Groß-Demonstration geplant
Tönnies will Mega-Schlachthof in Waldkraiburg – Tierschützer leisten Widerstand
Die Unternehmensgruppe Tönnies will den Vion Schlachthof in Waldkraiburg übernehmen. Dem Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie” passt das gar nicht. Was das Bündnis nun vorhat und warum auch Peta eine Anzeige eingereicht hat.
Waldkraiburg – Im Juni 2024 verkündete das niederländische Unternehmen Vion, sich aus der deutschen Schlachterbranche zurückzuziehen und seine deutschen Standorte zu verkaufen. Darunter auch den Betrieb in Waldkraiburg, bei dem es sich laut Unternehmensangaben um den größten Rinderschlachthof Europas handelt. Knapp 400 Mitarbeiter schlachten hier bis zu 5000 Rinder wöchentlich.
Geschlachtet werden soll auch weiterhin, die Unternehmensgruppe Tönnies möchte den Waldkraiburger Standort übernehmen – genauso wie die Vion Schlachthöfe in Buchloe, Crailsheim und Hilden sowie die Häuteverarbeitungsbetriebe in Memmingen und Eching-Weichenau. Tönnies wolle damit seine „Beef-Kompetenzen in Süddeutschland” erweitern, wie die OVB Heimatzeitungen vergangenes Jahr berichteten.
Tierschutz-Bündnis möchte Übernahme stoppen
Eine gute Nachricht für die Mitarbeiter, deren Arbeitsverträge laut Vion erhalten bleiben. Eine schlechte Nachricht für Tierschützerinnen und Tierschützer, die Großschlachtbetrieben kritisch gegenüberstehen. Das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie” hofft darauf, die Übernahme stoppen zu können und hat eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.
Das prüft derzeit – und unabhängig von der Beschwerde – mit einem Fusionskontrollverfahren die Übernahmepläne nach Wettbewerbsgesichtspunkten. Die Behörde macht sich ein Bild darüber, ob Tönnies durch die Übernahme eine marktbeherrschende Stellung bekommen und zum Nachteil von Landwirten, Kunden und Verbrauchern Preise diktieren könnte. In diesem Fall könnte das Bundeskartellamt die Übernahme verhindern oder mit Auflagen versehen. Die Frist dafür läuft noch bis zum 22. April.
Bundeskartellamt berücksichtigt Beschwerde
„Es ist für uns nur schwer vorstellbar, wie das Bundeskartellamt eine solche Konzentration von Marktmacht genehmigen sollte”, erklärt Bündnis-Sprecherin Kathrin Schuster auf Nachfrage. Vom Bundeskartellamt habe man eine Rückmeldung erhalten, dass die Beschwerde eingegangen sei und im Hauptprüfverfahren berücksichtigt werde.
Das bestätigt auch Bundeskartellamt-Pressesprecher Kay Weidner: „Soweit darin wettbewerbliche Aspekte genannt werden, werden wir diese auch im Rahmen unserer sehr umfangreichen Ermittlungen in diesem Verfahren berücksichtigen.”
Tönnies-Pressesprecher Fabian Reinkemeier will sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht zum Stand der Übernahme und der Beschwerde äußern. Auch Vion-Sprecherin Lina Witte teilte auf Anfrage mit: „Da es sich um ein laufendes Fusionskontrollverfahren handelt, können wir es weder kommentieren noch über die möglichen Zeitpläne oder Konsequenzen spekulieren.”
Peta hält Töten zu Nahrungszwecken für gesetzeswidrig
Auch die Tierrechtsorganisation Peta reichte jüngst eine Anzeige gegen den Waldkraiburger Schlachthof sowie große Schlachtbetriebe in Bakum und Rheda-Wiedenbrück ein. Die Tierschützer halten das Töten von Tieren zu Nahrungszwecken für gesetzeswidrig. Sie argumentieren, dass das Töten von Wirbeltieren gemäß Tierschutzgesetz eine Straftat ist, es sei denn, es gebe einen vernünftigen Grund dafür.
„Kann der Zweck der menschlichen Ernährung einen vernünftigen Grund darstellen?”, fragen sie und verneinen direkt. In Deutschland sei es problemlos möglich, sich ohne Fleisch gesund zu ernähren. Darum hat Peta, unterstützt durch die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Günther, Strafanzeige wegen millionenfacher ungerechtfertigter Tiertötungen erstattet. Weitere Anzeigen sollen laut Peta-Justiziar Krishna Singh folgen.
Groß-Demonstration in Waldkraiburg
Für eine „gerechte, pflanzenbasierte Landwirtschaft” macht sich auch das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie” stark. Neben der Beschwerde beim Bundeskartellamt ist eine Demonstration in Waldkraiburg geplant. Diese soll am Samstag, 29. März, ab 12.30 Uhr stattfinden.
Laut Sprecherin Schuster soll es vom Stadtplatz aus einen Demozug zum Vion-Schlachthof und wieder zurück zum Stadtplatz geben, wo die Demo enden wird. Die Demo soll von Reden und (Live-)Musik begleitet werden und die Teilnehmenden wollen Tee und Kuchen mitbringen. „Es ist der erste Aufruf zu einer Großdemo unserer Regionalgruppe in Bayern”, sagt Schuster.
In anderen Städten habe es bereits vergleichbare Veranstaltungen gegeben, etwa im Juni 2024 in Kellinghusen in Schleswig-Holstein. Auch dort wurde ein Betrieb von Tönnies bestreikt, das Bündnis fokussiert sich derzeit auf die Unternehmensgruppe. Bei der Demonstration in Waldkraiburg rechnet Schuster mit circa 200 Teilnehmenden.
