„Dahoam am Land“: Die Familienkolumne von Andreas Reichelt, Folge 17
Schlittenfahren, Schneemannbauen, Reifenwechseln: Vom Familienleben im Winter
Der erste echte Schneefall eines jeden Jahres ist ein großes Event. Kinder holen die Schlitten aus dem Keller, der Vater die Winterreifen. Und irgendwie haben alle einen mordsmäßigen Spaß. Zumindest fast.
Dahoam - Es ist in jedem Jahr das gleiche Spiel: „Völlig überraschend“ löst der Winter den viel zu warmen Herbst ab und legt sich weiß und glitzernd auf die Landschaft. Und die Straßen. Und schon trifft man sie auf dem Weg in die Arbeit wieder, die Freunde des späten Sommerreifens. Im Graben stehend schütteln sie den Kopf über den frühen Winter, mitten im Dezember.
Ich hingegen freue mich über meine Winterreifen, die ich alljährlich schon im Oktober aufziehe. Nicht, weil ich früh dran sein möchte, nein. Mir geht es eher darum, dass es mir später zu kalt ist zum Reifenwechseln. Außerdem brauchen mich da die Kinder. Dieses infantile Bedürfnis eines Vaters, der weiß wo die Schlitten stehen, ist etwas, das sie beim ersten Schnee, genau um 5 Uhr morgens, ausdrücken. Auf dem Ehebett hüpfend. Kreischend.
Gut, ich gebe zu, dass das nur in den frühen Kindheitsjahren meiner Töchter so war. Heute muss ich sie selbst im neun Uhr aufwecken, um auf die wunderschönen zwanzig Zentimeter Neuschnee hinzuweisen. „Es hat richtig cool geschneit!“, versuche ich mein Glück. „Schee!“, murmelt irgendjemand unter der Decke hervor. „Mach‘s Licht bitte wieder aus.“
Wenn die Kinder dann endlich aufstehen, habe ich die Schlitten schon gereinigt, die Kufen gewachst und alle Mützen und Schals im Dachboden gefunden. Ja, so eine Welt wäre schön, gell. In Wahrheit findet nur meine Frau all die Sachen vom letzten Jahr wieder. Und das schon lange bevor ich mir die ersten vier Haferl Kaffee hinter die entgleisten Gesichtszüge gegossen habe.
Doch irgendwann ist es so weit. Familie Reichelt steht am Hang hinter dem Haus und versucht, eine Bobbahn zu bauen. Da ich keine Schneehose habe, bin ich nach fünf Minuten nass, nach zehn durchgefroren und einen Tag später wahrscheinlich krank. Aber einmal bin ich runtergefahren. Einmal. Der Rest der Familie bestimmt auch 100 mal. Alle miteinander sind wir quasi über 100 mal den Hang hochgelaufen. Kein Wunder, dass mir nach dem Schlittenfahren immer alles weh tut!
ar