Verband spricht von eindeutigen Beweisen
Jogger Andrea (26) von Bär zerfleischt: Gutachten bringt Wende - kommt „JJ4“ jetzt frei?
Nach der tödlichen Bärenattacke auf einen Jogger in Norditalien vor mehr als einem Monat behauptet ein italienischer Tierschutzverband, dass der Mann nicht von der „Problembärin“ mit Kürzel „JJ4“ getötet wurde. Das würde ein forensisches Gutachten bestätigen.
Trient - Am 5. März wurde Andrea Papi (26) beim Joggen am Rande des Orts Caldes von einem Bären getötet. Dies ist bestätigt. Doch nun sorgt eine Pressemitteilung der italienischen Liga gegen Tierversuche (LEAL) für Aufsehen. Wurde Andrea gar nicht von „JJ4“ getötet?
Denn der Verband reichte beim Verwaltungsgericht in Trient das Gutachten zweier Veterinärmediziner ein, das beweisen soll, dass der 26-jährige Trentiner nicht von dem Bärenweibchen, sondern von einem ausgewachsenen Bärenmännchen angegriffen und getötet worden sei. So beschrieben in der am Dienstag veröffentlichten Meldung.
Abstand von den Eckzähnen
Der festgestellte Abstand zwischen den Eckzähnen in den Bisswunden sei typisch für ein Bärenmännchen, hieß es. Das forensische Gutachten spricht bei Papis Verletzungen von „Läsionen, die durch Penetration eines Paars von Eckzähnen identifizierbar sind, die durch einen Abstand gekennzeichnet sind, der für die Eckzähne eines erwachsenen männlichen Bären typisch ist.“
Die Tierschutzvereinigung erklärt: „Bärenweibchen haben tatsächlich kleinere Maße als Männchen, sowohl was die Körpermasse als auch die Zahnmaße betrifft.“
Der Angriff auf den Jogger sei außerdem auf einen „langwierigen Versuch des Bären zurückzuführen, das Opfer zu vertreiben und abzuschrecken“. Die Beschreibung der Verletzungen entspreche nicht den Verletzungen, „die bei einem Angriff mit dem Ziel der Eliminierung des Gegners festgestellt werden.“
Tatsächlich gab es in der Region bereits im März einen Angriff eines männlichen Bären auf einen Spaziergänger, der einen Hund bei sich führte.
Freilassung von „JJ4“ gefordert
Der Tierschutzverband fordert die Freilassung der inzwischen eingefangenen JJ4 sowie den Rücktritt von Regionalpräsident Maurizio Fugatti, der die Tötung und den Fang der Bärin angeordnet hatte.
Die Eltern des getöteten Joggers reagierten auf das Gutachten und die Schlussfolgerungen des Vereins hingegen empört. Die Rekonstruktionen seien „fantasievoll und unglaublich“, wie sie über ihre Anwälte mitteilen ließen. Nichts werde ihnen ihren Sohn zurückgeben. „Aber wir werden keine weiteren Provokationen akzeptieren.“ Sie baten erneut um Respekt und Verständnis, würden jedoch mit „Kritik und inakzeptablen Provokationen“ konfrontiert, so die Anwälte weiter.
Anfang April war der Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole tot aufgefunden worden. JJ4, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten „Problembären“ Bruno, hatte den Mann laut bisherigen Erkenntnissen getötet. Sie konnte gefangen werden und befindet sich seitdem in einem abgesperrten Wildgehege. Die Münchner Gewerkschaft für Tiere hat angeboten, sie in ihrem Bärengnadenhof in Bad Füssing bei Passau aufzunehmen
Die Provinz Trentino unter Fugatti hatte bereits zwei Mal die Tötung der Bärin angeordnet - beide Male wurde die Entscheidung von einem Gericht in Trient kassiert. Die ursprünglich für den 11. Mai vorgesehene Anhörung vor Gericht wurde auf den 25. Mai verschoben. Dann soll über die Zukunft von JJ4 entschieden werden - wahrscheinlich auch unter Berücksichtigung dieses Gutachtens.
mz