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Nach gescheitertem Gesprächsversuch

Druck auf Kronberger wächst: Gemeinderäte fordern Rücktritt und einen Neuanfang für Polling

Polling Bürgermeister Lorenz Kronberger (ganz rechts) ist immer mehr isoliert. Im Sommer demonstrierten über 300 Bürger gegen seine Amtsführung. Jüngst platzte ein Gespräch, an dem unter anderem Oberneukrichens Bürgermeisterin Anna Meier, Landrat Max Heimerl sowie Stefan Mooshuber und Thomas Jobst teilnehmen wollten. Und die Spirale dreht sich weiter.
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Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger (rechts) ist immer mehr isoliert. Im Sommer demonstrierten über 300 Bürger gegen seine Amtsführung. Jüngst platzte ein Gespräch, an dem unter anderem (von links oben im Uhrzeigersinn) Stefan Mooshuber, Thomas Jobst, Landrat Max Heimerl und Oberneukirchens Bürgermeisterin Anna Meier teilnehmen wollten.

Zuletzt wollten die Gemeinderäte aus Polling und Oberneukirchen noch das Gespräch mit Bürgermeister Lorenz Kronberger suchen. Jetzt fordern sie fast geschlossen seinen Rücktritt. So reagiert Kronberger.

Polling Der Donnerstag, 12. September, hätte in Polling eine Kehrtwende einläuten können und auch sollen. An besagtem Donnerstag wollten sich die Gemeinderäte aus Polling und Oberneukirchen sowie Landrat Max Heimerl ab 20 Uhr eigentlich mit Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger zusammensetzen, sich aussprechen und einen gemeinsamen Weg für die verbleibende Zeit bis zu den Kommunalwahlen 2026 finden. Das war die Idee. Doch daraus wurde nichts, stattdessen spitzt sich die Lage immer weiter zu. 

Termin und Uhrzeit standen also schon fest, da hat Stefan Mooshuber (CSU), der das Treffen organisieren sollte, nahezu im letzten Moment eine Absage verschickt. Die Forderungen von Kronberger waren unannehmbar – auch für Landrat Heimerl, so Mooshuber gegenüber den OVB Heimatzeitungen. 

Gespräch nur mit meinem Anwalt

Kronberger hatte nämlich erklärt: „Nach Rücksprache mit Juristen werde ich am Gespräch nur mit einem Rechtsanwalt teilnehmen.“

„Ich schäme mich für Dich als Bürgermeister, dass Du nicht das Angebot aufnimmst, unter Vermittlung des Landrates mit Deinen Räten zu sprechen“, sagte Thomas Jobst (CSU) daraufhin in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

 „Ich habe nur Eure Bedingungen nicht akzeptiert“, entgegnete Kronberger (UWG). 

Landrat ist kein neutraler Gesprächsleiter

„Wir haben keine Bedingungen gestellt. Wir wollten ein Gespräch führen, wie wir weiter verfahren. Die Bedingungen sind von Dir gekommen“, hielt Wilhelm Skudlik (FW) dagegen. 

„Aus meiner Sicht ist es nicht möglich, den Landrat als neutrale Person hinzuzuziehen, weil das nicht gegeben ist“, beharrte Kronberger. Es hätte einen neutralen Gesprächsleiter gebraucht, „oder ich bekomme einen Zeugen oder wir nehmen das Ganze auf Tonband auf. Aber so mit Sicherheit nicht.“ Er stünde alleine gegen den Rest.

Gemeinderat: Wer mit Kronberger redet, braucht einen Anwalt

„Wenn jemand mit uns redet, braucht er keinen Anwalt. Wenn jemand einen Anwalt braucht, dann wenn er mit Dir redet“, konterte Mooshuber. 

Landrat Max Heimerl teilt auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen mit, dass es bereits im April konkrete „Planungen für ein Vermittlungsgespräch“ gegeben habe, „ehe Bürgermeister Kronberger den Termin kurzfristig abgesagt hat“.

Zum jüngst geplatzten Termin schreibt Heimerl: „Ich bedauere den gescheiterten Versuch, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Er appelliert, den Blick nach vorne zu richten. „Es bedarf der Gesprächsbereitschaft und ehrlichen Auseinandersetzung aller Beteiligter.“ Er halte sein Angebot zur Vermittlung und Mediation „selbstverständlich“ weiter aufrecht.

Verfall der Gemeinde droht

Stefan Jobst erklärte gegenüber den OVB Heimatzeitungen, er sei „nicht überrascht“, dass Kronberger das Gesprächsangebot nicht angenommen habe. Jobst warnte vor einem „Verfall der Gemeinde“. „Den können wir uns nicht leisten“, zu groß seien die Herausforderungen – unter anderem mit der Fernwärme. „Wir haben immer weniger Optionen.“

14 Tage später scheint eine Verständigung jetzt endgültig vom Tisch zu sein. Denn vier Tage nach dem abgesagten Gesprächstermin, also am 16. September, unterzeichneten 21 Gemeinderäte aus Polling und Oberneukirchen sowie Oberneukirchens Bürgermeisterin Anna Meier eine Rücktrittsforderung an Kronberger, um den „Weg für einen Neuanfang“ freizumachen. 

