„Wäre eine massive Umnutzung“
Plant Mühldorfs Bürgermeister ohne seine Stadträte? – Plan B für Altes Kloster am Stadtplatz 58
Was soll in das ehemalige Kloster am Mühldorfer Stadtplatz 58 einziehen? Darüber gehen die Meinungen zwischen Bürgermeister und Fraktionen auseinander. Wer was will.
Mühldorf – Mit dem Gebäude am Stadtplatz 58 in Mühldorf soll es nach Jahren des Stillstands endlich weitergehen. Wie die OVB Heimatzeitungen nach einem Gespräch mit Bürgermeister Michael Hetzl berichteten, wurde beim Landratsamt eine Bauvoranfrage eingereicht. Beim Stadtplatz 58 handelt es sich um ein teilweise unter Denkmalschutz stehendes ehemaliges Kloster in zentraler Lage. Es steht seit Jahren leer, zuletzt beherbergte es einen Kindergarten.
Wie am besten nutzen?
Dass etwas mit dem Gebäude passieren muss, da sind sich die Stadtratsfraktionen von UM, CSU, SPD und Grünen mit dem Bürgermeister aus der UM-Fraktion einig. Nur, was damit passieren soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Bürgermeister spricht von einer Nutzung für großflächigen Einzelhandel, Büros und Wohnungen an. Die in der Bauvoranfrage genannte Größe geht von Neubauten und einem Anbau am bestehenden Gebäude aus.
Großflächigen Einzelhandel und Büros finden die Grünen gar nicht gut. „Diese Pläne aus dem Jahr 2019, die als Grundlage der Bauvoranfrage dienen, sind nicht allen Stadträten bekannt und gehen an den aktuellen Gegebenheiten vorbei“, stellt Grünen-Fraktionssprecher Dr. Matthias Kraft fest. Die Pläne seien alle „wahnsinnig geheim“. Nur der Aufsichtsrat der Stadtbau als Eigentümerin wisse Bescheid, die Grünen sind darin nicht vertreten.
„Das nächste Desaster mitfinanzieren?“
„In all den Jahren ist viel Wasser den Inn runtergelaufen, es gab eine Bürgermeister- und Stadtratswahl und eine Pandemie.“ Der Onlinehandel habe dem stationären Einzelhandel auch in Mühldorf geschadet. „Am Stadtplatz haben wir eine Menge Leerstand, den wir nicht voll bekommen, braucht's da noch mehr Läden und Büros“, fragt Kraft. „Warum sollte der Freistaat mit Fördergeldern das nächste Desaster mitfinanzieren?“ Das sei es nicht, was sich die Grünen mit der Belebung für den Stadtplatz erhoffen.
Der Grünen-Fraktion schwebt eine Nutzung vor, die sich an der früheren Gemeinwohlnutzung der Immobilie orientiert. „Ein Laden wäre eine massive Umnutzung“, bewertet Kraft das vom Bürgermeister vorgestellte Konzept.
Plan B des Stadtrats für das Areal
„Der überfraktionelle Plan B des Stadtrats für das Areal ist die Ansiedlung der Hochschule im Rahmen des Modells Campus Innstadt Park.“ Als ideale Kombination solle im Erdgeschoss des Stadtplatz 58 wieder ein Kindergarten einziehen. Die im Obergeschoss studierenden künftigen Erzieher könnten die Kinder in Praktika mitbetreuen. „Das wäre ohne Veränderung der historischen Fassade möglich, würde den Stadtplatz beleben und eventuell gäbe es dafür auch hohe Fördergelder.“ Ein weiterer Teil des Campus solle in den Innstadt-Park ziehen.
Idee: Campus zwischen Altstadt und Inn
Auch Stefan Lasner, Vorsitzender der CSU-Fraktion, verweist auf diesen Plan B, der auf einem Antrag der CSU gründet. „In der Sitzung des Bauausschusses vom 7. November 2023 wurde mehrheitlich die Erstellung einer Machbarkeitsstudie ‚Campus zwischen Altstadt und Inn‘ beschlossen.“ Das ehemalige Kapuzinerkloster am Stadtplatz 58 sei wesentlicher Bestandteil dieses Gesamtkonzepts. Ein offizieller Beschluss des Stadtrates zu der von Bürgermeister Hetzl im OVB vorgestellten Nutzung liege nicht vor.
