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Ein persönlicher Rückblick auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen

Der große Jahresrückblick 2022: Das war los im Berchtesgadener Land

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Zwei Bilder aus einem Jahr voller Höhen und Tiefen im Berchtesgadener Land: Thomas Richter und Max Aicher liegen sich in den Armen. Richter hatte gerade einen Bus voller Frauen und Kinder sicher von der ukrainischen Grenze nach Freilassing gebracht. Rechts sucht die Bergwacht Ramsau unter tief winterlichen Verhältnissen nach Julian, dem jungen Bergsteiger, dessen tragisches Schicksal am Hochkalter ganz Deutschland mitverfolgte.

Ob dramatische Rettungsaktionen an der ukrainischen Grenze oder dem Hochkalter, ein Verkehrschaos von Laufen bis zum kleinen Deutschen Eck, ein Krater am Teisenberg oder ein Gletscher im letzten Atemzug. 2022 ist nicht spurlos am Berchtesgadener Land vorbeigegangen. Ein Meinungsbeitrag von Christina Eisenberger:

Berchtesgadener Land - Am Jahresanfang hatte Corona die Gesellschaft noch fest im Griff. Stellenanzeigen von „ungeimpften Krankenschwestern“ in den Zeitungen überschlugen sich. Der Grund: Die Impfpflicht für Pflegende in medizinischen Einrichtungen, die mit Jahresende ausläuft. Das Thema Krankenhaus reizte dieses Jahr sowieso die Gemüter und bleibt wohl auch ein Dauerbrenner. Die Kliniken Südostbayern setzen Schritt für Schritt ihr neues medizinisches Gesamtkonzept um. Was wiederum bedeutet, dass im Berchtesgadener Land nur noch eine Notaufnahme geöffnet sein wird: in Bad Reichenhall. Die Standorte Freilassing und Berchtesgaden entwickeln sich zu Fachkliniken. Auch die Petitionen der Bürger gegen die Schließung der Notaufnahmen dürften daran nichts ändern. Ob ein medizinisches Versorgungszentrum in Berchtesgaden die Lösung wäre?

Tödliches Hocheis

Ein tragischer Unfall hat mich Ende Januar beschäftigt. Im Kar unterhalb der Hocheisspitze löste sich ein Schneebrett und riss einen 39-jährigen Skitourengeher mit in die Tiefe. Sein Begleiter setzte sofort einen Notruf ab. Über 80 Einsatzkräfte der Polizei und Bergwacht mit Hubschrauber, Suchhundeteam und Spezialausrüstung versuchten, den Mann lebend freizuschaufeln. Doch leider erfolglos. Der 39-Jährige starb. Ich habe nach dem Unfall mit Jörg Fegg von der alpinen Einsatzgruppe der Polizei Berchtesgaden gesprochen: Das Hocheis ist eine Frühjahrstour. „Wir hatten dort bereits 2022 ein Riesenunglück mit zwei Toten und inzwischen über die Jahre immer mal wieder Lawinenunfälle mit Gott sei Dank keinen Toten, aber Verletzten.“ Seine Warnung: „Es kann auch bei Lawinenwarnstufe zwei eine Lawine abgehen.“ Gerade steile Kare seien in schneearmen Wintern gefährlicher. Passt auf euch auf, wenn ihr in den Bergen unterwegs seid!

Von Schneizlreuth bis Laufen - Verkehrschaos und kein Ende in Sicht

Egal ob Öffis und ABS38, die Autobahn oder das Kleine Deutsche Eck - das große Thema Verkehr hat dieses Jahr viele Orte im BGL auf Trab gehalten. In Laufen gilt jetzt auf der Ortsdurchfahrt Tempo 30, um die Anwohner vor Lärm zu schützen. Der Schwerverkehr ist trotzdem nicht weniger geworden, der Ärger dafür umso mehr. Keine Neuigkeiten gibt es hingegen bei der Ortsumfahrung für Laufen. Und der Ausbau der Bahnstrecke ABS38, die aus Mühldorf kommend über Laufen bis nach Freilassing geht, rückt immer weiter in die Ferne. 2023 rücken dafür die Bagger bei Neusillersdorf für eine Ortsumfahrung und in Freilassing für einen barrierefreien Bahnhof an. Straß in der Gemeinde Ainring muss dafür noch mindestens bis 2040 auf eine Umfahrung warten.

Beim Kleinen Deutschen Eck eskalierte der Verkehrsstreit mit der Regierung geradezu. Die Anwohner klagen: Die Lastwagenfahrer halten das Nachtfahrverbot nicht ein und tagsüber ist die Masse an Schwerverkehr untragbar. Wortwörtlich untragbar wurden die zahlreichen Lkw für die Weißbachbrücke. Diese ist seitdem für den Schwerverkehr - abgesehen von ein paar Ausnahmen - gesperrt. Dabei handelt es sich aber um ein Trostpflaster - eine temporäre Lösung. Der Schwerverkehr gehört endlich auf die Schiene, um unsere Region zu entlasten. Dafür müsste der Ausbau der Infrastruktur von der Politik vorangetrieben und nicht auf die letzte Bank geschoben werden.

