Riesen-Probleme für Sportler
Wasser von der Decke: Warum das nicht das größte Problem für Turnhallen und Sport-Vereine ist
Eine Turnhalle geschlossen, eine nur eingeschränkt nutzbar, eine dritte schwächelt: Hinter den Problemen an den Hallen im Landkreis Mühldorf steckt ein viel größeres Problem als nur undichte Dächer.
Mühldorf/Waldkraiburg – Seit dem Sommer war die große Turnhalle der Mühldorfer Mittelschule gesperrt, nachdem Wasser eingedrungen war und den Boden beschädigt hatte. Neben vielen Schülern litten vor allem Volleyballer des TSV Mühldorf und die Fußballer des FC Mühldorf unter der Sperrung . Keine Volleyball-Drittliga-Spiele, keine Winterhallenturniere der Nachwuchskicker.
Turnhalle wieder offen für fast alle
Seit 15. Januar sind die Reparaturarbeiten nach Angaben der Stadt abgeschlossen, der Boden abgeschliffen. „Dadurch sind die gröbsten Schäden und Unebenheiten behoben, aber eine grundlegende Reparatur ist noch nicht erfolgt“, erklärt Stadtsprecher Werner Kurzlechner. Es seien „Schul- und Vereinssport ohne große Einschränkungen in der gesamten Halle möglich.“
Keine großen Einschränkungen? „Wettkampf- und Turniersport kann unter anderem wegen der fehlenden Markierungen und aufgrund der außergewöhnlich hohen Belastungen erst wieder nach der Sanierung in der Mittelschulturnhalle stattfinden“, sagt Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner. Das gehe alleine aus haftungsrechtlichen Gründen nicht anders.
Die größeren Reparaturen erfolgen erst in den Sommerferien, dann soll ein komplett neuer Boden verlegt werden. „Das Ziel ist, dass ab dem Schuljahr 2024/2025 wieder alle Sportlerinnen und Sportler die Halle nutzen können.“ Maßnahmen sollen außerdem verhindern, dass erneut Wasser vom Hallendach auf die Treppe und dann in die Turnhalle läuft.
Spielbetrieb ist nicht möglich
Nach der Hallenschließung im Sommer sind die Volleyballer für ihre Drittligaspiele des TSV in die Berufsschulturnhalle an der Töginger Straße umgezogen. Dort schauen die Verantwortlichen mit bangem Blick an die Decke, denn es geht nass rein. Die Einschränkungen sind weniger gravierend. Landratsamtssprecher Wolfgang Haserer fasst sie so zusammen: „Witterungsabhängig kommt es vor, dass Übungsleiter Wasser vom Turnhallenboden aufwischen müssen.“
Die Glaskuppel ist an einer Stelle undicht. „Vor allem bei Sturm und ungünstiger Witterungslage kann es vorkommen, dass Regenwasser in geringer Menge auf das Spielfeld tropft“, sagt Haserer. Die Stelle sei von innen nicht zugänglich, von außen werde sie regelmäßig abgedichtet. Dazu komme Kondenswasser, das vom Oberlicht tropft.
Reparaturen im Sommer
Im Frühjahr oder Sommer soll die Glaskuppel aus dem Jahr 1981 erneut von außen abgedichtet werden. „Eine Generalsanierung ist derzeit aus Kostengründen nicht möglich.“
Maximilian Heinrich ist der neue Chef des FC Mühldorf, der dort am kommenden Wochenende die Hallenlandkreismeisterschaft spielt. Das einzige große Turnier der Fußballer in diesem Winter. Seine Mannschaften mussten durch die Sperrung der Mittelschulturnhalle Trainingszeiten kürzen oder kleinere Hallen mitnutzen, wegen des Ligaspielbetriebs der Volleyballer auf Turniere verzichten. Heinrich sagt: „Wir haben da schon Rücksicht genommen.“
Waldkraiburgs Handballer wurden heimatlos
Auch die Turnhalle der Waldkraiburger Franz-Listz-Schule hat in diesem Sommer nach einem Unwetter dem Wasser nicht standgehalten. Die Sperrung trifft Schüler und die Handballer des VfL Waldkraiburg. Acht Mannschaften haben dort nach Angaben von VfL Geschäftsführer Hubert Kamrad trainiert. Sie mussten umziehen und Einschränkungen hinnehmen. Bis Februar 2024 soll die Halle nach Angaben der Stadt Waldkraiburg noch gesperrt bleiben.
Stefan Schörghuber, Vorsitzender des TSV Mühldorf und Sportreferent der Stadt, nennt die Hallensituation „angespannt“. Er sagt: „Wir haben knappe Ressourcen, es gibt einen Kampf um freie Plätze.“ Die Sportvereine wachsen, „die Hallenkapazitäten wachsen nicht mit“. FC-Vorstand Heinrich sagt über seine Mitglieder: „Es werden täglich mehr.“
Kein Geld für neue Hallen
Das Problem: Es gibt kein Geld, um neue Hallen zu bauen. Das spürt der TSV in der eigenen Halle. Die müsste nach 49 Jahren gründlich überholt oder neu gebaut werden. Der Verein hat heuer zumindest ein Budget von 20.000 Euro, um einen Sportstättenplaner zu beauftragen, der einen bezahlbaren Vorschlag für die Erneuerung machen soll. „Einen Neubau können weder wir noch die Stadt stemmen.“ Von zwölf Millionen Euro spricht Schörghuber.
Auch der Landkreis kann beim Turnhallenbau nicht einspringen. Noch steht der neue Haushalt nicht, Landrat Max Heimerl hat aber schon mehrfach klargemacht, dass für solche Inititativen derzeit kein Geld da ist. Heimerl spricht von einer „extrem angespannten Finanzlage“, verursacht durch das Defizit der Krankenhäuser, die Ausgaben für Neubauten und Sanierungen fast unmöglich mache.
Am Schulausbau orientieren
Mühldorfs Sportreferent Schörghuber sieht nur einen Ausweg: Die Stadt muss die Sporthallen mit der Erweiterung der Schulen zusammen angehen. Der CSU-Politiker nennt die Erweiterung an der Grundschule in Mühldorf. Dort gebe es noch immer eine Einfachhalle.
Ihr Umbau zur Dreifachturnhalle könnte im Rahmen der Schulerweiterung vom Freistaat gefördert werden, sagt Schörghuber. „Das ist die einzige Lösung, die ich sehe.“
Bis dahin müssen die Sportler hoffen, dass Kommunen und Landkreis Wege finden, ihre Hallen gegen die im Sommer kommenden Stürme und Unwetter zu sichern.
Flüchtlinge und Turnhallen
Im Landkreis gibt es derzeit fast keine Einschränkungen der Hallennutzung durch Flüchtlinge. Dem Landkreis ist es nach Angaben von Landrat Max Heimerl bislang gelungen, alle Migranten unterzubringen, ohne auf Sporthallen zurückgreifen zu müssen. Einzige Ausnahme ist die ESV Turnhalle in Mühldorf, die seit Ende 2022 als zentrale Aufnahmestelle dient. In dieser Halle trainierten damals etwa 170 Kinder der Abteilung Parcours des TSV Mühldorf.
Landrat Heimerl hatte damals erklärt, dass der Landkreis eine Möglichkeit brauche, um 50 Flüchtlinge kurzfristig aufnehmen zu können. Dabei sollte der Schul- und Vereinssport möglichst wenig beeinträchtigt werden.
