Bahn und Fahrgastverband äußern sich
Warum ist die Bewertung für den Linienstern Mühldorf bei Service-Ranking weiter im Sturzflug?
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat vor kurzem das Ranking Servicequalität für das Jahr 2024 veröffentlicht. Dabei schneidet der Linienstern Mühldorf erneut schlecht ab. Wir haben uns bei der Deutschen Bahn und dem Fahrgastverband „Pro Bahn“ zu den Gründen erkundigt.
Altötting/Mühldorf am Inn - „Wir wissen, dass wir unseren Reisenden derzeit nicht immer die Qualität und Zuverlässigkeit bieten, die sie zu Recht von uns erwarten. Unser Ziel ist es, die Qualität in den einzelnen Netzen für unsere Fahrgäste nachhaltig zu verbessern. Daran arbeiten wir tagtäglich. Gleichzeitig freut es uns, dass sich im Ranking einige unserer Netze im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnten – trotz vieler Herausforderungen wie Fachkräftemangel oder Lieferengpässe“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage unserer Redaktion.
So beschreibt die BEG das Ranking:
Mit dem Messsystem Servicequalität bewertet die BEG alle Netze des bayerischen Regionalverkehrs nach einheitlichen Kriterien. Die Ergebnisse werden in der Regel jährlich in Form eines Rankings zur Servicequalität veröffentlicht.
31 Wettbewerbsnetze werden derzeit im BEG-Ranking Servicequalität erfasst. Für die Eisenbahnverkehrsunternehmen sind die Ergebnisse eine wichtige Datenbasis, um Verbesserungen einzuleiten – und ein Ansporn, ihre Leistungen weiter zu steigern. Denn die Ergebnisse haben unmittelbare finanzielle Folgen: Liegt das Ergebnis in einem Netz über den Mindesterwartungen der BEG (Werte größer Null), erhält das Unternehmen einen finanziellen Bonus, liegt die Servicequalität unter den Erwartungen der BEG (Werte kleiner Null), muss es eine Strafzahlung leisten.
Im Messsystem Servicequalität beurteilt die BEG Leistungskriterien, die ausschließlich im Einflussbereich der Eisenbahnverkehrsunternehmen liegen. Die Pünktlichkeit der Züge wird separat erfasst. Die Kriterien im Rahmen des Messsystems sind: Die Sauberkeit der Fahrzeuge (innen und außen), die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Fahrgastinformation im Regel- und Störfall, die Serviceorientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat vor kurzem das Ranking Servicequalität für das Jahr 2024 veröffentlicht. Demnach erreichten die 31 im Hinblick auf Service und Komfort bewerteten Regionalverkehrsnetze auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten im bayernweiten Durchschnitt 31,54 Punkte. „Das Ergebnis liegt nur leicht unterhalb des Vorjahreswerts (2023: 32,68 Punkte) und markiert – abgesehen von den nicht vergleichbaren Corona-Jahren – die dritthöchste Punktzahl seit Einführung des Messsystems im Jahr 2008. Insgesamt haben 26 Netze die Erwartungen des Freistaats übertroffen, fünf Netze blieben dahinter zurück. Das Netz Kahlgrund konnte erneut seine Spitzenposition verteidigen, größter Aufsteiger ist das Netz Franken-Südthüringen“, so die BEG.
Bahn und Fahrgastverband äußern sich: Warum ist die Bewertung für den Linienstern Mühldorf bei Service-Ranking weiter im Sturzflug?
Der Linienstern Mühldorf hat darin sein bisher schlechtestes Ergebnis der letzten zehn Jahre mit +4,62 erreicht. Seinen Höhepunkt hatte er 2022 und 2021 mit jeweils +46.99 und +49.31. Regio Oberbayern wiederum konnte sich von -0.07 deutlich auf +22.93 verbessern. Der Höchstwert der letzten zehn Jahre war hier +45.91 2021, die beiden schlechtesten Jahre 2015 und 2014 mit -38.55 und -48.94. „Das Qualitätsranking der BEG soll den Fahrgästen einen Überblick geben, welche Eisenbahnunternehmen sich um die Fahrgäste bemühen. Das die Qualität immer wieder schwankt ist von unserer Sicht aus ein normaler Zustand. Der Fahrgastverband sieht daher noch keine großen Probleme auf die Fahrgäste zukommen. Wichtig zum Verständnis dieses Rankings ist, dass die Bayrische Eisenbahngesellschaft BEG in den Verträgen Qualitätskriterien vorgibt. Sind diese vorgegeben Kriterien erfüllt, steht man bei 0,00 Punkten. Erfüllt man mehr, bekommt man Punkte dazu. Das bedeutet für die Betreiber in unserer Region, dass alle mehr erfüllen als von der BEG gefordert“, bemerkt dazu Marco Kragulji vom Fahrgastverband PRO BAHN e.V. auf Anfrage unserer Redaktion.
„Den Qualitätsverlust im Linienstern Mühldorf führen wir zurück auf Probleme mit der Infrastruktur der Strecke selbst. So gab es im vergangenen Jahr mehrfach teilweise mehrere Stellen an denen wegen Problemen mit der Strecke, sei es ein Fehler in der Gleislage oder ein Mangel im Oberbau, die Geschwindigkeit reduziert werden musste. Da solche Langsamfahrstellen oft auch sehr kurzfristig eingerichtet werden, ist eine Information gegenüber der Fahrgäste oft nur schwer möglich“, so Kragulji weiter, „Ein weiterer Punkt der zum Punkteverlust geführt haben kann, ist das Fahren von zu kurzen und damit zu kleinen Zügen. Hier gab es auch im Jahr 2024 Beschwerden von Fahrgästen. Unserer Einschätzung nach hat hier die Südostbayernbahn bis heute wieder eine Verbesserung erzielen können, was uns somit keine großen Sorgen bereitet. Ein weiterer Punkt, den viele Betreiber betroffen hat, waren die Folgen des Schneechaos im Dezember 2023. So war es leider lange zu sehen, dass Toiletten, die durch die tagelange Stilllegung des Betriebs, Schaden genommen haben, nicht repariert werden konnten, da kaum Ersatzteile zu bekommen waren. Die Probleme bei der Ersatzteillieferung betrafen mehrere Eisenbahnunternehmen, da diese oft auch die gleichen Bauteile benötigten.“
„Ein Problem, das alle Betreiber in unserer Region langfristig trifft, ist der Personalmangel, der natürlich auch zu einem Informations- und Servicemangel führt. So kann man als Fahrgast keine Auskunft über Umsteigeverbindungen bekommen und gleichzeitig fehlt dann auch der prüfende Blick, wie es zum Beispiel um die Sauberkeit im Zug steht. Der Fahrgastverband PRO BAHN ist sich hier bewusst, dass das Personalproblem nicht leicht zu lösen ist, appelliert aber an die Unternehmen auch neue Wege zu gehen, um Personal zu gewinnen“, schließt der „Pro Bahn“-Sprecher. (hs)
