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1500 Euro Rente im Monat

„Ärgere mich“: Die Rente reicht für Hausfrauen nicht – und das hat System

In Deutschland sind mehr Frauen als Männer von Altersarmut betroffen. Das hat auch System – schließlich wird immer noch von Müttern mehr unbezahlte Care-Arbeit übernommen, als von Vätern.

München – Immer wieder ist die Meldung zu lesen: Frauen sind im Alter ärmer als Männer, beziehen deutlich niedrigere Renten, sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Altersvorsorge. 2023 betrug der sogenannte „Gender Pension Gap“ satte 39,4 Prozent – so viel weniger Alterseinkünfte hatten Frauen im Vergleich zu Männern. Im Schnitt beziehen Frauen über 65 Jahre 15.291 Euro im Jahr (ohne Hinterbliebenenrenten), Männer haben 25.248 Euro jährlich zur Verfügung. Mit Hinterbliebenenrenten (Witwenrente) schließt sich diese Lücke etwas auf 27,1 Prozent.

Mütterrente kann die Rente etwas aufbessern – und muss beantragt werden

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) gilt damit jede fünfte Frau in Deutschland als armutsgefährdet. Die Gründe dafür sind zwar vielfältig, haben jedoch System: Frauen, die heute in Rente gehen, haben in der Regel mehr Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen) geleistet als Männer, haben dafür häufiger in Teilzeit gearbeitet oder sind überhaupt keiner Lohnarbeit nachgegangen und haben dadurch kaum Rentenpunkte gesammelt. Wenn dann noch die Ehe in die Brüche geht, dann ist das für viele Frauen in Deutschland ein finanzielles Desaster.

Das System wurde dabei schon ausgebessert, sodass künftige Rentnerinnen besser aufgestellt sein dürften, als heutige. So erhalten Mütter, deren Kinder nach 1992 geboren wurden, pro Kind drei Jahre Kindererziehungszeiten auf die Rente angerechnet. Pro Kind und Jahr gibt es einen Rentenpunkt, das entspricht ein Plus von 37,60 Euro Rente pro Monat. Maximal können Mütter zehn Jahre Kindererziehungszeiten angerechnet bekommen.

Viele Frauen werden mit der Care-Arbeit alleine gelassen. Das kann langfristig zu Altersarmut führen.

Für Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, gibt es auch Rentenpunkte, allerdings etwas weniger: Pro Kind gibt es maximal zwei Jahre und sechs Monate, die gutgeschrieben werden. Diese sogenannte Mütterrente gibt es auf Antrag.

Frauen machen mehr Care-Arbeit als Männer: eklatante Unterschiede bei der Teilzeit

Weitere Verbesserungen für Mütter sind weniger handfest und schwer zu steuern: So kommt es heutzutage häufiger vor, dass auch Männer in Elternzeit gehen und sich an der Kindererziehung beteiligen. Doch auch das passiert nur schleppend: Laut Destatis waren 2022 gerade mal drei Prozent der Väter von Kindern unter drei Jahren in Elternzeit gegangen; bei Müttern waren es 45 Prozent. Im Schnitt beziehen Männer in Deutschland für 3,5 Monate Elterngeld, Frauen beziehen im Schnitt 14,6 Monate lang. Das deutet darauf hin, dass noch immer die meisten Väter nur die zwei Pflichtmonate in Elternzeit gehen, während Mütter häufig bis zum dritten Lebensjahr des Kindes zu Hause bleiben.

Auch die Teilzeitquote ist zwischen den Geschlechtern enorm: fast 50 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter arbeiten in Teilzeit, während nur 13,3 Prozent der Männer das tun. Gefragt speziell nach der Elternschaft sieht das noch deutlicher aus: 67 Prozent aller Mütter arbeiten in Teilzeit und nur neun Prozent der Väter. Für die Rente bedeutet das: 67 Prozent der Mütter sammeln weniger Rentenpunkte als ihre Lebensgefährten, was sich später in eine schmale Rente übersetzen lässt.

