Ein Ausflug der besonderen Art
Wilder Westen in Neumarkt-St. Veit? Mit Pferd und Hund zum Frühstück auf den Stadtplatz
Der neue Stadtplatz in Neumarkt-St. Veit lädt zum Verweilen ein: Die Sitzgelegenheiten werden genutzt, um bei schönem Wetter eine Pause einzulegen. Das macht auch Sigrid Renner-Storfinger immer wieder gern. Mit zwei nicht alltäglichen Begleitern.
Neumarkt-St. Veit – Es ist ein ungewohnter Anblick auf dem Neumarkter Stadtplatz: Zwischen den geparkten Autos steht ein hellbraunes Pferd, begleitet von einem braunen Labrador. Die Tiere sind nicht ausgerissen, sondern begleiten ihre Besitzerin Sigrid Renner-Storfinger zum Frühstück beim Elsass-Bäcker. Rudi, das Quarter Horse, und Mac, der Labrador, genießen mit ihrer Besitzerin die warmen Sonnenstrahlen.
Butterbreze wird freundschaftlich geteilt
Beide sind sehr gut erzogen und zutraulich. Die erfahrene Reiterin kommt immer wieder mit ihren vierbeinigen Freunden nach Neumarkt geritten: „Zum Frühstücken, Kaffeetrinken und eine Butterbreze essen“. Die wird dann partnerschaftlich zwischen Reiterin, Hund und Pferd aufgeteilt.
Sigrid Renner-Storfinger, geboren in Altötting, genießt es, mit Rudi und Mac auszureiten. Bei einem Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen erzählt sie, dass sie in ihrer Jugend viel in Italien war, weil ihr Vater in Bardolino am Gardasee ein Ferienhaus hatte. Dort hat sie auch reiten gelernt. „In Italien ist es gang und gäbe, dass man mit einem Pferd unterwegs ist“, erinnert sie sich.
Dank Training: Rudi ist total entspannt
Sie möchte dieses Feeling gerne nach Neumarkt-St. Veit bringen. Deshalb nutzt sie immer wieder die Gelegenheit, sich in den Sattel zu schwingen und mit Rudi und Mac nach Neumarkt auf den Stadtplatz zu reiten. „Die Kinder freuen sich, wenn sie uns sehen. Sie wollen das Pferd auch gerne streicheln“, erzählt Renner-Storfinger. Und sie möchte den Menschen die Freude an den Pferden rüberbringen. Deshalb ist es für sie ganz wichtig, dass das Pferd gut erzogen ist. „Wir üben fast täglich zu Hause auf der Koppel. Ich mache beispielsweise mit einer Schwimmnudel oder eine Plane Krach, damit sich Rudi daran gewöhnt und nicht erschrickt“. Dann ist er auch bei einem Besuch auf dem Stadtplatz total entspannt.
Rudi ist ein 14-jähriges Quarter Horse, das einmal im professionellen Westernreiten aktiv war und vor neun Jahren zu Renner-Storfinger kam. Dem Ausbilder aus Dingolfing war der Name „Cocos Gallo“ zu lang. Deshalb hat er ihn Rudi getauft, erzählt sie. „Er wurde im sogenannten Reining eingesetzt“, so Sigrid Renner-Storfinger.
Reining ist eine Disziplin beim Westernreiten, bei der es vor allem um Geschwindigkeit, Kontrolle und Beweglichkeit geht. Dabei muss das Pferd auf die Signale des Reiters reagieren und seine Fähigkeit unter Beweis stellen, präzise Bewegungen mit Leichtigkeit und Anmut auszuführen. Der Sport entstand aus den traditionellen Bewegungen arbeitender Ranchpferde und hat sich im Laufe der Zeit zu einem beliebten Wettkampfsport entwickelt. „Rudi hat alle Kommandos nach wie vor drauf“, versichert Renner-Storfinger.
Die Reiterin hat es auf dem Stadtplatz schon oft erlebt, dass sie von Eltern angesprochen wird: „Die erzählen mir dann, dass ihr Kind mit zwei Jahren noch nie ein echtes Pferd gesehen hat“, staunt Sigrid Renner-Storfinger. Aber auch die ältere Generation komme auf sie zu und erzählt ihr dann von eigenen Erlebnissen aus der Jugendzeit. „Die haben auch schon mal mit ausgewachsenen Ochsen als Zug- und Arbeitstiere hantiert“. Es gebe aber auch Menschen, denen ein Pferd auf dem Stadtplatz nicht passe. „Aber das sind, Gott sei dank, nur wenige“, so Sigrid Renner-Storfinger.
Der Verkehrssachbearbeiter der Mühldorfer Polizei, Karl-Heinz Stocker, sagt dazu, dass ein Pferd ein „ganz normaler Verkehrsteilnehmer ist“. Da er so eine Anfrage nicht so häufig bekommt, musste er erst in der Straßenverkehrsordnung blättern. Doch da ist es ganz klar geregelt. Paragraph 28 sagt, dass ein Pferd beziehungsweise ein Reiter ein Verkehrsteilnehmer wie ein Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer ist. Pferd und Reiter müssen sich an die allgemeinen Verkehrsregeln halten und die Verkehrszeichen beachten, dann dürfen sie sich auf Straßen, Plätzen et cetera bewegen.
Vom Wanderreiten schon immer fasziniert
Das Wanderreiten hat Sigrid Renner-Storfinger schon immer fasziniert. Mithilfe eines speziellen Reiseführers haben sie und ihr Mann früher auch Mehrtagestouren unternommen und in Unterkünften übernachtet, die Platz für Pferde und Reiter hatten. „Mein Mann hatte immer einen kleinen Beutel dabei, ich war dagegen ordentlich bepackt“, plaudert sie mit einem Lächeln aus dem Nähkästchen.
Sie haben auch beispielsweise der Wirtin von Niederbergkirchen, der Kröll Resi, die bis 2016 ihr Gasthaus betrieb und im Juli gestorben ist, ab und zu einen Besuch abgestattet. „Einmal haben wir uns verratscht, da mussten wir im Dunkeln mit den beiden Pferden heimmarschieren; ohne Handylicht. Das war ganz schön gruselig“.
Neumarkter Gastronomen haben ein offenes Ohr
Jetzt nutzen sie die Gelegenheit, auch bei den Wirten am Neumarkter Stadtplatz einzukehren. „Die haben immer ein offenes Ohr und lassen uns gerne die Pferde vor der Wirtschaft abstellen“, so Sigrid Renner-Storfinger.

