibt vor allem China. Seit den ersten Zöllen von zehn Prozent, die Trump Anfang Februar gegen das Land verhängte, liefern sich China und die USA einen erbitterten Schlagabtausch. Das Resultat: 125-prozentige Zölle auf chinesische Importe in die USA. Trump hatte die Zölle als Reaktion auf Chinas Gegenzölle zunächst von 54 auf 104 und schließlich auf 125 Prozent erhöht. Peking reagiert mit Gegenzöllen in Höhe von 84 Prozent auf US-Importe.

Verantwortlich für die hohen Zölle gegen China, die nicht von der 90-tägigen Pause betroffen sind, sei laut US-Finanzminister Scott Bessent das Land selbst. „Wie ich vor einer Woche an dieser Stelle allen gesagt habe: ‚Üben Sie keine Vergeltung, und Sie werden belohnt‘“, warnte er am Mittwoch.

Daniel Russel, Vizepräsident für internationale Sicherheit und Diplomatie am Asia Society Policy Institute, betont gegenüber Reuters jedoch, dass auch China vorerst nicht nachgeben wird: „Peking glaubt, dass Trump Zugeständnisse als Schwäche ansieht, sodass ein Nachgeben nur noch mehr Druck erzeugt“, erklärt er.

„BE COOL!“: Warum sich laut Experten aktuell nicht aufatmen lässt

Allzu lang wird die Zollpause für die Welt wohl nicht andauern. Die US-Regierung führt weiterhin Untersuchungen zu möglichen Zöllen auf Kupfer und Holz durch. Weitere Maßnahmen kündigte Trump in der Vergangenheit auch auf Importe von Mikrochips sowie Arzneimitteln an. Letzteres könnte vor allem viele große Hersteller in Deutschland treffen. In den nächsten 90 Tagen wolle Trump jedoch zunächst Verhandlungen führen. Rund 70 Länder seien laut ihm daran interessiert, ein Abkommen mit ihm zu schließen.

Währenddessen zeigt sich Trump gelassen: „BE COOL!“, schrieb er vor der Verkündung der 90-tägigen Pause auf Truth Social. „Alles wird sich zum Guten wenden. Die USA werden größer und besser sein als je zuvor!“ Es sei ein „großartiger Zeitpunkt“, um am Markt zu investieren, ergänzte er später.

Der Handelsexperte Nicolò Tamberi vom Centre for Inclusive Trade Policy ist jedoch wenig zuversichtlich. In der Financial Times erklärt er, dass Unsicherheit genauso schlimm sein könne wie Zölle selbst. „Und hier herrscht enorme Unsicherheit“, sagt er und ergänzt: „Selbst wenn Trump heute Vereinbarungen trifft, um die Auswirkungen von Zöllen zu vermeiden, könnte er seine Meinung morgen ändern.“

Rubriklistenbild: © IMAGO/Pool/ABACA

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