„Wir haben immer weniger Optionen.“

Thomas Jobst, Gemeinderat Polling

Die Unterzeichner schreiben, sie würden sich „in hohem Maß um das Ansehen unserer Gemeinden in der Öffentlichkeit und vor allem um das Wohl der Mitarbeiter“ sorgen. Leider habe Kronberger das Gesprächsangebot nicht angenommen, „beziehungsweise nur unter nicht-akzeptablen Bedingungen“. 

Zum Wohl der Gemeinde: Kronberger soll zurücktreten

Der Rücktritt solle unverzüglich geschehen, um „eine Wende“ zu erreichen, um weitere Kündigungen zu verhindern und „angeschlagenen und erkrankten ehemaligen Mitarbeitern eine Rückkehr“ zu ermöglichen. 

Einzig Kronbergers Tochter, Barbara Kronberger, sowie Johann Steinberger (beide UWG) haben die Rücktrittsforderung nicht unterzeichnet. Die ging am 26. September bei der Poststelle der Verwaltungsgemeinschaft Polling ein. In dem Begleitschreiben vom 25. September, wurde Kronberger gebeten, sich bis zum 30. September zurückzumelden. 

Kronberger schreibt an Staatsanwaltschaft und Polizei

Kronberger reagierte noch am selben Tag – auf seine Art und nicht gegenüber den Absendern. Um 17.50 Uhr schrieb er eine E-Mail. Adressaten waren die Generalstaatsanwaltschaft München, Abteilung „Hate Speech“, die Staatsanwaltschaft Traunstein, ein Sachbearbeiter der Polizeiinspektion Mühldorf sowie Landrat Max Heimerl – und in Kopie die OVB Heimatzeitungen.

Den Gemeinderäten fehle „jegliche Befugnis“, seinen Rücktritt zu fordern, schreibt Kronberger. „Ich sehe das als klaren Erpressungsversuch.“ 

Die Vorwürfe zum Umgang mit den Mitarbeitern seien „bis dato nicht belegt“. Ferner hängt er eine Unterschriftenliste an. 15 Mitarbeiter der VG Polling erklären darin, an einem Gespräch mit den VG-Räten ohne Kronberger und Geschäftsleiterin Gabriele Springer nicht teilzunehmen; ein Mitarbeiter machte keine Angaben.

„Ich sehe das als klaren Erpressungsversuch.“

Bürgermeister Lorenz Kronberger zur Rücktrittsforderung

Auch thematisiert Kronberger in seiner E-Mail den jüngsten gescheiterten Gesprächstermin, den er „nach Rücksprache mit meinem Rechtsbeistand“ abgelehnt habe. Daraufhin hätte Mooshuber den Termin „innerhalb von 20 Minuten gecancelt“. 

Kronberger schließt daraus, „dass bereits zum damaligen Zeitpunkt geplant war, mir alleine dieses Ultimatum zu stellen, mit unwahren und unbelegten Behauptungen meinen Rücktritt zu erzwingen.“

Anzeige und Strafantrag in allen strafrechtlichen Belangen

Kronberger schließt mit der Bitte, das alles auf Straftatbestände zu prüfen: „Wenn dem so ist, erstatte ich Anzeige sowie Strafantrag in allen strafrechtlichen Belangen.“ 

„Was soll man dazu sagen? Es ist sein gutes Recht. Dann soll er es tun“, sagt Oberneukirchens Bürgermeisterin Anna Meier zu der Anzeige wegen der Rücktrittsforderung. Pollings Gemeinderat Mooshuber betont: „Die Anzeigen kommen immer nur von einer Seite.“ Die Reaktion von Kronberger sei „total schade, total bedauerlich“.

Mooshuber und Meier weisen eine „erpresserische Absicht“ zurück. Der Rücktritt sollte „zum Wohl aller Beteiligten sein, auch zu seinem“. Meier: „Es ist eine Aufforderung.“ Sie habe sie nicht leichtfertig mit unterschrieben, sondern erst „nach Beratungen mit allen Gemeinderäten. Das ist immer schwierig.“

Landrat Max Heimerl beobachtet die Entwicklung in Polling „weiterhin mit Sorge“ und appelliert „noch einmal, die Eskalationsspirale zu durchbrechen und den Blick nach vorne zu richten“. Rücktrittsforderungen seien „Teil des politischen Diskurses“ übergeordneter politischer Ebenen: „Mir ist nicht bekannt, dass diese zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geführt hätten.“

Mit dem Latein am Ende

Wie kann es da noch in der Gemeinde weitergehen? „Ich bin ratlos“, gesteht Mooshuber ein. „Ich bin mit einem Latein am Ende. Bei mir herrscht inzwischen eher Trauer als Wut.“ 

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