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„Angespannte“ Lage

China zwingt die Welt in die Knie: Deutsche Unternehmen müssen Produktion verringern

China limitiert den Export wichtiger Rohstoffe. Das wirkt sich immer stärker auf die Produktion in Deutschland aus. Es stehen Kürzungen bevor.

Peking – Alarmstimmung in der Weltwirtschaft: Die chinesischen Exportbeschränkungen für Seltenerdmetalle und andere seltene Rohstoffe sorgen für immer größere Probleme. Weltweit schließen sich Autohersteller ihren US-Kollegen an und beschweren sich darüber, dass wichtige Ressourcen aus China fehlen. Verzögerungen und Ausfälle behindern die Produktion. Die deutschen Hersteller sind ebenfalls schwer getroffen.

„Sehr angespannte“ Lage wegen China-Maßnahme – deutschen Herstellern fehlen seltene Erden

Offenbar sorgen die chinesischen Exportkontrollen für seltene Erden für immer größere Probleme innerhalb der Wirtschaft. Erste Firmen müssen angeblich bereits die Produktion herunterfahren, weil wichtige Komponenten fehlen. Andere stehen nur kurz davor, ähnliche Schritte zu vollziehen. Dabei sind verschiedene Branchen betroffen: unter anderem die Rüstungsindustrie, Medizintechnikhersteller, Elektronikkonzerne und Autobauer.

China zwingt die Welt in die Knie: Deutsche Unternehmen müssen Produktion drosseln

Hintergrund des Ganzen sind Exportkontrollen, die die chinesische Regierung Anfang April auf sieben wichtige seltene Erden und Seltenerd-Magnete eingeführt hat. Diese Rohstoffe kommen in einer weiten Bandbreite von Anwendungen zum Einsatz, unter anderem bei Elektromotoren oder Batteriezellen. Es handelt sich nicht um ein glattes Verbot, aber die Käufer müssen Anträge stellen, die China zeitaufwändig prüft und nur mit Glück durchgehen lässt.

Die Lage sei „sehr angespannt“, zitierte das Handelsblatt hierzu Jens Eskelund, den Präsidenten der europäischen Handelskammer in Peking. Unternehmen hätten zwar Vorräte angelegt, um Lieferengpässe zu überbrücken, aber diese sollen mittlerweile nahezu aufgebraucht sein. Erste Unternehmen müssten nun die Produktion drosseln, weitere würden schon bald folgen.

Exportbeschränkungen für seltene Erden – China verfügt über Monopol

Es ist längst nicht der erste Schritt, den China in diese Richtung geht. Schon seit Monaten begrenzt das „Reich der Mitte“ strategisch wichtige Rohstoffe, so etwa Anfang 2023 die Ausfuhr von Vorprodukten der Sprengstoffproduktion. Im Februar 2025 hatte China die Ausfuhr des Metalls Wolfram nebst einigen weiteren wichtigen Rohstoffen beschränkt, nur wenige Monate davor standen auch Gallium und Antimon auf einer Liste von limitierten Metallen.

Für den Westen besteht dabei das erhebliche Problem, dass China fast 70 Prozent der weltweit benötigten seltenen Erden abbaut. Myanmar, Australien und die USA bauen einen Großteil der verbliebenen 30 Prozent ab. Darüber hinaus führt China fast 90 Prozent der Raffinierungsprozesse durch. Auch die New York Times berichtete bereits davon, dass diese Maßnahmen extreme Knappheiten in Fabriken des Westens, darunter in den USA und Europa, ausgelöst hätten.

Noch ein China-Monopol – niemand sonst kann seltene Erden raffinieren

Hier ein kurzer Exkurs: Seltene Erden kommen – trotz ihres Namens – eigentlich recht häufig vor. Sie sind über die ganze Welt verteilt, allerdings findet man sie nur selten in ausreichenden Mengen, dass sich ein Abbau lohnt. Noch dazu braucht es einen hochkomplexen chemischen Vorgang, um sie voneinander oder von den Metallen zu trennen, an die sie für gewöhnlich angebunden sind.

