Verhaltene Zustimmung auch aus der Region
So will der Fußball-Verband den Regelungs-Wust für Zweitvertretungen vereinfachen
Der umstrittene Paragraf 34 der Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), der die Einsatzberechtigung von Spielern in zweiten Mannschaften regelt, könnte bald Geschichte sein. Funktionäre des BFV arbeiten an einer Vereinfachung der Regelung.
Rosenheim/Teisendorf – Für viele Trainer und Abteilungsleiter ist er inzwischen ein rotes Tuch: der Paragraf 34 der Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). Er regelt, kurz gesagt, welche Spieler ein Verein – im Sinne der Fairness – wann in seiner zweiten oder dritten Mannschaft einsetzen darf. Doch daraus ist in Jahrzehnten ein Regelungswust geworden, der sich ausgedruckt über sechs DIN-A4-Seiten zieht. Angesichts des wachsenden Unmuts an der Basis versuchen die Top-Funktionäre des BFV nun den Befreiungsschlag.
So will der Fußball-Verband den Regelungs-Wust für Zweitvertretungen vereinfachen
„Alles soll einfacher und verständlicher werden“, sagt Andreas Mayländer, Mitglied im Verbands-Spielausschuss aus Teisendorf, der den Vorschlag mit ausgearbeitet hat. Das Ziel: Die Regelung soll wieder auf maximal eine Seite passen. In elf Videokonferenzen tingeln Mayländer und seine Kollegen zurzeit durch die bayerischen Fußball-Kreise, um ihre Ideen vorzustellen. In dieser Woche war der Kreis Inn/Salzach an der Reihe. Im Juni soll ein gemeinsamer Vorschlag stehen, den der Verbandstag im Mai 2026 beschließen soll.
Bisher ist ein Spieler, der in der ersten Halbzeit für die erste Mannschaft seines Vereins gespielt hat, für die nächsten zwei Spiele der zweiten Mannschaft gesperrt. Nach 15 Tagen – also zwei Wochenenden – ist er auf jeden Fall wieder spielberechtigt. Das klingt einfach. Und der Sinn dahinter ist klar: Man will verhindern, dass ein Verein plötzlich mit der halben Bezirksliga-Mannschaft in der A- oder B-Klasse auftaucht, etwa weil die erste Elf spielfrei ist oder die zweite noch um den Aufstieg oder gegen den Abstieg kämpft. Damit will der BFV eine Wettbewerbsverzerrung verhindern.
Ausnahmen und Sonderregelungen
Richtig kompliziert machen die Sache aber Ausnahmen für zweite Mannschaften in den B- und C-Klassen, Regelungen für die Relegation, für Spielgemeinschaften, für Vereine mit drei Mannschaften und für die Regionalligisten. „Eine sehr komplexe Regelung“, gesteht auch Mayländer. Für mehr Gerechtigkeit sorgt sie oft schon deshalb nicht, weil Trainer und Verantwortliche sich im Paragrafen-Dickicht verirren und Spieler auf der Bank schmoren lassen, obwohl sie längst spielen dürften. Oder umgekehrt.
Vor drei Jahren kam auch noch eine Sonderregelung für die Winterpause hinzu – eine neue Falle, in die seither regelmäßig Klubs tappen und vor dem Sportgericht landen. Spielwertungen und Geldstrafen sind die Folgen. Das hat das Fass wohl zum Überlaufen gebracht. Es brodelte an der Basis, mehrere Vereine brüteten selbst an Änderungsvorschlägen. Die unterschiedlichen Interessen will das Gremium um Verbandspielleiter Josef Janker (Cham) nun unter einen Hut bekommen.
Verhaltene Zustimmung für erste Ideen
Nach dem Vorschlag soll ein Spieler aus der ersten Mannschaft künftig nur noch für ein Spiel in der zweiten pausieren müssen, und zwar egal ob er 90 Minuten gespielt hat oder erst in der letzten Minute eingewechselt worden ist. Kickt die zweite Mannschaft – wie es in vielen Vereinen der Fall ist – am gleichen Wochenende nach der ersten, wären schon für den folgenden Spieltag wieder alle Spieler überall einsetzbar. Ausnahmen soll es nur für U23-Spieler geben, die oft mit Kurzeinsätzen an die „Erste“ herangeführt werden. Bis zu drei von ihnen sollen trotzdem jederzeit in der zweiten Elf spielen können.
Zum Jahres- und Saisonende wird alles auf Null gestellt, die umstrittene Winterpausen-Regelung fiele also wieder weg. Und an den letzten beiden Spieltagen dürfen Spieler in der zweiten Mannschaft nicht eingesetzt werden, die in der Rückrunde mindestens fünf Mal in der ersten gespielt haben. Das soll kleine Vereine mit nur einer Mannschaft schützen, von denen es immer mehr in Bayern gibt.
Die Resonanz der Fußballer bisher: verhaltene Zustimmung. Endlich werde die Basis von Anfang an in die Pläne eingebunden, lobten manche Vereinsvertreter. Einige pochen aber auf die gewohnten Sonderregelungen für Einwechselspieler. Andere fordern eine noch weitergehende Lockerung der Einsatzregeln für die unteren Klassen, weil ihnen sonst die Spieler auszugehen drohten. „Das ist alles nicht in Stein gemeißelt. Das ist nur eine Diskussionsgrundlage“, beschwichtigt deshalb Verbandsspielleiter Janker. (ah)