CDU-Politiker nennt gewaltige Zahl
Friedrich Merz plant gigantische Bundeswehr - mit Wehrdienst oder Wehrpflicht?
Bundeswehr-Ausbau unter Friedrich Merz: Schwarz-Rot plant eine gigantische Armee. Hunderttausende Deutsche könnten künftig eine Militär-Uniform tragen.
Berlin - Es sind Superlative zur Verteidigungspolitik, die die neue schwarz-rote Bundesregierung aus Union und SPD unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) beinahe täglich bemüht. Der heftige Ukraine-Krieg und die Aggression des Russland-Regimes von Kreml-Autokrat Wladimir Putin dienen schließlich als mahnende Beispiele.
Friedrich Merz will Riesen-Bundeswehr: Aber woher nimmt der Bundeskanzler die Soldaten?
Zuerst kündigte Merz am Mittwoch (15. Mai) im Bundestag an, dass er in Deutschland die „stärkste Armee Europas“ aufbauen will. Dann ließ Außenminister Johann Wadephul (CDU) nach Gesprächen mit seinem US-Amtskollege Marco Rubio am Donnerstag (16. Mai) in Istanbul verlauten, dass Deutschland künftig das vom US-Präsidenten Donald Trump geforderte Fünf-Prozent-Ziel für Verteidigungsausgaben in der Nato anvisieren werde.
Immense Investitionen werden etwa in die Panzerverbände der Bundeswehr erwartet. Schätzungen zufolge sollen jährlich künftig mehr als 200 Milliarden Euro in die deutschen Streitkräfte und in ihre Ausstattung fließen – statt wie bisher knapp 50 Milliarden Euro (ohne Sondervermögen) pro Jahr. Artillerie, Panzer, Flugabwehr – irgendjemand wird die Waffen jedoch bedienen müssen, die den Zahlen nach wohl in nicht unerheblichem Umfang angeschafft werden sollen.
Soldatinnen und Soldaten für die Bundeswehr: Hunderttausende junge Männer und Frauen?
CDU-Verteidigungspolitiker und Merz-Intimus Roderich Kiesewetter sowie der oberste General der Bundeswehr, Carsten Breuer, hatten zuletzt übereinstimmend hunderttausende neue Soldatinnen und Soldaten gefordert. Dabei geht es wohl hauptsächlich um junge Männer und Frauen. „Wir brauchen in Deutschland künftig etwa 460.000 Soldatinnen und Soldaten, zuzüglich einer militärischen und zivilen Reserve“, erklärte der schwäbische Bundestagsabgeordnete Kiesewetter FR.de von IPPEN.MEDIA, während aktuell zum Beispiel mutmaßlich russische Sabotage in der Ostsee Sorgen bereitet.
Breuer sagte dem Nachrichtenmagazin Politico: „Der Bedarf für Deutschland liegt bei 460.000 Soldaten.“ Der Generalinspekteur forderte „100.000 zusätzliche Soldaten sofort“, und zwar „so schnell wie möglich“. Das Problem: Stand 31. Januar 2025 hatte die Bundeswehr eigenen Angaben zufolge nur 182.857 aktive Soldatinnen und Soldaten in ihren Reihen. Viel mehr Bürgerinnen und Bürger müssten den Plänen der neuen Bundesregierung zufolge also in absehbarer Zukunft die Militär-Uniform anziehen. Kiesewetter schlug auf Anfrage von FR.de von IPPEN.MEDIA zum Beispiel vor, eine Wehrpflicht per Verfassungsänderung auch auf Frauen auszuweiten.
| Soldaten-Anzahl der Bundeswehr: | |
|---|---|
| Soldatinnen und Soldaten insgesamt | 182.857 |
| beim Heer | 62.108 |
| bei der Luftwaffe | 27.642 |
| Streitkräftebasis | 23.520 |
| Sanitätsdienst | 20.372 |
| bei der Marine | 15.549 |
| Cyber- und Informationsraum | 13.900 |
| Sonstige Bereiche | 19.766 |
Quelle: bundeswehr.de, Stand: 31. Januar 2025
Bundesregierung unter Friedrich Merz: Schwarz-Rot spricht sich für freiwilligen Wehrdienst aus - vorerst
Die schwarz-rote Bundesregierung hatte sich in den Koalitionsgesprächen für den freiwilligen Wehrdienst nach schwedischem Modell entschieden. So sollen tausende junger Menschen pro Jahr für die Bundeswehr gewonnen werden. Es gibt jedoch Bedenken, ob dieser Weg ausreicht, um die von Breuer geforderte Anzahl zu erfüllen. „Wenn es nicht gelingt, durch den Grundwehrdienst in naher Zukunft deutlich mehr junge Menschen zu motivieren, sich freiwillig bei den Streitkräften zu melden, wird die Bundeswehr nicht über die erforderliche Zahl an aktiven Soldaten und ausgebildeten Reservisten verfügen“, meinte etwa Christian Richter, Oberstleutnant der Reserve und Rechtsexperte am Institut für Verteidigungs- und Strategiestudien der Bundeswehr, laut Politico.
Wie die Neue Osnabrücker Zeitung kürzlich berichtete, gab es im vergangenen Jahr 51.200 Bewerbungen für eine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr, was einem Plus von 18,5 Prozent entspreche. 2023 seien es noch 43.200 Bewerbungen gewesen. Ende April hatte SPD-Chef und nunmehr Vize-Kanzler Lars Klingbeil (SPD) den freiwilligen Wehrdienst bereits infrage gestellt. „Wir probieren es über den Weg der Freiwilligkeit“, sagte der Norddeutsche laut Bild bei einer SPD-Veranstaltung in Baunatal: „Wenn es nicht funktioniert, dann kann der Bundestag immer noch beschließen, dass ein bestimmter Anteil der jungen Leute verpflichtet wird, zur Bundeswehr zu gehen.“
Wir brauchen in Deutschland künftig etwa 460.000 Soldatinnen und Soldaten, zuzüglich einer militärischen und zivilen Reserve.
Wehrdienst oder Wehrpflicht in Deutschland? Boris Pistorius macht Ansage
Jetzt legte der Bundesverteidigungsminister nach. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Freiwilligkeit gelte nur vorläufig, erklärte Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch (15. Mai) im Parlament: „Ich sage ganz bewusst und ehrlich: Die Betonung liegt auf ‚zunächst‘, falls wir nicht hinreichend Freiwillige gewinnen können.“ Andernfalls könnten in Zukunft sehr viele junge Menschen verpflichtet werden. Söhne. Töchter. Nichten. Neffen. Enkel. (pm)
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