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Rathaus Schönau am Königssee im Schwarztest

Gewappnet für den Ernstfall? So dramatisch wäre ein Blackout

Ein Notstromaggregat der Gemeinde Schönau
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Die Gemeinde probte den Notfall mit einem Aggregat, das von einem Unimog angetrieben wird.

In Schönau am Königssee ging vor Kurzem über viele Stunden nichts mehr: Weder Rathaus noch Kindergarten und Wasserwerk hatten Strom. Grund dafür war die Simulation eines Blackouts, auch Schwarztest genannt. An was alles im Notfall gedacht werden muss und wo es noch hapert, erklärt Bürgermeister Hannes Rasp.

Schönau am Königssee - „Wir haben uns seit August mit dem Thema beschäftigt.“ Bürgermeister Hannes Rasp fragt sich nicht mehr, ob es zum Blackout kommt, sondern wann. „Ich glaube, in dem Fall haben wir sowieso ein großes Problem, aber unvorbereitet ist es ein kapitales Problem.“ Daher ist es ihm wichtig, die Gemeinde gut vorzubereiten. Sowohl das Rathaus als auch der Kindergarten sowie alle Anlagen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wurden so umgebaut, dass mit Hilfe von Aggregaten im Ernstfall Strom eingespeist werden kann. Die Gemeinde besitzt inzwischen einige Stromaggregate und hat auch zusätzlich welche bestellt.

Mobile Aggregate sollen Versorgung sichern

Ob diese im Notfall auch wirklich funktionieren und Versorgungssicherheit gewährleisten können, testete die Gemeinde am 14. Dezember von 7 bis 15 Uhr. „Unser Schwarztest war wichtig, um zu wissen, ob es funktioniert. Man kann alles hundertmal durchsprechen, aber ob es wirklich hinhaut, weiß kein Mensch.“ Folgende eigene und ausgeliehene Geräten kamen zum Einsatz:

  • Das größte Aggregat ist das vom Wasserwerk mit einer Leistung von 65 kVA
  • Das neu gekaufte Aggregat mit 30 kVA wird über einen Unimog angetrieben
  • Ein Aggregat mit 15 kVA
  • Zwei mit einer Leistung von jeweils 5 kVA

Rathaus als zentrale Anlaufstelle

Vorab waren die Bürger über den Test informiert worden. Daher saßen im Kindergarten auch nur 50 der eigentlich 180 Kinder im Dunkeln. Auf die Toilette gingen sie mit LED-Lampen. Mit den Öfen im Kindergarten könnte man im Notfall die Bürger mit Essen versorgen. Außerdem böte er geheizte Räume zum Aufwärmen. Zentrale Anlaufstelle wäre aber auf jeden Fall das Rathaus. Von dort aus könnte man etwa einen Notruf per Funk absetzen und Informationen erhalten. Auch die beiden Feuerwehrhäuser könnten die Bürger im Ernstfall aufsuchen. „Das wären dann unsere Leuchttürme“, so Rasp.

Schwierigkeiten bei der Notstromversorgung: Aggregat reagiert sensibel

Die Gemeinde simulierte einen kompletten Blackout. Das heißt, es gab weder Licht noch liefen die Computer. Die Telefone standen still und Handys waren verboten. Um die Kommunikation aufrecht zu erhalten, fanden zur jeder vollen Stunde Treffen im Rathaus statt.

Zunächst ging es darum, die Notstromversorgung sicher zu stellen. Da tauchte auch schon das erste Problem auf: Der Unimog, mit dem das mobile Aggregat betrieben wird, war im Winterdienst und musste erst gesucht werden. Das zweite Problem: Dieser war nicht vollgetankt. Aber auch hier hatte die Gemeinde dank einer Baustellentankstelle mit 3000 Litern Diesel vorgesorgt. Denn ohne Strom bekommt man an keiner regulären Tankstelle Sprit.

