Amtseinführung von Trump
„Reines Getöse“: Darum sind Trumps Zölle ziemlich unwahrscheinlich
Donald Trump bezeichnet sich selbst als „Mann der Zölle“. Doch wie realistisch sind seine angekündigten Zollerhöhungen? Eine Analyse von Morningstar zeigt überraschende Ergebnisse.
Washington - Mit der Amtseinführung des designierten Präsidenten Donald Trump, rückt die Diskussion um seine Zollpolitik weiter in den Fokus. Während des US-Wahlkampfs bezeichnete sich Trump selbst als „Mann der Zölle“ und warnte vor einheitlichen Zöllen von zehn bis 20 Prozent. Für China verkündete er Zölle in Höhe von 60 Prozent zu erheben. Das US-amerikanische Investment Research Unternehmen Morningstar hat die Wahrscheinlichkeit berechnet für die mögliche Umsetzbarkeit. Eine Umsetzung könnte nicht nur in Deutschland spürbar sein, sondern auch den durchschnittlichen amerikanischen Haushalt treffen.
Morningstar rechnet mit geringer Wahrscheinlichkeit für Trumps Universalzölle
Seit Monaten wird eine Zollerhöhung und die möglichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hitzig debattiert. Trump kündigte nun in einem Bericht des Wall Street Journals an, am ersten Tag seiner Präsidentschaft von neuen Zöllen erstmal abzusehen. Dennoch plane er, die Behörden anzuweisen, Handelsdefizite und unfaire Handelspraktiken zu untersuchen.
Abgesehen von Trumps Aufschub, zeigt eine Rechnung von Morningstar, dass es sich bei den Universalzöllen von zehn bis 20 Prozent auf alle Importprodukte in die USA sehr wahrscheinlich, nur „um reines Getöse handelt“. Die Wahrscheinlichkeit, dass die einheitliche Zollerhöhung von zehn Prozent überhaupt in Kraft tritt, errechnet das Unternehmen mit zehn Prozent. Morningstar rechnet mit einer 20-prozentigen Chance, dass Trump sich ernsthaft für die Einführung der Universalzölle entscheiden wird. Sollte er das tun, besteht eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass diese auch umgesetzt wird. „In Anbetracht der großen Unsicherheit ist dies eine Art Münzwurf“, schlussfolgert der Bericht.
Gegen Trumps ernsthafte Absichten würden laut Morningstar mehrere Punkte sprechen. Zum einen wird argumentiert, dass seine Versprechungen nur dem Wahlkampfzwecke dienen bzw. er versuche Handelspartner unter Druck zu setzen. Weitere Punkte gehen davon aus, dass er bei versuchter Umsetzung Widerstand aus den eigenen Reihen der Republikaner bekommen würde. Außerdem gelten Zollmaßnahmen oft als Möglichkeit zur Ländersanktion, die im Falle eines Universalzolls weniger stark ausfallen könnten.
Trumps Zölle gegen China durchaus realistischer – doch massiver Widerstand der Wirtschaftsverbände droht
Die Möglichkeit, dass Trump Zölle in Höhe von 60 Prozent gegen China erheben wird, sieht die Morningstar Analyse als durchaus wahrscheinlicher. Der Bericht spricht dabei von einer „überparteilichen Anti-China-Stimmung“ im Land. Außerdem hatte Trump auch bereits während seiner ersten Präsidentschaft Zölle gegen China erhoben.
Daher rechnet Morningstar mit einer Wahrscheinlichkeit von insgesamt 36 Prozent, dass die hohen Zölle gegen China erfolgen werden. Hier liegt die Wahrscheinlichkeit bei 45 Prozent, dass Trump diese ernsthaft verfolge, und zu einer Umsetzung würde es dann mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit kommen. Aber auch hier werde „massiver Widerstand von Wirtschaftsverbänden“ folgen aufgrund möglicher Vergeltungsmaßnahmen aus China.
So könnten sich Trumps Zölle auf die US-Bürger auswirken - auch Deutschland bleibt nicht verschont
Beide Zölle zusammen würden sich laut Morningstar mit 1,9 Prozent auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA auswirken – 1,4 Prozent im Falle eines Universalzolls und 0,5 Prozent im Falle der chinesischen Zölle. Wegen des Risikos der Einführung solcher Zölle prognostiziert das Investment-Forschungsunternehmen ein BIP-Wachstum von nur noch 2,7 Prozent für die nächsten fünf Jahre in den USA. „Höhere Zölle führen eindeutig zu einem Rückgang des realen BIP und werden häufig als inflationssteigernd angesehen“, heißt es im Bericht.
Das Peterson Institute for International Economics hatte in einer früheren Studie berechnet, dass die jährlichen Extrakosten für einen durchschnittlichen US-Haushalt stark ansteigen würden. Bei einem universellen Zoll von 20 Prozent würden die Extrakosten über 2.600 US-Dollar betragen. Auch für Deutschland wären Universalzölle keine gute Nachricht, da die ohnehin rückläufige Wirtschaft weiter belastet würde. Das Ifo-Institut hat berechnet, dass durch die Zölle der deutsche Exporthandel um zwei Prozent sinken würde – 15 Prozent allein beim Export in die USA und weitere zehn Prozent im Handel mit China, da viele US-Produkte in Deutschland Vorleistungen für China erhalten.
Die Auswirkungen könnten auch Einkäufer des Billigmöbelherstellers Ikea spüren. Jesper Brodin, Chef des Ikea-Mutterkonzerns Ingka, erklärte im Handelsblatt, dass „Handelsbarrieren auf der ganzen Welt, sei es von einem Land oder einem anderen, die Möglichkeiten für Ikea einschränken, Dinge für viele Menschen erschwinglicher zu machen“.
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