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50 Jahre lang Mittelpunkt des Dorflebens

Eine Wirtin, wie sie im Buche steht: Resi Kröll im Alter von 81 Jahren gestorben

Charmant-grantelnde Wirtin, die in Niederbergkirchen eine Institution ist: Resi Kröll ist seit 50 Jahren Wirtin vom Kröll-Wirt. Foto je
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Charmant-grantelnde Wirtin, die in Niederbergkirchen eine Institution war: Resi Kröll war über 50 Jahre lang Wirtin in Niederbergkirchen. 2016 hat sie beliebtes Gasthaus geschlossen, hat seitdem zurückgezogen gelebt.

Über ein halbes Jahrhundert lang hielt sie das Zepter in der Hand oder besser gesagt den Kochlöffel. Resi Kröll war eine Institution in Niederbergkirchen. Jetzt ist die beliebte Wirtin gestorben.

Niederbergkirchen – Die Kröll Resi war eine besondere Wirtin. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, eine aufmerksame Zuhörerin, die gerne mit ihren Gästen über Gott und die Welt diskutiert hat und auch mal grantig werden konnte, wenn ihr was gegen den Strich ging. Kein Wunder, dass die Niederbergkirchener gerne in ihr Gasthaus in der Ortsmitte von Niederbergkirchen gekommen sind. Jetzt ist die Kröll Resi tot. Acht Jahre nachdem sie ihr geliebtes Wirtshaus schließen musste, starb sie an den Folgen einer Lungenembolie.

51 Jahre hinter den Kochtöpfen

51 Jahre lang stand sie hinter den Kochtöpfen, an der Schänke oder sie nahm an den Tischen ihrer Gäste Platz, um zu ratschen. Ihr Wirtshaus war Dreh- und Angelpunkt, wo aktuelle Geschehnisse ausgetauscht wurden. Und natürlich viel politisiert wurde.

Besuch der Klosterschule in Mettenheim

Als jüngste von drei Töchtern der Eheleute Michael und Anna Kurmeier wurde sie am 27. September 1942 geboren und wuchs auf dem Schoadhammer-Anwesen in Lochheim auf. Nach ihrer Schulzeit im Kloster in Mettenheim erlernte sie auf dem elterlichen Hof die Arbeiten für ein bäuerliches Leben und besuchte die Berufsschule in Ampfing. Auf einem großen Gut am Starnberger See erlernte sie das Kochen. Damit war sie gut gerüstet, als sie im April 1965 den Gast- und Landwirt Georg Kröll aus Niederbergkirchen heiratete und zur Petermeier-Wirtin wurde.

Am 6. September 1966 wurde Tochter Reserl geboren. Bereits in den 1970er Jahren gaben die Krölls die Tierhaltung auf verpachteten die Landwirtschaft. So konnte sich die Kröll Resi ganz ihrem Gasthaus widmen. Sehr freute sie sich über die Geburt von Enkelin Julia.

Tochter Resi unterstützt sie nach dem Tod des Gatten weiter

Doch immerzu hatte die geschäftstüchtige Frau ihr Wirtshaus im Blick: 1994 ließ sie die Gaststube erneuern, 1996 folgte die Küche. Nach dem Tod ihres Ehemanns am 1. Oktober 1997 führte sie, unterstützt von der Familie ihrer Tochter und ihrem Schwager Anderl, die Gastwirtschaft bis 2016 weiter.

Über 50 Jahre. Ein Zeitraum, der gespickt ist mit Anekdoten, die ein Buch füllen könnten. Anlässlich ihres 50. Jubiläums als Wirtin, plauderte die Resi aus dem Nähkästchen. Sie erzählte damals von einer Gefriertruhe, die Feuer gefangen hatte. Neben den Ortsfeuerwehren sei auch die Wehr aus Mößling angerückt, um den Brand in der Speisekammer zu bekämpfen: „Erst haben sie den Brand gelöscht und dann ihren Durst. Der ganze Biergarten war voller Feuerwehrmänner."

Viele Anekdoten gibt es von der Kröll-Wirtin. Eine fand sogar den Weg in die Zeitung: Wegen einer falschen Anzeige war vor 18 Jahren der Nikolaus (Marcus Zettl) im Gasthaus erschienen, und das zur besten Biergartenzeit. Die Glosse darüber hängt immer noch in der Gaststube.

Anekdoten könnten Bücher füllen

Die Kröll-Resi ist wohl auch die einzige Wirtin, die Weihnachten einmal in den Sommer vorverlegt hat. Grund war vor 18 Jahren eine Anzeige im Mühldorfer Anzeiger, die nicht ganz zeitgemäß war. Statt zur Garteneröffnung lud sich fälschlicherweise zum gut bürgerlichen Mittagstisch an den Weihnachtsfeiertagen ein. Kurz nach Erscheinen der Anzeige staunte die Kröll Resi nicht schlecht, als ein Christbaum im Garten stand. Später erschien sogar der Nikolaus in der Wirtsstube. Der Niederbergkirchener Marcus Zettl, Nachbar der Wirtin, wollte damals der Resi die Leviten lesen. Eine Glosse darüber in den OVB-Heimatzeitungen hängt bis heute, schön gerahmt, in der Wirtsstube.

„Schee, dass ihr da warts. Kemmt‘s bald wieder!“, hatte das Reserl immer den Gästen mitgegeben, wenn sie den Nachhauseweg angetreten haben. Bis 2016 war das ihr gängiger Spruch. Eine schwere Krankheit zwang sie zur Aufgabe des Gasthauses, das sie 51 Jahre lang betrieben hatte. Seit Ende 2016 verbrachte sie ihren Lebensabend zurückgezogen in Neumarkt-St. Veit, unterstützt von Tochter Reserl mit Mann und Enkelin Julia.

„Bis Pfingsten hat sie alleine gelebt und konnte sich selbst versorgen“, erzählt ihre Tochter. Danach musste sie im Pflegeheim untergebracht werden, bis sie am 5. Juli im Krankenhaus starb. „Sie war eine Vorzeigewirtin“, würdigt Tochter Reserl das Wirken ihrer Mutter. Der Kalbsbraten sei ihr Steckenpferd gewesen und natürlich der Biergarten mit seinem prächtigen Bergpanorama.

Eine schwere Krankheit zwang die Wirtin zur Schließung

„Eine zenrale Anlaufstelle“ sei das Gasthaus Kröll gewesen, sagt Bürgermeister Werner Biedermann. „Mit einem Biergarten und einem der schönsten Aussichtspunkte in Niederbergkirchen!“ Biedermann erinnert sich an rauschende Bälle, die es früher bei der Kröll Resi gegeben habe.

Das Alleinstellungsmerkmal schlechthin: „Sie hat jeden Tag ausgekocht!“ Gerne seien Betriebe, Bänker oder Handwerker zum Kröll-Wirt gegangen, wenn es etwas deftiger sein durfte. „Gut bürgerliche Küche, die heute nur noch schwer zu finden ist!“, sagt Bürgermeister Biedermann.

Der Seelengottesdienst findet am Freitag, 19. Juli, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Blasius statt, mit anschließender Urnenbestattung. Wie sehr die Niederbergkirchener Wirtin mit den Vereinen verbunden war, zeigt ihr letzter Wunsch: Anstelle von Blumen und Kränzen am Grab bittet sie um eine Spende an die Feuerwehr von Niederbergkirchen.

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