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Situation in Ledererstraße „lebensgefährlich“?

„Das würde kein Kind überleben“: Schnellfahrer und Falschparker lassen in Mühldorf Emotionen hochgehen

Kaum zu übersehen, und doch oft missachtet: Die Tafel mit den Einschränkungen in der Ledererstraße. Blumenhändlerin Sieglinde Saborowski wünscht sich trotzdem mehr Hinweise und Kontrollen, um Falschparker und Schnellfahrerzu anderem Verhalten zu motivieren.
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Kaum zu übersehen, und doch oft missachtet: Die Tafel mit den Einschränkungen in der Ledererstraße. Blumenhändlerin Sieglinde Saborowski wünscht sich trotzdem mehr Hinweise und Kontrollen, um Falschparker und Schnellfahrerzu anderem Verhalten zu motivieren.

Vor fünf Jahren hat die Stadt die Mühldorfer Ledererstraße neu gestaltet. Jetzt halten viele Anwohner und Geschäftsleute Verbesserungen für nötig, um Schwachstellen zu überwinden.

Mühldorf – Das Auto parkte so knapp vor der Ladentür, des Geschäfts in der Ledererstraße, das Kunden weder rein noch rauskamen.

Die Autofahrerin zuckte nur mit den Achseln, als Mode Format-Chefin Edeltraud Haumeier sie darauf ansprach. „Beim letzten Mal war hier noch kein Geschäft“, habe die Autofahrerin geantwortet. Eine fadenscheinige Ausrede. Denn sie darf dort gar nicht parken.

Eine lebenswerte Einkaufsstraße sollte es werden

2016 hat die Stadt die Ledererstraße aufwendig umgebaut und neugestaltet. Ziel war es, eine lebenswerte Einkaufsstraße zu schaffen, die Fußgänger, Radl- und Autofahrer gleichberechtigt nutzen können. Sie wurde zur Spielstraße gemacht, in der Schrittgeschwindigkeit zu fahren ist und ein Parkverbot gilt.

Gefahren für Kinder und alte Menschen

Dem Bau vorausgegangen waren Diskussionen im Stadtrat und eine große Informationsveranstaltung, bei denen die Neugestaltung diskutiert wurde. Danach kamen die Bagger, Rohre wurden verlegt, Hausanschlüsse gebaut, ein neues Straßenbild geschaffen.

Wenn ein Auto die Haustür zuparkt

Seitdem stehen viele Autos dort, manchmal, das berichtet Anwohnerin Claudia Eicher, so dicht vor der Haustür, dass sie nicht mehr hinaustreten kann. „Dort leben Kinder, alte Menschen mit Gehwagerl, die kommen gar nicht raus.“

An diesem Tag steigt ein Ehepaar aus seinem Kleinwagen. Der steht dicht vor den Schaufenstern der Tischkultur. Ihren Namen wollen die beiden nicht nenn, weisen aber auf die Vorteile des Parkens in der Ledererstraße hin: Immer Platz, nur ein paar Schritte zum Wochenmarkt und bisher noch kein Strafzettel.

Anwohnerin Eicher beschreibt die Schattenseite: „Man kann mit kleinen Kindern gar nicht mehr rechts am Rand gehen, weil dort so viele parken“. Wenn sie auf die Straße ausweiche, wie in einer Spielstraße vorgesehen, kämen die Autos viel zu schnell vorbei. „Es ist lebensgefährlich.“

Nur Schritttempo erlaubt

Sieglinde Saborowski ist das schon lange ein Dorn im Auge. „Die Leute wissen scheinbar nicht, dass sie dort nur Schritttempo fahren dürfen und ein Parkverbot herrscht.“

Saborowski, die im Blumenladen Esterbauer arbeitet, steht an dem großen Verkehrsschild auf Höhe von Fahrrad Stiegler. Darauf sind die Regeln für die Straße klar zu erkennen: Schrittgeschwindigkeit, eingeschränktes Halteverbot, Fußgänger sind gleichberechtigt und: „Kinderspiele sind erlaubt.“

