„Da flogen schon mal Bierflaschen“
Teisendorf im Derbyfieber: Zwei Legenden erinnern sich zurück – Bürgermeister gibt Tipp ab
Wenn am Wochenende die Herrenmannschaften des SV Oberteisendorf und des TSV Teisendorf in der Kreisliga und in der A-Klasse aufeinandertreffen, birgt das zwar nicht mehr so viel Zündstoff wie noch vor über drei Jahrzehnten. Die Rivalität und die Anspannung um den Kampf der fußballerischen Hoheit in der Marktgemeinde sind in diesen Tagen dennoch zu spüren. beinschuss.de hat sich im Vorfeld mit zwei Protagonisten von früher unterhalten und Ergebnistipps von Bürgermeister Thomas Gasser eingeholt.
Oberteisendorf/Teisendorf – Michael Janietz (61) und Alfred Kern (57) können heutzutage locker darüber schmunzeln, wenn sie von den Derbys zwischen dem SV Oberteisendorf und dem TSV Teisendorf aus den 80er- und 90er-Jahren berichten. „Es waren schon hitzige Situationen dabei, aber unterm Strich ging es auf dem Rasen immer fair zur Sache“, wissen beide unisono zu berichten.
Teisendorf vor Kreisliga-Derby: Legenden erinnern sich
„Draußen auf den Rängen, da herrschte teilweise schon giftige Stimmung, einmal flogen auch Bierflaschen auf das Spielfeld“, ergänzt Michael Janietz, dessen Sohn Tobias vor drei Jahren für eine Saison zum SVO zurückgekehrt war und seit zwei Jahren das TSV-Trikot trägt. Janietz junior kickte neben dem SV Kirchanschöring auch für Wacker Burghausen und versetzte den Münchner Löwen vor sieben Jahren auf Giesings Höhen in deren erstem Regionalligaspiel nach dem lizenzbedingten Abstieg aus der 2. Liga einen kurzzeitigen Schock, als er die Wackerianer in der 33. Minute in Front brachte.
Dramaturgie des Schicksals: TSV 1860 München gewannen 3:1 und Janietz musste in der 80. Minute mit einer schweren Gesichtsverletzung vom Feld. Nun, sieben Jahre später, geht er mit dem TSV Teisendorf am Freitagabend (16. August) auf das Fußballfeld, in dessen direkter Nachbarschaft er aufgewachsen ist und auf dem er in seiner Jugend immer Schusstrainings absolviert hat. „Ich freu’ mich auf das Spiel. Natürlich wird die Anspannung steigen, aber es ist nicht so, dass ich fünf Nächte vorher nicht mehr schlafen könnte“, äußert sich Janietz jun. abgeklärt.
SV Oberteisendorf gegen TSV Teisendorf
Neben dem Interessenskonflikt bei den Janietz‘ bieten die beiden Derbykracher zum Saisonauftakt noch weitere Vermischungen. TSV „Vizepräsident“ Thomas Fürst hält beispielsweise beim Fußball zum SV Oberteisendorf, weil dort sein Sohn Michael etatmäßig im Kader der „Ersten“ zu finden ist. Patrick Aicher, Coach der Teisendorfer Reserve, betreibt wiederum mit seinen Eltern das Lebensmittelgeschäft in Oberteisendorf und Bäckermeister Alfred Kern seit 25 Jahren am Oberteisendorfer Kirchplatz eine Filiale. Die beiden Clubs ziehen zudem seit über 17 Jahren in der Jugendfördergemeinschaft (JFG) Teisenberg am gleichen Strang.
Auch wenn die Spieler im Alltag abseits des Rasens oftmals „Spezl“ sind, wird diese Kameradschaft am Freitag (16. August) und Samstag (17. August) für 90 Minuten ruhen. „Das war früher ähnlich“, wissen Michael Janietz und Alfred Kern aus der Vergangenheit zu berichten, wenngleich es bisher relativ wenig Derbys zwischen den beiden Vereinen gegeben hat. Der Grund dafür ist simple: „Die Konstellation war einfach so, dass wir aufgestiegen sind, während der TSV eine Klasse runtermusste, oder eben umgekehrt“, weiß Janietz aus der SVO Fußball Chronik zu berichten.
