Containerdörfer wahrscheinlich – Turnhallen für Notfälle
Herbergssuche 2023: Landkreis Berchtesgadener Land sucht für 500 Flüchtlinge
Das Landratsamt, Kommunen und Hilfsorganisationen bereiten sich auf weitere Flüchtlinge vor, in Besprechungen ist von bis zu 700 Männern, Frauen und Kindern in den nächsten drei Monaten die Rede. Offiziell bestätigt wird diese Zahl vom Landratsamt nicht.
Freilassing – Das Landratsamt geht also in Summe von einer Zuweisung von 350 weiteren Flüchtlingen von Januar bis März 2023 aus, „sofern die Verteilung so weiterläuft und jeder Bus mit 50 Personen besetzt ist“. Tatsächlich muss das Landratsamt allerdings Unterkünfte für 500 Flüchtlinge organisieren, da Ende März der Mietvertrag mit dem Hotel Axelmannstein ausläuft und die dort derzeit untergebrachten 120 ukrainischen Flüchtlinge dann auch eine neue Bleibe brauchen.
„Je nach Weiterentwicklung des Flüchtlingszugangs, sowie auch des Kriegsgeschehens in der Ukraine, können auch mehr oder weniger Flüchtlinge unterzubringen sein“, so eine Sprecherin des Landratsamtes weiter. Verlässliche Vorhersagen könne es daher naturgemäß nicht geben, man wolle jedoch immer auf das „Worst-Case“-Szenario vorbereitet sein.
Derzeit erfolgen kaum Zuweisungen von Flüchtlingen aus der Ukraine, da momentan sehr wenige neue Vertrieben ankommen. Der Großteil der aktuell zugewiesenen Flüchtlinge sind Afrikaner, sowie Kurden mit türkischer Staatsangehörigkeit, aber auch nach wie vor Syrer und Afghanen, die in den vergangenen Jahren in Flüchtlingslagern in der Türkei oder in Griechenland Sicherheit fanden, dort aber nach eigenen Angaben zunehmender Repressionen ausgesetzt sind.
Container-Unterkünfte geplant
Trotz der angespannten Lage am Wohnungsmarkt konnte der Landkreis einige Unterkünfte anmieten, die sich zur Unterbringung von Flüchtlingen eignen. Diese reichen von der Ein-Zimmer-Wohnung mit der Möglichkeit, mehrere Flüchtlinge unterzubringen, bis hin zu größeren Ferienwohnungen und leer stehenden Hotels. „Wir suchen jedoch dringend weitere Unterkünfte, entsprechende Angebote bitte direkt an unterbringung@lra-bgl.de“.
Außerdem seien auch die Landkreis-Bürgermeister mehrfach angeschrieben und um Nennung von leer stehenden Immobilien in ihren Gemeinden gebeten worden. Dabei habe sich aber gezeigt dass nur sehr wenige Objekte zur Verfügung stünden. „Daher planen wir auch die Errichtung von Containern zur Unterbringung von Flüchtlingen“.
Ehemaliges Awo-Heim als Großunterkunft
In Freilassing hatte Max Aicher im März dieses Jahres das ehemalige Awo-Heim in der Reichenhaller Straße spontan ukrainischen Frauen und Kindern angeboten, die vom Busunternehmer Thomas Richter aus dem Kriegsgebiet geholt wurden. Heute wohnen in einem Anbau des stillgelegten Komplexes nach Aichers Angaben noch 33 Frauen und Kinder.
Der Unternehmer hat seine Umbaupläne für das ehemalige Seniorenwohnhaus zurückgestellt und das gesamte Haus dem Landratsamt wieder zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt, allerdings mit einer Einschränkung, er möchte das Haus nur für Ukrainerinnen öffnen, „eine Durchmischung mit anderen Nationen wollen wir nicht“, so Aicher vergangene Woche am Rande einer Weihnachtsfeier für Flüchtlinge aus acht Nationen.
Bei Bedarf: Landkreis-Hallen zuerst
Das Landratsamt kennt Wünsche dieser Art, „allerdings können Unterkünfte nur mit den Personen belegt werden, die uns von der Regierung von Oberbayern auch zugewiesen werden“, so die Sprecherin des Landratsamtes weiter. Entsprechende Zusagen, also „nur Ukrainerinnen“, könnte das Amt daher nicht treffen.
Außerdem dürfe das Landratsamt wegen des Rechtskreiswechsels auch keine Unterkünfte mehr nur für Ukraine-Flüchtlinge anmieten. Der Rechtskreiswechsel bedeutet, dass Ukrainer seit dem Sommer entsprechende finanzielle Hilfen nicht mehr nach dem Asylgesetz erhalten sondern in die Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch fallen, sie werden jetzt also von den Jobcentern und Sozialämtern betreut. Das bedeutet in der Praxis, dass Flüchtlinge aus der Ukraine selbstständig Mietverträge mit Vermietern abschließen müssen.
Der Landkreis sucht also in erster Linien Unterkünfte für Asylbewerber aus allen anderen Staaten, das Unterbringen in Turnhallen und anderen vergleichbaren Gebäuden bezeichnet das Landratsamt als „letztes Mittel“ – auch weil hier Sanitäreinrichtungen und Verpflegungsmöglichkeiten fehlen würden. „Außerdem sollten Turnhallen vorrangig für Schul- und Vereinssport nutzbar bleiben, gerade auch wegen der Einschränkungen während der Corona-Pandemie“.
Das Berchtesgadener Land sei bisher einer der wenigen Landkreise in Oberbayern, das bisher noch keine Turnhallen zur Flüchtlingsunterbringung nutzen musste. Ausschließen könne man eine Nutzung aber nicht. Für den Fall, dass man doch auf Turnhallen angewiesen sei wolle man zunächst landkreiseigene Hallen belegen und erst dann auf Turnhallen der Gemeinden zurückgreifen.
hud