Für eine bessere Beschilderung

Sie schüttelt den Kopf: „Das würde kein Kind überleben.“ Saborowski vermutet, dass viele Autofahrer das Erklärungsschild übersehen, nicht wissen, wie sie sich in einer Spielstraße zu verhalten haben. Das sagt auch Lisa Steiner von Geschäft Tischkultur. „Viele erkennen nicht, dass sie nicht parken dürfen“, sagt sie. „Deshalb ist es für unsere Kunden oft unmöglich, kurz zum Einladen zu halten.“

Mit Saborowski ist sie einer Meinung, dass die Beschilderung verbessert werden muss. „Zum Beispiel noch einmal hinter der Querstraße.“

Ob es dazu kommt, ist allerdings fraglich. Die Stadt teilt auf Anfrage schriftlich mit: „Gestalterisch ist die Straße sehr gelungen. Diese Rückmeldung bekommen wir auch von Besuchern unserer Stadt.“ Es gebe Geschäftsinhaber, die, obwohl sie vorher skeptisch waren gewesen seien – von der Situation in der Straße angetan seien. Parkkontrollen gibt es dort nach Angaben der Stadt regelmäßig, die Geschwindigkeit von Autos sei laut Messungen nicht zu hoch.

Eine Kontrolle mit einem Messgerät im März und April 2021 habe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde ergeben. „Überwachungsmaßnahmen sind daher nicht erforderlich. Ebenso wenig Maßnahmen, um den Verkehr zu verlangsamen“.

Stadt hält Überarbeitung für nicht nötig

Auch eine Überarbeitung der Beschilderung ist nach Ansicht der Stadt nicht notwendig. „Dass die mit der Beschilderung des verkehrsberuhigten Bereichs verbundenen Regelungen einigermaßen vielschichtig sind, war uns bewusst“, heißt es in der Stellungnahme. Daher sei unter dem amtlichen Verkehrszeichen ein zusätzliches Schild angebracht worden, dass die geltenden Regeln erläutert.

Stadt nimmt Geschäftsleute in die Pflicht

Die Stadt nimmt die Geschäftsleute in die Pflicht, zur Gestaltung und Nutzung der Ledererstraße beizutragen. „Die Umsetzung hängt von der Nutzung der anliegenden Erdgeschoßflächen ab. Hier hat die Stadtverwaltung wenig Einfluss“, heißt es in der schriftlichen Antwort auf die Anfrage der Heimatzeitung. So sei es erlaubt, Terrassen aufzubauen. „Diese Möglichkeit wird bisher leider noch nicht entsprechend genützt.“

Einfallstraße in die Stadt

Auf das grundsätzliche Problem der Ledererstraße weist Silke Rauch hin, die ihr Reisebüro in der Ledererstraße hat. „Die Ledererstraße ist nun einmal eine der beiden Zufahrtsstraßen auf den Stadtplatz.“ Lieferverkehr, Anwohner, Kunden: Täglich wählen Hunderte diesen Weg auf den Stadtplatz – durch eine Spielstraße. „Das war von Anfang an falsch geplant“, sagt sie.

Gespräche mit der Stadt gewünscht

Rauch weiß aber auch: „Das ist ein ganz schwieriges und heikles Thema.“ Das schlage sich in kontroversen Diskussionen der Anwohner und Geschäftsleute und in den Gesprächen mit der Stadt nieder. Eins jedenfalls ist für sie sicher: Große Bauänderungen an der Straße könne es nicht mehr geben. Die Probleme müssten anders gelöst werden.

Blumenhändlerin Saborowski hat an den mit dem Umbau verbundenen Absicht der Verkehrsberuhigung nichts auszusetzen. Sie wünscht sich, dass die Stadt diese Absicht konsequenter verfolgt. Einige, mit denen man spricht, wollen sich dazu öffentlich nicht äußern. Ein Gespräch mit Vertretern der Stadt wünschen sich aber viele.

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