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Kontrolliert 90 Prozent am Weltmarkt

Könnte China die Herstellung von Waffen bei Rheinmetall und Co beeinträchtigen? „China könnte die Industrie verkrüppeln“

Für zahlreiche Industriezweige ist das Mineral Wolfram lebensnotwendig. China hat hier fast ein Monopol. Und könnte so die westliche Wirtschaft stark schädigen.

Toronto – Was der Mittlere Osten für Öl ist, wollte China für kritische Rohstoffe und Seltenerdmetalle werden – die Entscheidung war schon vor Jahrzehnten gefallen. Heute scheint es, als sei der Plan aufgegangen. Bei Dutzenden von Rohstoffen kommt kein Land der Welt um das Reich der Mitte herum, wenn es um die Beschaffung geht. Wie sich das auf die Wirtschaft auswirkt, müssen etwa die USA derzeit feststellen: Anfang Februar 2025 hatte China in Reaktion auf eine Zollerhöhung der USA die Ausfuhr von fünf wichtigen Rohstoffen beschränkt. Eines davon ist Wolfram – und es stellt auch für Europa ein großes Problem dar.

„China kontrolliert 90 Prozent“ von wichtigem Rohstoff – Wolfram ist „unersetzlich“

Das Wichtigste vorweg: Was ist Wolfram (englisch: Tungsten) und warum ist es für den Westen so wichtig? Unter anderem kommt es in der Herstellung von Halbleitern, Raketenantrieben, viele Arten von Munition und Schutzausrüstung vor. Hinzu kommt eine Vielzahl industrieller Anwendungen, etwa Schneidwerkzeuge oder Bohrer. „Wolfram ist im Grunde für alle Technologien der Energiewende überlebenswichtig“, erklärte Lewis Black, CEO von Almonty Industries, im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Darunter fallen etwa Batterien, Elektroautos oder Windkraftanlagen. Auch in der Forschung zur Kernfusion kommt Wolfram vor.

Xi Jinping in China (Symbolfoto). Das Mineral Wolfram ist für ganz Industriezweige überlebenswichtig. China hat hier beinahe ein Monopol. Und könnte die westliche Wirtschaft schwer schädigen.

Für diejenigen Unternehmen, die mit Tungsten arbeiten, gibt es vor allem ein grundlegendes Problem: Wolfram ist selten und die meisten größeren Vorkommen auf der Welt konzentrieren sich auf einige wenige Gegenden. Vor allem nennt Black hier China als Herkunftsort. „Die Metalle, über die wir am meisten hören, also Lithium, Kupfer, Nickel oder Seltene Erden, sind eigentlich recht häufig. Wolfram dagegen ist unersetzlich. Es kommt nur in geringen Mengen vor und China kontrolliert etwa 90 Prozent der weltweiten Versorgung.“

„China könnte die Industrie verkrüppeln“ – Minen-Unternehmen warnt vor Monopol

Was bedeutet das für deutsche und europäische Unternehmen? Black zufolge bestehen hier verschiedene Handelsschranken. Sowohl die Europäische Union (EU) als auch die Volksrepublik China haben Beschränkungen für sogenannte Dual-Use-Güter eingesetzt (Güter, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Sektor zum Einsatz kommen), allerdings sind diese Regelungen deutlich anders ausformuliert. Während die EU zum Beispiel sehr enge Definitionen vorgelegt habe und zum Beispiel die Ausfuhr von spezifischen Halbleitern verbiete, seien die Bedingungen in China eher vage.

„Das erlaubt es ihnen, Exportlizenzen zu verweigern oder zu vergeben, wie es ihnen beliebt“, erklärte Black. „Das ist ein ernstes Sicherheitsrisiko für Deutschland und die EU. China könnte die Industrie (und im Besonderen die Verteidigungsproduktion) verkrüppeln, indem es den Wolfram-Export aussetzt, ohne auf viel Handelsüberschuss verzichten zu müssen.“ Anfang Februar hatten verschiedene Medien berichtet, dass genau das bereits passiert sei – China habe die Ausfuhr von Wolfram und vier weiteren kritischen Mineralien beschränkt. Unter anderem berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Almonty will in Korea fördern – um Wolfram-Versorgung zu sichern

Um die USA und Südkorea dennoch mit Wolfram zu versorgen, will Almonty die Sangdong-Mine in Südkorea reaktivieren. Die Mine hatte bereits im vergangenen Jahrhundert erfolgreich gearbeitet, sich aber dem Preisdruck aus China ergeben müssen. Sobald die Mine wieder ihre volle Kapazität erreicht, will Almonty (zuzüglich anderer Operationen wie der Panasqueria-Mine in Portugal) rund zehn Prozent des globalen Bedarfs an Wolfram produzieren.

Wegen der chinesischen Handelsbeschränkungen geht Black davon aus, dass deutsche Verteidigungsunternehmen es beim Kauf von China-Wolfram schwer haben werden. Die Sangdong-Mine soll außerdem kein Wolfram für Deutschland abwerfen – zuerst müssten die Kunden aus den USA und Südkorea bedient werden. „Das ist eine sehr ernste Situation“, erklärte Black.

Das hat auch die Europäische Union erkannt und Wolfram auf die Liste der sogenannten kritischen Rohstoffe gesetzt. Auf ihr befinden sich zukunftsträchtige Mineralien und Rohstoffe, die eine bestimmte Rolle in der Energiewende spielen und bei denen Abhängigkeiten bestehen. Bis 2030 hat die EU festgeschrieben, dass bestimmte Anteile des jährlichen Verbrauchs aus eigener Verarbeitung, Förderung und Recycling stammen müssen. Europa unternimmt derzeit Anstrengungen, um von China als Zulieferer wegzukommen, so gut es geht. Unter anderem stützen Unternehmen wie Norge Mining diese Bemühungen.

Wolfram-Beschaffung in Europa – Rüstungskonzern gibt Entwarnung

Bedeutet diese Entwicklung eine Wolfram-Knappheit in Europa? Nicht zwangsläufig. Die Europäische Union gab an, dass Spanien, Portugal und Österreich ebenfalls Tungsten produzieren. Das Wolfram- und Gold-Projekt El Moto in Spanien soll 91 Millionen Tonnen Wolframerz und 1,2 Millionen Unzen Gold abwerfen. Es soll einen „substanziellen Beitrag“ dazu leisten, Europas Wolfram-Versorgung zu stärken.

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall aus Nordrhein-Westfalen gab auf Anfrage durch IPPEN.MEDIA Entwarnung. Zwar brauche der Konzern Wolfram für Panzer- und Mittelkalibermunition – jährlich müssten es mehrere hundert Tonnen sein – allerdings verfüge er über sichere Lieferketten und könne den Bedarf weiter steigern. Engpässe gebe es keine, sagte ein Unternehmenssprecher. Thyssenkrupp hatte sich auf Anfrage noch nicht gemeldet.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Xinhua

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