Das zweite Trostpflaster ist Söders Konter zur Tiroler Blockabfertigung für Lastwagen. Die Abfahrten entlang der A8 bleiben an Blockabfertigungstagen für den Schwerverkehr gesperrt. „Der Schwerverkehr soll auf den Autobahnen bleiben“, heißt es aus der Politik. Spaß machts trotzdem nicht, an diesen Tagen rund um Piding mit dem Auto unterwegs zu sein.

Der Krieg vor unserer Haustür

Ende Februar brach der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine aus. Ein Ende ist nicht in Sicht. Privatpersonen starteten spontan Hilfsaktionen. Der Freilassinger Busunternehmer Thomas Richter fuhr kurzerhand mit seinem Bus an die ukrainische Grenze und kam mit rund 40 ukrainischen Frauen und Kindern zurück. Die Flüchtlinge konnten in der ehemaligen AWO in Freilassing unterkommen.

Seit Beginn des Krieges sind zahlreiche Kriegsflüchtlinge im Berchtesgadener Land aufgenommen worden. Im März installierte das Technische Hilfswerk kurzerhand eine Erstaufnahme-Unterkunft in der Turnhalle im Rottmayr-Gymnasium in Laufen. Mit der Zeit kamen Unterkünfte etwa im Hotel Axelmannstein oder auf der Neubichler Alm hinzu. Viele Bürger zeigten sich solidarisch und nahmen die ukrainischen Flüchtlinge bei sich zuhause auf oder spendeten. Doch mittlerweile ist der Druck der zusätzlichen Wohnungssuchenden am Immobilienmarkt in der Region spürbar. Wohnraum ist knapp. Die Landkreise suchen händeringend nach Wohnungen für die Flüchtlinge. Erste Kreise bauen Containerdörfer, auch Turnhallen werden mittlerweile nicht mehr als „längerfristige“ Unterkunft ausgeschlossen.

Riesenloch im Boden: Stolleneinsturz am Teisenberg

Ende April öffnete sich in Teisendorf wortwörtlich ein Loch im Boden und riss zwei Motorräder und ein Auto in die Tiefe. Der über ein Dutzend Meter tiefe Krater direkt neben einem Wohnhaus in Neukirchen am Teisenberg beschäftigt die Behörden und auch die Familie noch immer. Denn das Haus darf so lange nicht betreten werden, bis der Krater vollständig gesichert ist. Die Einsturzstelle liegt über einem alten Stollen des stillgelegten Bergwerks „Matthäuszeche“. Ein „Verbruch“, also ein eingestürzter unterirdischer Hohlraum dürfte zu dem Absacken des Bodens geführt haben. Rund 20 Häuser stehen heute noch über den alten Stollen. Laut den Verantwortlichen vom Freistaat Bayern besteht hier jedoch keine Gefährdung.

Wassermangel und Gletscherschmelze: Klimawandel trifft unsere Alpen massiv

Unsere Berghütten hat es dieses Jahr ordentlich erwischt. Im Juni und Juli sorgten Blitzeinschläge für Schäden und Stromausfälle am Kärlingerhaus, auf der Blaueishütte und am Stöhrhaus. Und im August wurde das Wasser knapp. Die Zwieselalm schloss kurzerhand für einen Tag, weil die Quelle versiegte. Die extreme Trockenheit diesen Sommer ließ selbst den Wasservorrat in eher nassen Gebieten, wie bei der Wasseralm, schrumpfen. Die klare Ansage vom DAV Berchtesgaden: Bei Wassernot müssten die Hütten oder die Gastronomie im Notfall schließen. Für das Watzmannhaus, die Blauseishütte und den Hirschkaser gibt es deswegen auch neue Wasserleitungen.

Den Klimawandel merkt man dem Blaueisgletscher am Hochkalter bereits seit Jahren an. Das Eis wird immer weniger. Knapp die Hälfte seiner ursprünglichen Größe hat der Gletscher schon verloren. Durch den außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer 2022 schmolz das Eis über einen noch längeren Zeitraum als in den Jahren davor. Experten geben dem Gletscher nur noch wenige Jahre. „Selbst ein sofortiges Stoppen des Klimawandels könnte das Blaueis leider nicht mehr retten“, sagt der Glaziologe Prof. Dr. Wilfried Hagg.

