Mühldorfs Stadtplatz beleben
Nach Bürgerentscheid und langem Leerstand: Das wird aus Stadtplatz-Haus Nr. 58 in Mühldorf
Das Gebäude mit der Hausnummer 58 ist ein Filetstück an Mühldorfs Stadtplatz. Seit Jahren wird über seine Nutzung diskutiert. Jetzt ist die Stadt dort einen großen Schritt weiter: So sehen die ersten Pläne aus.
Mühldorf – Noch immer steht auf dem Klingelschild am Stadtplatz 58 „Kindergarten“, an der Fassade ist noch das Schild vom „Theresia Gerhardinger-Kindergarten“ angeschraubt, der 2009 als ältester Kindergarten Mühldorfs hier sein 155-jähriges Bestehen feierte. Im Jahr 2013 stand in einem Ratsbegehren der Abriss des Gebäudes zur Abstimmung.
Mühldorfer stimmten für den Abriss
In einem Neubau sollten eine C&A-Filiale und ein neuer Kindergarten untergebracht werden. Dass rund 60 Prozent der Mühldorfer Bürger für den Abriss stimmten, hatte allerdings keine Folgen, der Bürgerentscheid wurde vom Landratsamt für unzulässig erklärt. Danach wurde es wieder still um die Immobilie im Herzen der Stadt.
Planungen sehr weit fortgeschritten
„Unsere Planungen sind sehr weit fortgeschritten, wir haben drei Jahre an diesem Konsens gearbeitet“, berichtet Bürgermeister Michael Hetzl beim Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen. „Sie sind aber noch nicht bis ins Detail ausgeplant. Was steht, ist die Kubatur der geplanten Gebäude.“
Nachdem beim Landesamt für Denkmalpflege eine Zeit lang für Mühldorf kein Gebietsreferent zuständig war, sei die Zusammenarbeit mit dem neuen bereits gut angelaufen. Endlich komme richtig Bewegung in die Sache, man sei laufend in Abstimmungen. An den Entscheidungen rund um das Gebäude sind auch das Landratsamt und die Städtebauförderung eingebunden.
Den Nutzungszweck hat die Stadt in groben Zügen schon 2019 festgeschrieben „Wir wollen im Erdgeschoss der 58 einen großflächigen Einzelhandel und in den oberen Etagen Büros und Wohnungen ansiedeln“, bekräftigt Hetzl. „Es geht um die Belebung des Stadtplatzes.“ Interessenten für die Ladenflächen gebe es schon, sie seien aber noch nicht öffentlich spruchreif. Bevorzugt würden lokale Unternehmen anstelle großer überregionaler Ketten.
Maximaler Erhalt der historischen Substanz
Das mit allen beteiligten Behörden und Stadtvertretern erarbeitete Konzept für den Gebäudekomplex sieht den maximalen Erhalt der historischen Substanz vor. „Das Gebäude ist an sich in einem sehr guten Zustand“, weiß Hetzl. Nach einem großen Schaden durch eine Kriegsbombe sei auch nicht mehr alles original alt und somit auch nicht alles erhaltungswürdig.
„Die Fassade soll fast vollständig erhalten bleiben“, erläutert Hetzl. „Für ein Geschäft braucht es entsprechende Schaufenster, deshalb werden wir die Fenster im Erdgeschoss bis zur Bodentiefe herunterziehen.“
Das hölzerne Eingangsportal soll durch eine Glastür ersetzt werden. Die kleinen Fenster unter dem Dach müssen aus Brandschutzgründen ein wenig größer werden. „Insgesamt wird die Ansicht etwas moderner.“
Strenge Vorgaben der Denkmalpflege
Welche Materialien etwa für die Fensterrahmen oder mit welcher Farbe der Anstrich erledigt wird, das stehe noch nicht fest. Die Denkmalpflege wird die Gestaltung aufmerksam und mit wahrscheinlich strengen Vorgaben begleiten. So muss die Innentreppe, die aus Brandschutzgründen eigentlich nicht nutzbar ist, erhalten bleiben, es braucht ein zusätzliches Treppenhaus.
Wohnungen für Familien
Auch die Anzahl und Größe der geplanten Büros und Wohnungen sind noch offen. „Wir wissen, dass es Bedarf an Wohnungen mit vier Zimmern gibt“, stellt Hetzl fest. „Gedacht ist an einen Mix aus kleinen und großen Familienwohnungen.“ Wohnräume sollen sowohl im Gebäude am Stadtplatz, als auch in einem neu zu errichtenden Nebengebäude dahinter entstehen.
„Mit dem Neubau wird das Areal in Verbindung mit der Frauenkirche ähnlich wie der frühere Klosterhof zu einem Viereck abschließen“, beschreibt der Bürgermeister die Umrisse des Geländes. Doch ein Durchgang bleibt, auch um dem Haus daneben nicht die Fenster zu nehmen. Der Klostergarten in der Mitte des Gevierts soll von der Wies aus öffentlich zugänglich sein. Dieser Garten und die Frauenkirche, die der Stadt gehört, könnten künftig auch kulturell genutzt werden.
Der Neubau könnte durchaus in moderner Architektur gestaltet werden, wird aber wie das historische Gebäude ein Satteldach haben. Auf der Seite zum Stadtplatzdurchgang ist auf einem Flachdachbau für die zukünftigen Bewohner ein großzügiger Dachgarten geplant, im Erdgeschoss darunter liegt ein Teil der Ladenfläche.
Baubeginn ist irgendwann
„Den Umbau und die Gestaltung der Gebäude wollen wir mit dem Planungsbüro durchziehen, das auch den aktuellen Entwurf gefertigt hat“, sagt Hetzl. Wann es mit dem Bau losgehen kann, ist noch völlig offen. Hetzl: „Die Bauvoranfrage läuft. Es gibt viele baurechtliche Fragen zu klären, Genehmigungen einzuholen und Wünsche aus den Gremien umzusetzen.“
Eines sei aber sicher: „Die Stadt hat größtes Interesse an der Entwicklung von Stadtplatz 58 und wird die Stadtbau als Eigentümerin des Gebäudes, wenn nötig finanziell unterstützen. Mühldorf kann es sich auf jeden Fall leisten.“




