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„Ich hätte damit niemals gerechnet“

Wie eine Fahrgemeinschaft nach Oberbergkirchen das Leben eines Ex-Regionalliga-Torwarts änderte


Manuel Glasl (SV 66 Oberbergkirchen)
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Manuel Glasl, der Mann mit der weißen Weste: Der Ex-Regionalliga-Torwart kassiert kaum noch Gegentore und dirigiert den unschlagbaren SV 66 Oberbergkirchen Richtung Meisterschaft.

Eine neue Mannschaft, eine lange Anfahrt und jede Menge Zweifel: Für Ex-Regionalliga-Torwart Manuel Glasl begann das Abenteuer SV 66 Oberbergkirchen mit einer simplen Fahrgemeinschaft – und entwickelte sich zu einer Reise, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellte.

Oberbergkirchen – Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Die von Manuel Glasl ist so eine. Noch vor knapp einem Jahr kickte der 25-Jährige beim TSV St. Wolfgang (Fußball-Kreis Donau/Isar). Der Spaß am Fußball? Fast verloren gegangen – trotz vorherigen Stationen in höheren Ligen wie in der Regionalliga Bayern beim TSV Buchbach oder der Landesliga Südost beim FC Töging. Doch dann kam alles anders. Eine einfache Fahrgemeinschaft mit seinem 51-jährigen Trainer Slobodan Jezildjic sollte sein Fußballerleben auf den Kopf stellen.

Heute steht Glasl beim SV 66 Oberbergkirchen zwischen den Pfosten – und ist Teil eines unglaublichen Fußballmärchens. 19 Spiele, keine einzige Niederlage. Nur acht Gegentore. Zwölfmal zu null gespielt. Der SV Oberbergkirchen rast ohne Bremsen Richtung Kreisliga – und der gebürtige Haager hält hinten dicht wie ein Fels. Das Erfolgsgeheimnis? „Weil jeder mitmacht“, sagt Glasl. „Das ganze Kollektiv versucht wirklich, die Null zu halten.“ Dazu ein Trainer, der jede Mannschaft haargenau analysiert und die Oberbergkirchener perfekt einstellt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Seit dem Frühjahrsauftakt musste Glasl in sieben Spielen nur ein einziges Mal hinter sich greifen.

Oberbergkirchen: Fahrgemeinschaft ändert Leben von Ex-Regionalliga-Torwart Manuel Glasl

Und das, obwohl die Vorzeichen andere waren. Noch in der vergangenen Saison kämpfte Oberbergkirchen bis zur letzten Minute gegen den Abstieg. „Unser Ziel war, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Jetzt haben wir es auch wirklich tatsächlich rechnerisch geschafft (lachend). Ich hätte damit niemals gerechnet“, sagt Glasl – und die Freude ist in jeder Silbe spürbar. „Deswegen freut es mich auch, dass wir da stehen, weil ich weiß, was wir jede Woche im Training abreißen und was wir auch dafür geben, um da oben auch zu stehen“ Sein Wechsel verlief dabei fast beiläufig. „Ich bin mit meinem Trainer zusammen hergekommen. Er meinte, es ist eine super Truppe, ein super Team. Durch die Fahrgemeinschaft wurde es realistisch, das gemeinsam durchzuziehen.“

Und es passte sofort. Glasl setzte sich im Torwartduell gegen Tobias Maier durch – auch, weil die Mannschaft ihn vom ersten Tag an mit offenen Armen aufnahm. „Die Jungs haben es mir super leicht gemacht. In einem eingespielten Team muss man sich erst mal etablieren – aber das fiel mir total leicht.“ Der Erfolg gibt ihm recht. Eine Szene bleibt besonders hängen: Beim 1:0-Sieg gegen FC Töging II rettete Glasl beim Stand von 0:0 mit einer starken Eins-gegen-Eins-Parade gegen Florian Huber den vermeintlichen Rückstand. „Groß gemacht, breit gemacht – wie im Torwarttraining gelernt“, erzählt er mit einem Grinsen.

Manuel Glasl träumt mit SV 66 Oberbergkirchen vom Kreisliga-Aufstieg

Einziger kleiner Wermutstropfen: das Gegentor zum 1:1 gegen den FC Kirchweidach durch Johannes Barth. „Ich habe ihn eigentlich gut zur Seite abgewehrt, aber der Außenspieler war schneller. Im Nachhinein hätte ich ihn einfach festhalten sollen. Das war die einzige falsche Entscheidung an dem Tag (lachend).“ Doch die positiven Momente überwiegen längst. Und nicht nur sportlich ist Glasl in Oberbergkirchen angekommen. Er hat auch den Spaß am Fußball wiedergefunden. „Ich habe mich in den Verein verliebt. Vom Abteilungsleiter bis zum Platzwart – es ist eine große Familie. Der Zusammenhalt ist Wahnsinn. Ich habe schon für nächstes Jahr zugesagt.“

Früher Regionalliga Bayern, heute Kreisklasse 3 – und dennoch glücklicher denn je. „In den höheren Ligen ging mir der Spaß verloren“, gibt Glasl offen zu. „Hier spielt man wieder mit Freunden, feiert Siege und hat einfach eine gute Zeit.“ Jetzt winkt die Krönung: Mit den Spielen gegen den Tabellenvierten SV Haiming (30. April), Dritten SV Kay (14. Mai) und dem Showdown gegen den ärgsten Verfolger TSV Neumarkt-St. Veit kann Oberbergkirchen nach über sechs Jahren die Rückkehr in die Kreisliga perfekt machen – zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte.

„Es ist ja schon sehr lange her, es wurde auch bisher erst einmal in der Vereinshistorie geschafft. Das wäre natürlich ein Riesenerfolg und ein sehr, sehr großes Fest wahrscheinlich“, sagt Glasl. Was vor einem Jahr mit einer Fahrgemeinschaft begann, könnte bald in einer riesigen Aufstiegsparty enden. Und mittendrin: ein Torwart, der nicht nur Bälle hält – sondern auch seine Fußballerseele gerettet hat. (mck)

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