Windkraft, Wasserkraft, grüner Wasserstoff

Klimawandel, Energiekrise und extreme Preissteigerungen - es gibt viele gute Gründe, um auf erneuerbare Energien umzusatteln. Auch der Landkreis prüft, was möglich ist. Windkraft am Teisenberg, Wasserkraft in Bad Reichenhall und an der Salzach, Photovoltaik-Anlagen möglichst überall und wenns gut läuft auch noch grüner Wasserstoff. Die Ziele sind hoch gesteckt und notwendig. An der Umsetzung haperts aber noch. 2022 hätten schon einige PV-Anlagen installiert werden sollen - doch die Lieferungen stehen noch aus. Die Investitionen stauen sich somit für 2023 auf. Einen steilen Start hat dafür der Zusammenschluss aus fünf Kommunen im Talkessel zur „Watzmann Natur Energie“ hingelegt. Mit 100 Prozent Ökostrom beliefert das Unternehmen die Region - und investiert die Gewinne wieder in den Landkreis.

Das neue Klopapier und der Blackout

Skurril wurde es im August: Hamstern hat die Gesellschaft ja während Corona gelernt. Erst wars das Klopapier, dann die Hefe - und jetzt? Das Brennholz. Bei einem Gespräch hat mir eine Landwirtin erzählt, wie sie regelmäßig von Leuten bedroht und beschimpft wird, weil diese ihr Brennholz abkaufen wollen. Nur war halt keins mehr da. „Jeder hat Angst, dass er in der kalten Bude sitzt“, so die Landwirtin. Der Run auf Holzöfen und alles, was brennt, war dementsprechend groß.

Und was passiert, wenn der Strom ausfällt und die Wärmepumpe nicht mehr läuft? Das hat im Dezember die Gemeinde Schönau am Königssee bei einem Schwarztest, also der Simulation eines Blackouts, geübt. Für den Bürgermeister stellt sich nicht mehr die Frage, ob es zum Blackout kommt, sondern wann.

Nationalpark Berchtesgaden: Natur erholt sich - und Polizisten träumen vom Ausbau

Gute Nachrichten aus dem Nationalpark Berchtesgaden: Seit rund eineinhalb Jahren ist der Bereich um den Königsbach-Wasserfall gesperrt. Die Gumpen bzw. der „Infinity Pool“ war in den Sozialen Medien für tolle Fotos besonders beliebt - und leider auch tödlich. Seit der Sperre für die Öffentlichkeit erholt sich die Natur endlich wieder.

Schlechte Nachrichten aus dem Nationalpark Berchtesgaden? Die Bundespolizei will ihren Standort „Kührointhaus“ am Grünstein ausbauen. Ein „reiner Zweckbau“, um den aktuellen gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen, heißt es seitens der Behörde. Den Naturschutzverbänden stößt das Projekt sauer auf. Quintessenz: Mit Naturschutz und „nur“ einem Zweckbau hätten die Ausbaupläne nichts mehr zu tun. Noch ist nichts endgültig entschieden. Eine Frage bleibt aber: Muss ein Ausbildungszentrum mit Tagungsräumen der Bundespolizei unbedingt im einzigen alpinen Nationalpark Deutschlands stehen oder können die Polizisten nicht auch woanders üben und reden?

Drama am Hochkalter mit tragischem Ende

Ganz Deutschland hat bei der Suche mitgefiebert, gebangt, gehofft - doch für Julian kam jede Hilfe zu spät. Mitte September entschied sich der junge Mann für eine Bergtour auf den Hochkalter - bei winterlichen Verhältnissen. Er verunfallte im hochalpinen Schneegestöber und konnte nach tagelanger, intensiver Suche durch die Rettungskräfte der Bergwacht und Polizei nur tot geborgen werden. Der Sucheinsatz habe auch die Einsatzkräfte mehr als einmal an die Grenze des Machbaren geführt, erklärte die Bergwacht Ramsau. Über 1200 Einsatzstunden leisteten die Ehrenamtlichen, um Julian zu finden. Selbst ein Eurofighter war im Einsatz und suchte den Berg mit einer Spezialkamera ab.

Endlich wieder Christkindlmärkte!

Glühwein, Bosna und schaurige Gestalten: 2022 hatten die Hütten der Christkindl- und Adventsmärkte nach der zweijährigen Pause ihre hölzernen Türen wieder für uns geöffnet. Und auch der Nikolaus übte mit seinen Kramperln wieder die Tradition des Einkehrbrauchs aus. In Bad Reichenhall strahlten die Kinderaugen, als der Heilige mit seinen Krampussen auf die Weitwiese zog. In und um Berchtesgaden und Bischofswiesen wars nicht das Fell, sondern das Stroh, das Heerscharen an Besuchern lockte: Auch die Buttnmandln zogen mit dem Nikolaus von Haus zu Haus.

Verfasst von Christina Eisenberger (christina.eisenberger@ovb24.de)

Dieser Beitrag muss nicht die Ansicht der gesamten Redaktion widerspiegeln.

Wir wünschen allen unseren Lesern einen guten Rutsch ins Jahr 2023! :)

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