Rente wird bei einer Scheidung gerecht verteilt

Dieses Modell funktioniert auch, wenn man davon ausgeht, dass das Paar bis ins Rentenalter zusammenbleibt und alles Vermögen geteilt wird. Allerdings ist das für sehr viele Paare nicht Realität: 2022 lag die Scheidungsquote in Deutschland bei 35 Prozent. Im Schnitt bleiben verheiratete Paare 15 Jahre zusammen, bevor sie sich trennen.

In der Rente erhalten Geschiedene über den sogenannten Versorgungsausgleich aber eine Unterstützung: Für die Jahre der gemeinsamen Ehe werden die Rentenansprüche gleichmäßig geteilt. So erhalten Ex-Frauen häufig noch etwas zusätzlich aus der Rente des Ex-Mannes. Wie die Deutsche Rentenversicherung erklärt, wird die genaue Höhe vom Familiengericht beschlossen.

Frauen erben weniger als Männer – in der Rente haben sie dadurch wenig Vermögen

Dass die gesetzliche Rente allein aber nicht reicht, das sollte den meisten Menschen klar sein. Im Schnitt erhalten Rentner und Rentnerinnen aktuell rund 1500 Euro Rente im Monat. Deswegen sollte jede und jeder noch zusätzlich fürs Alter vorsorgen. Doch auch da sehen wir einen Unterschied bei den Geschlechtern: Frauen haben viel weniger Vermögen als Männer. Das liegt neben den niedrigeren Gehältern und der Teilzeitarbeit auch daran, dass Frauen weniger erben als Männer – und wenn sie erben, dann zahlen sie höhere Steuern. Das hat eine Forscherin vom Max-Planck-Institut festgestellt.

Frauen erhalten demnach insgesamt 37 Prozent weniger Schenkungen und 13 Prozent weniger Erbschaften als Männer. Grundsätzlich gilt: je weniger Wert das Vererbte, desto geringer die Erbschaftsteuer. Trotzdem zahlen Frauen im Schnitt etwas mehr Erbschaftsteuer (4,4 Prozent, Männer hingegen nur 4,3 Prozent).

Das könnte folgenden Grund haben: Verschenkte oder vererbte Unternehmen werden vom Steuersystem besonders günstig behandelt. Töchter erhalten laut einer Studie jedoch häufiger die steuerlich teureren Vermögen wie Bargeld.

1500 Rente im Monat: Das System belohnt Frauen zu wenig

Wie all das für viele Frauen ausgehen kann, zeigt sich anhand eines Beispiels, über das die Zeit berichtet: Dort berichtet eine 72-jährige geschiedene Rentnerin über ihre finanzielle Lage. Sie hat vier Kinder erzogen, das erste bekam sie mit 26, ab da ging sie nicht mehr zur Arbeit, bis das jüngste Kind mit drei Jahren in den Kindergarten ging. Danach arbeitete sie als Selbstständige in Teilzeit. Heute bekommt sie eine Rente in Höhe von 840 Euro im Monat, durch den Versorgungsausgleich kommt sie auf 1500 Euro im Monat. Darüber hinaus hat sie kein Erspartes, kein Vermögen, hat nie geerbt.

Sie habe zudem weder Rentenpunkte noch Gehalt bekommen während ihrer Zeit als Hausfrau. „Das werfe ich unserem Rentensystem auch vor: Für Hausfrauen wie mich hat das nie funktioniert“, sagte die Rentnerin. „Ich finde es schade, dass ich nicht gut genug vorgesorgt habe. Ich ärgere mich aber auch über unser Rentensystem. Ich finde, für die Kindererziehung müsste es mehr Rentenpunkte geben“, sagt sie in der Zeit. Mit 72 Jahren arbeitet sie weiter als Physiotherapeutin, um sich selbst über Wasser zu halten.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Kasper Ravlo

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