Diese chemischen Verbunde aufzubrechen, kann eine Vielzahl von verschiedenen Stufen chemischer Prozesse kosten. Der ganze Prozess ist auf starke Chemikalien angewiesen, die (wie es zum Beispiel in chinesischen Raffinierungsgebieten passiert) zu schweren Umweltverschmutzungen führen können. China raffiniert also nicht nur den kompletten Bestand seiner eigenen seltenen Erden, sondern auch große Teile der Erzeugnisse anderer Länder wie Myanmar oder der USA.

Anwendung von seltenen Erden – Rüstungsindustrie liegt auf dem Trockenen

Der Hauptverbraucher für die Rohstoffe, die China im April mit Handelsbeschränkungen versehen hat, ist die Autoindustrie. Diese verschlingt gewaltige Mengen an hitzeresistenten Magneten, die aus seltenen Erden hergestellt werden. Daneben sind Hersteller von Halbleitern, medizinischen Chemikalien, Robotern, Offshore-Windkraftanlagen sowie militärischer Hardware von diesen Rohstoffen abhängig.

Das Center for Strategic & International Studies (CSIS) listet unter anderem F-35-Kampfflugzeuge, U-Boote der Virginia- und der Columbia-Klasse, Tomahawk-Raketen, Radarsysteme und „smarte“ Bomben als Waffensysteme auf, die auf seltene Erden angewiesen sind. Zum Beispiel benötigt ein einzelner F-35-Jet mehr als 900 Pfund (0,41 Tonnen) Seltenerdmetalle. Ein U-Boot der Virginia-Klasse braucht mehr als die zehnfache Menge.

Lieferungen „praktisch eingestellt“ – China schließt die Faust um seltene Erden

Genau das ist es, was jetzt auch den deutschen Rüstungskonzernen Sorge bereitet. „Nur bei TNT ist Europa mittlerweile unabhängig. Aber das ist ein sehr primitiver Sprengstoff“, zitierte das Handelsblatt den Manager eines deutschen Rüstungskonzerns. Die Lage habe sich zugespitzt. Die Versorgung mit Germanium sei ebenfalls kritisch; dieses Halbleitermetall ist unabdingbar für den Bau von Nachtsichtgeräten. Hier habe China die Lieferungen „praktisch eingestellt“.

Laut dem CSIS ist China in dieser Hinsicht bereits auf dem Kriegsfuß. Die Munitionsproduktion laufe auf Hochtouren; außerdem habe Peking das Tempo beim Ankauf von fortschrittlichen Waffensystemen und Equipment angezogen – und ist dabei jetzt fünfmal schneller als die USA: „Während China sich mit einem kriegerischen Mindset vorbereitet, fahren die USA damit fort, unter den Bedingungen der Friedenszeit zu operieren“, erklärte der Thinktank.

Westen verschläft die richtigen Maßnahmen – und hinkt bei kritischen Rohstoffen hinterher

Europa hat diese Entwicklung ebenfalls drastisch unterschätzt. Zwar existiert auf EU-Ebene bereits der „Critical Raw Materials Act“, der für Unabhängigkeit in den Lieferketten für seltene Rohstoffe sorgen soll, aber die europäische Produktion braucht Jahre, um hochzufahren – Jahre, die China dem Westen nicht gegeben hat.

„Westliche Regierungen und Unternehmen haben die Erkundung von Antimon nicht ausreichend unterstützt – immerhin war China eine zuverlässige Quelle – aber nur einen Handelspartner zu haben, sorgt vorhersehbar für exakt solche Szenarien“, sagte Scott Eldridge, Chef des kanadischen Minenunternehmens Military Metals, dazu gegenüber IPPEN.MEDIA.

Dem CSIS zufolge hätte die Politik diese Entwicklung kommen sehen müssen: China hat seinen Rohstoffreichtum bereits 2010 einmal als Waffe eingesetzt. Damals ging es um Exportbeschränkungen nach Japan wegen eines Disputs um Fischerei. Peking behält sich vor, kritische Rohstoffe dann einzubehalten, wenn ihre Nutzung im Westen die nationale Sicherheit Chinas gefährden könnte – eine vage Voraussetzung, die China bei Bedarf auf alle Wirtschaftsbereiche anwenden könnte.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Xinhua

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