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Nach US-Wahl

Trumps Handelskrieg mit China hätte auch für Deutschland Folgen

„Wird brutal“: Trump will Importe aus China mit 60-Prozent-Zöllen überziehen. Zu spüren bekämen das auch die deutschen Auto- und Maschinenbauer.

Donald Trump wurde zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt, nun muss die Welt damit klarkommen, dass ab Januar im Weißen Haus erneut der erratische Republikaner sitzt. Was weniger klar ist: wofür Trump wirklich steht. Pläne hat Trump zwar viele verkündet in den letzten Wochen und Monaten, aber schon während seiner ersten Amtszeit hatte sich der heute 78-Jährige äußerst sprunghaft gezeigt. Da konnten vermeintliche Freunde schnell zu erbitterten Gegnern werden. Vor allem, wenn Trump das Gefühl hatte, über den Tisch gezogen zu werden.

Zu spüren bekam das zum Beispiel Xi Jinping, der chinesische Staats- und Parteichef. Im Wahlkampf 2016 hatte Trump China noch vorgeworfen, die USA mit ihrer angeblich unfairen Handelspolitik zu „vergewaltigen“. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt empfing er Xi dann mit viel Pomp in seinem Golfclub Mar-a-Lago, so als wäre nichts gewesen. „Präsident Xi ist ein toller Kerl, ich bin sehr gerne mit ihm zusammen“, schmeichelte Trump.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Trump will China-Importe mit 60-Prozent-Zöllen belegen

Zwei Jahre später war aus dem „tollen Kerl“ dann auf einmal ein erbitterter Gegner geworden, die USA belegten viele chinesische Importe mit 25-Prozent-Zöllen. Als Anfang 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, schwärmte Trump plötzlich wieder von seiner „tollen Beziehung zu Präsident Xi“ – nur um wenig später noch mehr chinesische Waren mit Importzöllen zu überziehen.

Man sollte also Trumps Ankündigung aus dem zurückliegenden Wahlkampf, die Zölle auf China-Importe noch einmal drastisch zu erhöhen, nicht allzu wörtlich nehmen. Güter im Wert von rund drei Billionen US-Dollar importieren die USA jährlich, davon zuletzt Waren im Wert von 448 Milliarden aus China. Zwischen zehn und 20 Prozent zusätzlich will Trump auf alle Importe erheben, auf Einfuhren aus der Volksrepublik sollen gar 60 Prozent fällig werden. So zumindest der Plan.

„Ich denke nicht, dass es pauschal Zölle in Höhe von 60 Prozent geben wird“

Mikko Huotari, Direktor der Berliner China-Denkfabrik Merics, glaubt, dass die 60 Prozent lediglich ein Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen sind. So könnte Trump etwa von China fordern, mehr in den USA zu investieren. Und anders als noch vor ein paar Jahren wäre China wohl verhandlungsbereit. Denn hohe Schulden, geringer Konsum und eine schwelende Immobilienkrise haben das Land fest im Griff.

Für den Export bestimmte Fahrzeuge des Herstellers BYD warten im Hafen von Yantai auf die Verladung.

„Ich denke nicht, dass es pauschal Zölle in Höhe von 60 Prozent geben wird“, sagt Huotari. Schon allein, weil hohe Zölle viele Waren für amerikanische Verbraucher empfindlich verteuern würden. Was nur schlecht zu Trumps Versprechen passt, die Inflation zu senken. „Ein Zoll ist eine Steuer, die der US-Importeur zahlt, nicht das Ausland oder der Exporteur“, warnte unlängst der US-Einzelhandelsverband NRF. „Diese Steuer wird letztlich durch höhere Preise den Verbrauchern aus der Tasche gezogen.“

Nach Trump-Sieg: „China-Ausfuhren in andere Länder werden verstärkt werden“

Einen weiter eskalierenden Handelskonflikt zwischen Peking und Washington bekäme auch Deutschland zu spüren, glaubt Huotari. Denn China würde wohl versuchen, Waren, die es nur noch mit großen Schwierigkeiten in die USA exportieren könnte, in Europa loszuwerden. Betroffen wären davon etwa die hiesigen Maschinenbauer, denen Billig-Konkurrenz aus China droht. „Die Ausfuhren in andere Länder werden verstärkt werden“, so der China-Experte. „Die Umlenkungseffekte für die Europäische Union werden brutal sein“.

Auch die deutschen Autohersteller könnten einen neuen Handelsstreit zu spüren bekommen. Zwar sei nicht damit zu rechnen, dass vermehrt billige chinesische E-Autos nach Deutschland kämen statt auf den amerikanischen Markt, sagt Huotaris Kollege Jacob Gunter. Die Biden-Regierung hatte schließlich bereits 100-Prozent-Zölle gegen China-Autos mit Elektroantrieb verhängt. „Mehr Zölle werden nicht dazu führen, dass Automobilexporte, die in die USA gegangen wären, nach Europa umgelenkt werden, weil es keine aktuellen Exporte gibt, die umgelenkt werden könnten“, so Gunter. Er verweist auf ein anderes Problem: Europäische Autobauer mit Fabriken in den USA, die in ihren Fahrzeugen Komponenten aus China verbauen, dürften Trumps geplante Zölle schmerzlich zu spüren bekommen.

„Um ein Friedenspräsident zu sein, muss Trump die Zusammenarbeit mit China suchen“

Auch in China glaubt man, dass die 60 Prozent nicht in Stein gemeißelt sind. Denn auch Trump sei auf Zugeständnisse angewiesen, schrieb Henry Huiyao Wang, Direktor der staatsnahen chinesischen Denkfabrik Center for China and Globalization, vor der Wahl. So habe Trump etwa versprochen, den Ukraine-Krieg zu beenden, und das gehe nur mit chinesischer Hilfe. „Um sein Versprechen zu erfüllen, ein Friedenspräsident zu sein, muss Trump möglicherweise die Zusammenarbeit mit China suchen“, so Wang. Trump sei kein Ideologe, sondern „ein pragmatischer Politiker, der sich auf die Lösung konkreter Probleme konzentriert“, und werde mit China wohl über mögliche Zölle verhandeln, statt sie einfach einzuführen.

Rubriklistenbild: © STR/AFP

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