Kommentar von Redakteur Heinz Seutter
Bitte habt mehr Mut beim Kampf gegen den Leerstand in Rosenheim!
Es braucht dringend mehr Mut beim Kampf gegen den Leerstand in Rosenheim, findet unser Redakteur Heinz Seutter. Warum er dieser Meinung ist, was besser werden muss und was, seiner Meinung nach, erste gute Ansätze sind, erfahrt Ihr hier:
Rosenheim - Ein wenig wehmütig war ich schon, als ich den Bericht meiner Kollegin Anna Heise über die Nachfolger der „Frischehalle“ im Klepperpark gelesen habe. Ich habe dort früher gerne eingekauft, konnte ihr im Vorfeld ihres Berichts aus dem Gedächtnis den Grundriss des früheren Betriebs ungefähr beschreiben. Es war ein interessanter Betrieb, in dem man, unter anderem, allerhand mediterrane Feinkost, Zutaten und Wein bekommen konnte, die so nicht ohne weiteres im näheren Umkreis bekam.
War daher der Lebensmittelgroßhandel für Gastronomie in Rosenheim, welcher dort nun Einzug gehalten hat, mein Traumnachfolger? Nicht unbedingt, aber ich bin heilfroh darüber, dass dort nun ein junger Betrieb mit interessantem Konzept Einzug hält, der auch an gewisse Traditionen der „Frischehalle“ anschließt. Immerhin konnte man es dort durchaus erleben, dass an der Kasse die Betreiber von Pizzerien aus dem Umland einen Ratsch hielten. „Wo bist du denn?“ - „Marquartstein.“ - „Ach super, wir sind in Traunstein, wir müssen uns mal besuchen.“
Redakteur Heinz Seutter findet: Bitte habt mehr Mut beim Kampf gegen den Leerstand in Rosenheim!
Ein Fall mehr also, in dem sich ein gutes Nachfolgekonzept finden ließ. Doch leider hapert es damit an anderer Stelle. „Wir leben hier Gott sei Dank in einer sozialen Marktwirtschaft und nicht in einer kommunistischen Planwirtschaft. Oder was immer Sie sich vorstellen?!“, schmetterte mir einmal ein Rathausmitarbeiter entgegen, als ich sachte nachfragte, ob bestimmte Entwicklungen im Rosenheimer Geschäftsleben von der Stadtverwaltung begrüßt würden. „Die Freie Wirtschaft in ihrem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf“, schien also zumindest für ihn das beherrschende Prinzip zu sein.
Der Leerstand in der Rosenheimer Innenstadt nimmt zu




Überhaupt geht es mit Innovationen zuweilen nur schleppend voran. Wusstet Ihr schon, dass es fast ein Jahrzehnt dauerte, bis man sich zur Einrichtung der Fußgängerzone am Max-Josefs-Platz durchringen konnte? Und das gegen nicht geringe Widerstände, eine „Verödung“ des Platzes wurde befürchtet, es galt manchem als unvorstellbar, dass die fast 15.000 Fahrzeuge, die zuvor dort durchgerauscht waren nun einen neuen Weg finden würden ohne das es zum Verkehrschaos kommen würde.
Es muss mehr ausprobiert werden!
In diesem Sinne hoffe ich, dass nun auch die Stadtverwaltung ihren Teil tun wird, um beispielsweise das Konzept für die Fußgängerzone in der Münchner Straße auf den Weg zu bringen. Ich enthalte mich eines Urteils zu den Plänen für das gebührenbelegte Parken auf der Loretowiese, aber ich hoffe sehr, dass es nicht zu ähnlichen Verzögerungen kommen wird, sollten sich Widerstände gegen die Pläne in der Innenstadt auftun.
Das Rosenheimer Stadtzentrum wird sich massiv verändern. Was einmal war und über Jahrzehnte Bestand hatte, wird nicht mehr wiederkommen. Es gilt, bisher ungewohnte Dinge auszuprobieren, sich dem Wandel zu stellen und unentwegt neue Erfahrungen zu sammeln“, berichtet mein Kollege Martin Aerzbäck, „Es waren klare Worte von Professor Dr. Alain Thierstein von der Technischen Universität München bei der Veranstaltung ‚Innenstadt – Wandel statt Untergang‘ in der Kulturschenke ‚Affekt‘ an der Wittelsbacherstraße.“ Ich hoffe, sie werden von den Verantwortlichen auch berücksichtigt.
Kommen wir zum Schluss zur Frage: Warum beschäftigt das mich nur so? Meine ersten journalistischen Erfahrungen machte ich bei der Süddeutschen Zeitung, als Praktikant von deren Lokalredaktion im Landkreis Ebersberg. Wenn Ihr wissen wollt, was „Bettenburg“ in der Praxis bedeutet, setzt euch mal in die S2 Richtung Ebersberg und schaut es euch an: Haltestelle für Haltestelle Ortschaften, die zu reinen Schlafstätten geworden sind. Klar, ich bin mir sicher, dass dort Leute schöne und erfüllte Leben führen. Aber dass sich das Geschäftsleben auf einen Supermarktklotz mit Apotheke und Bäckerei am S-Bahn-Halt beschränkt, sollte wirklich nicht die Zukunft von Rosenheim sein, das ja nun auch Teil des MVV ist.
Verfasst von Heinz Seutter (heinz.seutter@ovb24.de)
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hs