Erst im Jahr 1987, also 23 Jahre nach der Gründung des SV Oberteisendorf, sei es in der damaligen B-Klasse (Anm.d.Red. heute Kreisklasse) zu den ersten direkten Duellen gekommen. Drei Saisons lang kreuzten sich dann die Wege der beiden Teams mit einer Bilanz von vier SVO-Siegen, einem Sieg für den TSV Teisendorf und einem Unentschieden. Als Derby-Highlight nannten die beiden Fußballveteranen aber das Wieninger-Pokal-Finale im Jahr 1991. Der damalige C-Klassist TSV zwang den eine Klasse höher spielenden SVO ins Elfmeterschießen, scheiterte aber dreimal am glänzend aufgelegten Goalie Franz Baumgartner (Endstand 3:2 n.E.).
Teisendorf: Bürgermeister Gasser auf der Tribüne – und mit Tipp
„Wenn man sich vor und nach den Spielen auf der Straße begegnet ist, gab es schon mal ein paar Frotzeleien, das wird heutzutage nicht anders sein und gehört dazu“, sagt der 57-jährige Kern. „Von den Zuschauern habe ich mir in Oberteisendorf viel anhören müssen, die SVO-Spieler dafür aber von unseren Fans in Teisendorf auch“ grinst Kern und erinnert sich, „an ein paar Namen, die ich von mir noch gar nicht gekannt habe.“ „Das schöne dabei war aber auch, dass sich das nicht auf das Spielfeld übertragen hat und es dort zwar hart, aber trotzdem gesittet zur Sache ging“, ergänzt Michael Janietz.
Die letzten Punktspiele in der Kreisligasaison 2015/16 endeten 1:1-Unentschieden und mit einem 4:2-Sieg für den TSV. In einem Testspiel im Corona-Sommer 2021 behielten „die Roten“ knapp mit 4:3 die Oberhand.
Thomas Gasser, Erster Bürgermeister der Marktgemeinde Teisendorf, will bei beiden Spielen live dabei sein und lässt im Gespräch seine Spannung erkennen. „Es freut mich natürlich, dass es heuer gleich mehrere Derbys geben wird“, sagt Gasser und erklärt seine buchstäbliche Rolle „zwischen den Stühlen von zwei eigenen Vereinen“. Deshalb wünsche er sich für das Kreisliga-Spiel am Freitag ein torreiches 3:3-Unentschieden. Für das Reserve-Duell am Samstag hoffe er aus familiärer Sicht auf ein knappes 2:1 für den TSV, da sein Sohn Korbinian aller Voraussicht nach im Kader der „Rothosen“ sei.
Oberteisendorf ohne Tannhäuser – Überraschung im Kasten von Teisendorf?
Den Gastgebern steht am Freitag Offensivmotor „Lui“ Tannhäuser nicht zur Verfügung, der sich aktuell auf den Anfang Oktober in Bergen stattfindenden „Chiemgauer100“, ein 24 Stunden Laufevent, vorbereitet. Hierbei möchte Tannhäuser die 100-Kilometer-Marke brechen und pausiert bis dahin mit dem Fußball. SVO-Kapitän Daniel Aschauer ist darüber hinaus froh, keine verletzungsbedingten Ausfälle seiner Mitstreiter beklagen zu müssen und weiß von einer „Top-Stimmung in der Truppe“ zu berichten, die nichts zu verlieren habe.
Dünner könnte sich die Personaldecke bei den favorisierten „Rothosen“ darstellen. Neo-Coach Florian Huber muss urlaubsbedingt auf Franz Spiegelsperger verzichten. Die Brüder Daniel und Tobias Köck laborieren noch an Verletzungen, ihr Einsatz am Freitag entscheidet sich kurzfristig. Im TSV-Tor könnte sich eine Überraschung anbahnen „Comebacker“ Franz Schwangler, dessen aktive Laufbahn eigentlich schon länger als beendet galt, stand im letzten Testspiel gegen die SG Inzell/Weißbach (3:1) im Kasten.
„Franz war zuletzt öfter im Training und wollte schauen, ob er die 90 Minuten durchhält. Deshalb haben wir ihm im Testspiel die Chance gegeben“, kommentierte Huber auf Nachfrage. Konkrete Wechselabsichten auf der Torwartposition zum Nachteil des bisherigen Stammkeepers Patrick Brunold bestätigte Huber nicht. Zur Kreisligapartie am Freitag ab 18.30 Uhr erwarten die Gastgeber mehrere hundert Zuschauer. Das Derby der Reserven am Samstag beginnt um 15 Uhr ebenfalls im Sportpark an der Oberteisendorfer Jahnstraße. (mem)