„Wir haben deutlich gemerkt, dass das Aggregat am Unimog sehr sensibel für Stromschwankungen ist. Es schaltet sich schnell weg. Das hat aber den Vorteil, dass LED-Leuchten, Relais und Computer nicht kaputt gehen“, erklärt der Bürgermeister. „Es ist schwierig, wenn man das Rathaus und den Kindergarten mit einem Aggregat betreiben möchte. Die Erdungen waren verschieden, somit sind öfter die Sicherungen geflogen.“

Etwa zwei Stunden dauerte es, bis die Stromversorgung stand. „Ab da hat es ganz gut hingehauen, allerdings immer an der Leistungsgrenze des Aggregats. Am Nachmittag haben wir das große Aggregat vom Wasserwerk verwendet. Das hat dann gereicht, um alles betreiben zu können.“

Knackpunkt Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Eines der größten Probleme stellt bei einem Blackout die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung dar. Es gibt einen 1500 Kubikmeter fassenden Behälter, der die Gemeinde weitgehend ohne Strom mit Wasser versorgt. Dennoch brauchen einzelne Gebiete, wie etwa die Häuser am Faselsberg, eine Druckerhöhungsanlage. Rasp rechnet damit, dass die Wasserversorgung nicht rund um die Uhr funktionieren würde: „Wenn der Tag X kommt, haben wir nicht genug Aggregate, dass wir 24 Stunden lang versorgen können. Es werden dann Zeitfenster vereinbart, in denen es Wasser gibt.“

Bei einem Blackout funktioniert auch die Kommunikation der Hochbehälter und Schieber untereinander nicht mehr. Diese müssen dann einzeln abgefahren und manuell gesteuert werden, damit kein Behälter leer wird. Ähnlich sieht es bei der Abwasserentsorgung aus. Der Test sollte aufzeigen, wie schnell sich die Sammelschächte füllen und in welchem Rotationszeitraum ausgepumpt werden muss. „Es gibt Stellen, wo man spätestens alle zwei Stunden da sein muss.“ - Dafür muss rund um die Uhr Personal zur Verfügung stehen.

Erkenntnisse des Tests sollen in Notfallplan einfließen

Die erste Nachbesprechung zum simulierten Blackout ist für Januar angesetzt. Die Erkenntnisse des Schwarztests sollen dann laut Bürgermeister in einen Notfallplan einfließen, der im ersten und zweiten Quartal des kommenden Jahres erstellt wird: „Wir müssen Teams zusammenstellen mit genauen Besetzungen. Wer trifft sich wann? Wer löst wen ab?“ Die Sirenen möchte die Gemeinde schon länger auf digital umstellen. Für gewisse Zeit hätten diese noch Strom, sodass man auch bei Ausfällen noch Durchsagen machen und die Bürger informieren kann. Bisher fehlten für die Umstellung jedoch die Fördermittel.

Als erstes Fazit ist klar, dass auf jeden Fall noch ein großes Aggregat gebraucht wird. „Das muss nicht unbedingt gekauft werden, sondern man kann sich das sichern und ausleihen. Wir brauchen es ja nur bei einem Stromausfall, wo wir dann das Zugriffsrecht hätten. Ansonsten würde es bei uns ja nur herumstehen.“

Viele werden frieren

Rasp geht zwar davon aus, dass die Bürger selbst vorsorgen. Dennoch glaubt er, dass sie auch damit rechnen, dass man sich als Gemeinde im Notfall um sie kümmere. Die Fernwärme etwa käme zwar bis zum Haus, aber dort brauche es wiederum eine elektrische Pumpe. „Viele werden ohne Heizung sein. Es ist dann schon unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir warme Räume haben.“

Sobald der Notfallplan steht, möchte die Gemeinde unter Einbeziehung der Feuerwehr einen weiteren Test machen. „Ich gehe davon aus, dass das nächstes Jahr im Herbst sein wird. Bis dahin sollte dann alles funktionieren. Durch den Test haben wir auf jeden Fall sehr viel gelernt.“

mf

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