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Exklusive Fotos: 1440 Kilometer in zehn Wochen

„Irre Eindrücke“ & Wahrheiten über das Leben in der DDR: Hartmuth Lang wandert am Ex-Todesstreifen

Hartmuth Lang bei seiner Wanderung entlang des ehemaligen Todesstreifens.
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Hartmuth Lang bei seiner Wanderung entlang des ehemaligen Todesstreifens.

Momente zwischen unerwarteten Begegnungen und dem Alleinsein: Über zehn Wochen wanderte Hartmuth Lang entlang des ehemaligen Todesstreifens. Der Grenzstreifen ließ ihn die deutsch-deutsche Geschichte spüren.

Waldkraiburg – Statt eines vollgepackten Rucksacks liegen handgeschriebene Tagebücher voller Erinnerungen auf dem Schreibtisch von Hartmuth Lang. Erinnerungen, die ihn nicht loslassen. Zehn Wochen war er entlang der früheren innerdeutschen Grenze zu Fuß unterwegs, spürte am ehemaligen Todesstreifen das Leben an und mit der Grenze nach.

18 Monate hat er sich körperlich und inhaltlich auf die Tour vorbereitet, viel über das Grüne Band und das Leben an der Grenze gelesen, aber vieles kam doch anders. „Es gab viele unerwartete Dinge“, sagt er im Nachhinein. Das waren Begegnungen, Erlebnisse und Gegebenheiten, die er unterschiedlich auffasste.

Das Naturerlebnis, das Allein-Sein und die Geschichte der innerdeutschen Grenze waren für ihn Anlass für diese Tour. „Aber eine vierte Säule hat alles überlagert. Die große Hilfsbereitschaft war so überraschend.“ Menschen, die ihn auf eine Tasse Kaffee eingeladen haben, die ihm während einer Rast auf dem Dorfplatz eine Flasche Limonade geschenkt haben oder die ihm einen Platz zum Übernachten angeboten haben.

Ein Schlafplatz im Pfarrsaal

„Es gab drei besondere Begegnungen“, erzählt Lang. Da war eine Familie, der er beim Besuch eines Grenzlandmuseums begegnet ist und die ihn spontan zum Essen eingeladen hat. „Dort durfte ich duschen und der Sohn hat mir sein Zimmer zum Übernachten angeboten.“ Außerdem hat ihn die Familie zur Geburtstagsfeier der Tante mitgenommen, bei der er im Gespräch mit den Menschen viel über das Leben an und mit der Grenze erfahren hat.

Ein andermal durfte er bei strömenden Regen im Pfarrsaal einer Ortschaft übernachten. „Am nächsten Morgen hat mich eine Dame zum Frühstück eingeladen und mir vom Leben in der DDR erzählt.“ Außerdem stellte sie den Kontakt zu ihrem Bruder her, den Lang auf seinem weiteren Weg besuchen könnte.

„Tatsächlich bin ich drei Tage später dort vorbeigekommen, wieder hatte es geregnet und kurz zuvor bin ich im Matsch ausgerutscht“, erinnert er sich. „Ich bekam ein eigenes Zimmer für die Nacht, konnte meine Wäsche waschen und die Hausherrin hatte extra Zwiebelsuppe gekocht. Zum ersten Mal seit 30 Jahren. Die Hilfsbereitschaft, die ich erlebte, war gigantisch.“

Um seinen weiteren Weg zu erleichtern, gaben sie ihm eine geländetaugliche Sackkarre mit, auf der Hartmuth Lang einen Teil seines Gepäcks transportierte. „Der 20 Kilogramm Rucksack war mir irgendwann zu schwer geworden, weshalb ich mir eine Sackkarre angeschafft hatte, um das Gewicht zu halbieren.“ Streckenweise war es aber gerade damit schwer, auf dem ehemaligen Todesstreifen voranzukommen.