Gemeinsam die Zukunft der Stadt gestalten
Lasner ist Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtbau und hat als solches die Bauvoranfrage mit beauftragt: „Mit der Bauvoranfrage kann die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit eines Bauvorhabens noch vor detaillierter Planung und Baubeginn geprüft werden und sie kann uns wertvolle Erkenntnisse für die Machbarkeitsstudie liefern.“ Lasner hofft: „Dass wir gemeinsam an einer zukunftsorientierten Lösung arbeiten.“
Keine Diskussion im Stadtrat
Die SPD-Fraktionssprecherin Angelika Kölbl ist ebenfalls Mitglied im Stadtbau-Aufsichtsrat. „Es ist unbestritten, dass das Gebäude dringend einer durchdachten Nutzung zugeführt werden muss“, sagt sie. „Trotz Nachfragen einzelner Stadträte im Aufsichtsrat und Bauausschuss wurde diese Nutzung im Stadtrat nicht erläutert oder diskutiert.“ Das Gebäude sei ein zentraler Aspekt der Stadtentwicklung: „Umso bedauerlicher ist es, dass die Mehrheit der Stadträte und die Öffentlichkeit erst aus der Presse über die laut Bericht ‚weit fortgeschrittenen‘ Planungen informiert wurden.“
Kölbl findet die angedachte gewerbliche Nutzung interessant, schränkt aber ein: „Die Einzelhandelsfläche von heute kann der Leerstand von morgen sein.“ Es gebe unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Gebäude genutzt werden sollte. „Der aktuelle Stadtrat hat zu den Nutzungsplänen aus dem Jahr 2019 keine Informationen erhalten“, stellt Kölbl fest. Seit eineinhalb Jahren gibt es Überlegungen, die eine Einbindung der Hochschule vorsehen. „Dies käme der ursprünglichen gemeinnützigen Nutzung des Gebäudes am nächsten.“
Der Stadtrat entscheidet
Kölbl betont: „Eine Entscheidung, die letztlich beim Stadtrat liegt.“
„Sobald im Zuge der Bauvoranfrage weitere Fragen geklärt sind, soll das Projekt dem Stadtrat zur Kenntnis vorgelegt werden“, stellt Karin Zieglsgänsberger, Sprecherin der UM-Fraktio fest. Die UM-Fraktion stehe hinter dem Handeln der Stadtbau. Im Jahr 2019 habe der Stadtrat im Rahmen einer Klausurtagung das Nutzungskonzept für das Anwesen Stadtplatz 58 festgelegt und die Stadtbau mit der Entwicklung des Objekts beauftragt. Zieglgänsberger betont, es bestehe „derzeit kein zusätzlicher Flächenbedarf für den Campus, eine Anmietung wurde abgelehnt.“
Auf den Leerstand einiger kleiner und großen Läden rund um den Stadtplatz angesprochen, antwortet sie als Wirtschaftsreferentin der Stadt: „Die Räume der Metzgerei Magg waren als Metzgerei genutzt, es handelt sich nicht um klassische Einzelhandelsflächen.“ Das frühere Schuhgeschäft Thalhammer stehe vollständig zum Verkauf; eine Vermietung werde vom Eigentümer nicht in Betracht gezogen, obwohl es zahlreiche Interessenten gebe. Bei den Flächen des ehemaligen Kaut-Bullinger handele es sich um Einzelhandelsflächen außerhalb des Stadtplatzes, die sich erfahrungsgemäß nur schwer vermieten lassen. Zieglsgänsberger: „Aus meiner Sicht als Wirtschaftsreferentin und auch aus Sicht der Fraktion besteht daher nach wie vor ein Bedarf an größeren Einzelhandelsflächen, um die Innenstadt nachhaltig zu beleben.“
