Ledererstraße in der Altstadt
Kompromiss oder Kapitulation in Mühldorf? Spielstraße wieder abgeschafft – So geht es weiter
In der Ledererstraße in der Altstadt sind Fußgänger und Autofahrer nicht länger gleichberechtigt: Der Versuch, die Straße zum Begegnungsraum zu machen, ist an zahlreichen Falschparkern gescheitert. Was die Mühldorfer dazu sagen. Und: So sieht die neue Lösung aus.
Mühldorf – Zu einem kurzen, aber heftigen Wortwechsel führte im Stadtrat die neue Park- und Verkehrsregelung in der Ledererstraße. Seit einigen Jahren waren die Zustände dort ständiger Kritikpunkt: Schnellfahrer, Falschparker, zugestellte Haus- und Geschäftseingänge. Anwohner und Geschäftsleute waren unglücklich.
Autofahrer und Fußgänger gleichberechtigt
2016 hatte die Stadt die Ledererstraße aufwendig umgebaut und neugestaltet. Ziel war es, eine lebenswerte Einkaufsstraße zu schaffen, die Fußgänger, Radl- und Autofahrer gleichberechtigt nutzen können. Sie wurde zur sogenannten Spielstraße gemacht, in der Schrittgeschwindigkeit zu fahren ist und ein Parkverbot gilt.
Damit ist es jetzt vorbei. Die Spielstraße ist abgeschafft. Acht Parkbuchten erlauben das Abstellen des Autos, statt Schrittgeschwindigkeit ist – wie in der übrigen Altstadt – Tempo 20 erlaubt. Diese Änderungen, das machte Bürgermeister Michael Hetzl (UM) jetzt vor dem Stadtrat deutlich, sind eine Folge der zahlreichen Beschwerden von Anwohnern und Geschäftsleuten der Ledererstraße.
Kompromiss oder Kapitulation?
Laut Hetzl war der „meist geäußerte Wunsch der Anwohner der nach einer Regelung“ für die Wildparkerei. „Es ist ein Kompromiss mit dem, was sich Geschäftsleute und Anwohner gewünscht haben.“ Autos hätten so eng vor Haustüren geparkt, dass Anwohner nicht mehr in ihre Wohnung gekommen wären; an der Engstelle vor dem indischen Lokal hätte es mitunter kein Durchkommen gegeben.
Ordnungsamtsleiter Fritz Waldinger brachte die „Kapitulation“, wie ein Besucher die neuen Regelungen nach der Sitzung nannte, auf den Punkt: „Verkehrsmaßnahmen verlangen eine gewisse Akzeptanz“, sagt er. „Das hat nicht geklappt.“ Trotz stetiger Kontrollen hätten sich viele Autofahrer nicht an die Vorgaben gehalten. Jetzt sei die Straße wieder ein normaler verkehrsberuhigter Bereich wie der Rest der Altstadt.
Kathrin Enzinger (Grüne) übte dagegen massive Kritik: „Wir beugen uns der Parkanarchie“, sagte sie. Die Straße sei belebt gewesen, der öffentliche Raum genutzt worden. „Es ist wirklich schade, dass man jetzt Parkplätze aufmalt, statt gegen die Parkerei vorzugehen.“
Bürgermeister spricht von einem Versuch
Grünen-Fraktionschef Dr. Matthias Kraft nannte die Situation dort gar „hochgefährlich“: Fußgänger müssten künftig eng am Rand gehen statt mitten auf der Straße, sie müssten immer schauen, wenn sie die Straße überqueren. Für Claudia Hungerhuber (SPD) nehmen die parkenden Autos so viel Platz ein, dass fahrende Autos Fußgänger gefährden. „Ich hätte eine Lösung mit Pollern besser gefunden, die die Feuerwehr bei Bedarf wegklappen kann.“
Hetzl verteidigte die jetzige Regelung und nannte sie einen Versuch, dessen Auswirkungen die Stadt abwarten wolle. „Wir müssen uns an das ganze herantasten.“
Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner sprach von Abstimmungen mit der Feuerwehr. Die fürchte, von Falschparkern behindert zu werden, wenn sie zu Einsätzen in der Ledererstraße hätte fahren müsse, sagte Weichselgartner.
Für Ilse Preisinger-Sontag (CSU) war die Ledererstraße die schönste im ganzen Stadtgebiet. Deshalb hätte die Stadt gegen Wildparker vorgehen müssen, statt Parkplätze aufzumalen. Die Zweite Bürgermeisterin wies auf eine noch ungelöste Frage hin. Die Stadt habe für den Umbau zur Spielstraße Zuschüsse erhalten. Sie warnte davor, dass die Stadt diese Förderung zurückzahlen müsse, sollte sie nicht an der ursprünglichen Planung festhalten.
Das sagen Geschäftsleute und Besucher der Stadt zur neuen Ledererstraße
Christine Klemm, vom Blumengeschäft Klemm & Esterbauer: Ich bin über die Neugestaltung überhaupt nicht glücklich. Wir haben Dauerparker, so dass meine Kunden und Lieferanten es oft schwer haben in der Nähe unseres Geschäftes zu halten. Schon bei der Umgestaltung mussten wir Einbußen hinnehmen und nun geht es weiter.
Manuel Renner, Gerüstbauer aus Mettenheim: Die Parkmöglichkeiten in Mühldorf sind grundsätzlich sehr begrenzt. Daher finde ich es prima, dass hier die Parkverbote nun aufgehoben sind. Vom Krankenhausberg bequem in die Innenstadt zu fahren, ist außerdem eine hervorragende Sache.
Sahin Arif, Fachmann für Logistik aus Winhöring: Ich bin öfters in Mühldorf und ich finde die Parkbuchten top. Gerade auch für gehbehinderte oder ältere Leute ist es super, dass sie nun direkt vor ein Geschäft fahren können. Allerdings wäre ich für Schrittgeschwindigkeit. 20 Kilometer pro Stunde finde ich zuviel.
Edeltraud Haumeier von Modeformat: Ich habe mit meinem Aufsteller vor dem Laden Probleme. Laut Bauhof darf ich den nur so platzieren dass Kinderwägen und Rollifahrer gut durchkommen. Bringe ich den Aufsteller mehr in Richtung Straße an, ist er dort im Weg. Der Aufsteller wurde schon angefahren oder durch Autofahrer einfach versetzt.
Lisa Steiner von Tischkultur: Wir wurden durch die Stadt bezüglich der Veränderung nicht informiert, was ich bedauere. Die Ledererstraße ist eigentlich immer zugeparkt und oft auch relativ wild. Als Fußgänger muss man beinahe Slalom laufen. Die neue Situation bei uns finde ich jedenfalls nicht ideal.
Manfred Fromberger, Versicherungskaufmann aus Ampfing: Ich bewerte die Lederer Straße positiv. Je mehr Leute in die Stadt kommen, desto besser ist es doch für die Geschäftswelt. Die umliegenden Parkplätze sind meistens belegt, umso schöner, wenn es in der Innenstadt neue Parkmöglichkeiten gibt.