Aufpassen, nicht in depressive Phase zu rutschen

„Das Grüne Band ist als Fernwanderweg ausgewiesen, aber gerade dort, wo der Bund Naturschutz allein zuständig ist, musste ich mich teilweise über Kilometer hinweg durch hüfthohes Gras kämpfen, die Beschilderung war schwierig oder der Weg endete in einer Sackgasse, weil eine Brücke gesperrt war. Oder Aussichtstürme, die von Bäumen eingewachsen sind“, muss sich Lang ärgern. Seine Eindrücke habe er in einer E-Mail dem Bund Naturschutz geschildert, eine Antwort aber nicht erhalten.

Doch die vielen positiven Erlebnisse entlang seiner Tour überwiegen. „Die Naturerlebnisse waren irre.“ Das Grüne Band ist Deutschlands größter Biotopverbund, 150 Naturschutzgebiete gibt es entlang der ehemaligen Grenze. Auf vielen Strecken wanderte Hartmuth Lang über bunte Magerwiesen, die Lebensraum für viele Insekten und Tiere sind. „Libellen, Schmetterlinge oder Käfer – die vielen verschiedenen Arten haben die Wiesen übersät und ein fröhliches Gefühl verbreitet.“

Entlang des Ex-Todesstreifen: Wanderung an der innerdeutschen Grenze

Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
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Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang
Eindrücke von der innerdeutschen Grenze
Entlang des Ex-Todesstreifen: Hartmuth Lang wandert am Grünen Band © Hartmuth Lang

Gerade das braucht er an manchen Tagen, denn trotz der vielen Begegnungen entlang der Grenze ist er oft viele Tage allein. Tage, an denen er zu sich kommen kann. „Das ist eine sehr persönliche Sache und jeder erlebt das anders.“ Momente, in denen er über vieles in seinem Leben nachdenkt, was gut und was weniger gut gelaufen sei. „Dabei muss man aufpassen, dass man nicht in eine depressive Phase rutscht“, sagt er, der nach einem Burn-out zur Kunsttherapie fand und sich zum Therapeuten ausbilden ließ.

Die Grenze als innerliche Spannung

Natürlich habe er während seiner Wanderung auch ans Aufhören gedacht. „Momente und dann bin ich wieder fröhlich weiter gewandert.“ Neuen Geschichten entgegen, die es nirgends in Büchern zu lesen gibt. Zwei Erlebnisse gingen ihm unter die Haut.

„Ein zentraler Wachturm ist als Grenzmuseum ausgebaut, in dem man in einem dunklen Raum als Flüchtling das Grenzgebiet durchläuft, mit den Warnungen und Schussgeräuschen. Auf einer späteren Etappe bin ich über Kilometer durch einen Wald gelaufen. Es war mucksmäuschenstill, nur der Wind war zu hören.“ Momente, in denen man sich als Flüchtling fühle, Angst habe, dass sich hinter jedem Baum jemand verstecken könne, man aber nicht entdeckt werden dürfe.

Die Grenze löse eine innerliche Spannung aus und mit jedem Kilometer sei sichtbar gewesen, dass es eine Grenze ist, die sich gegen das eigene Volk richte. Eine Grenze vom Bayerischen Wald bis an die Ostsee. Die hatte er schneller erreicht als erwartet: „Meine letzte Etappe war fast zu Ende, als mich zwei Frauen fragten, wohin ich wollte. Die hatten mir gezeigt, dass ich schon länger an der Ostsee entlang gewandert war, ich musste nur noch über die Düne. Dort im Sand zu sitzen, war überwältigend.“

Zehn Wochen und 1440 Kilometer liegen hinter ihm. „Ich war lange genug allein, ich wollte die gewohnten Menschen wieder um mich haben, mehr Ansprache.“ Eigentlich hätte ihn die Reise noch nach Berlin führen sollen. Aber das Vorhaben musste er schon zuvor verschieben, weil sich ein Handwerker nach langer Wartezeit bei ihm angekündigt hatte. „Nächstes Jahr bringe ich die Tour zu Ende. In Berlin wird es sicherlich ein anderes Erlebnis sein – weniger als Pilger, sondern mehr als Tourist.“

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