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Das sagen die Betreiber über 2023

„Leider keine Überraschung …“: So viele Verspätungen und Zugausfälle gab es

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hatte vor kurzem die Pünktlichkeitsstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. Wir haben für euch zusammengestellt, wie die Netzbetreiber in der Region abschneiden und vor allem, wie sie das Problem erklären.
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Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hatte vor kurzem die Pünktlichkeitsstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. Wir haben für euch zusammengestellt, wie die Netzbetreiber in der Region abschneiden und vor allem, wie sie das Problem erklären.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hatte vor kurzem die Pünktlichkeitsstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. Wir haben für euch zusammengestellt, wie die Netzbetreiber in der Region abschneiden und vor allem, wie sie das Problem erklären.

Landkreise Altötting/BGL/Mühldorf/Rosenheim/Traunstein - „Leider sind für uns die Ergebnisse der Eisenbahnunternehmen im Pünktlichkeitsranking keine Überraschung. Verspätungen durch Grenzkontrollen und auch die mehrtägigen Streckensperrungen im Dezember sind für unsere Region die markantesten Ursachen“, kommentiert Marco Kragulji, Stellvertretender Landesvorstand von PRO BAHN Bayern. „Als Fahrgastverband stehen wir immer wieder in Kontakt mit den Eisenbahnunternehmen, um über die Sorgen der Fahrgäste zu sprechen. Hier sind immer wieder anhaltende Langsamfahrstellen und sehr kurzfristig angekündigte Baustellen ein Thema.“

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hatte die Pünktlichkeitsstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. „Im Durchschnitt lag die Pünktlichkeitsquote aller Regionalzüge und S-Bahnen in Bayern bei 87,0 Prozent gegenüber 2022 88,1 Prozent. Damit erreicht der Wert einen Tiefststand seit der Bahnreform in den Neunzigerjahren“, so die BEG, „Als pünktlich gewertet werden alle Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben. Ausgefallen sind 6,3 Prozent der Verkehrsleistungen gegenüber 2022 4,9 Prozent. Die Hauptursache für die Verspätungen und Ausfälle liegt weiterhin bei den Einschränkungen durch die oftmals marode Bahninfrastruktur. Bei den Ausfällen gab es 2023 aber auch erhebliche Effekte durch Streikphasen und extreme Witterungsbedingungen.“

Verspätungen und Zugausfälle 2023: So sah es aus und das sagen die Betreiber dazu

„In insgesamt sieben bayerischen Netzen lag die Pünktlichkeitsquote 2023 sogar unter 80 Prozent. Zum Vergleich: 2022 war das noch bei nur vier Netzen der Fall. Erneut deutlich überdurchschnittlich von Verspätungen betroffen war das Netz Alex-Nord der Länderbahn. Nur 64,3 Prozent der Züge waren in diesem Netz pünktlich“, beklagt die BEG. Die Netzbetreiber in unserer Region schneiden quer durch die Bank ab: Chiemgau-Inntal ist mit 75,5 Prozent bei der Pünktlichkeit auf dem vorletzten Platz mit 4,1 Prozent bei den Zugausfällen wiederum verhältnismäßig besser aufgestellt. Berchtesgaden-Ruhpolding liegt mit 91,0 Prozent bei der Pünktlichkeit dagegen weit vorn, verzeichnet aber mit 5,9 Prozent mehr Zugausfälle. Der Linienstern Mühldorf rangiert mit 87,3 Prozent bei der Pünktlichkeit im Mittelfeld, verzeichnet aber mit 8,1 Prozent Zugausfällen einen der schlechteren Werte im Vergleich.

Zugausfälle und Pünktlichkeit bei den Netzbetreibern der Region 2023 laut der BEG.

Als die drei Haupt-Verspätungsursachen werden durch die BEG Infrastruktur, betriebliche Gründe und externe Einflüsse sowie gefährliche Ereignisse genannt. Bei den Ausfallursachen wiederum ist ebenfalls die Infrastruktur vorne dran, gefolgt von edxternen Einflüssen udn gefährlichen Ereignissen sowie Probleme mit Fahrzeugen. Der bayerische Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzende Christian Bernreiter nannte das historische Tief „alarmierend“: „Inzwischen sollte auch der Letzte den Weckruf verstanden haben. Die aktuellen Werte bestätigen leider einmal mehr, dass das System Schiene jenseits der Belastungsgrenze ist. Wir brauchen dringend eine Trendumkehr. Es ist höchste Eisenbahn, dass Bund und DB InfraGO ihre Infrastruktur auf Vordermann bringen und zukunftssicher machen. Wer sich dabei nur auf hochfrequentierte Strecken konzentriert, befindet sich auf dem Holzweg.“

Pro Bahn: Informationspolitik muss besser werden

„Von verschiedenen Eisenbahnunternehmen wissen wir auch, dass die heftigen Schneefälle, Anfang Dezember 2023, zu vermehrten Schäden an Fahrzeugen geführt haben. Diese Schäden konnten aufgrund der nicht erwartbaren Zahl nicht sofort behoben werden, weswegen man hier auch noch längere Zeit, Ausfälle und Verspätungen als Fahrgast wahrnehmen konnte“, erläutert wiederum PRO BAHN-Sprecher Kragulji, „Der Schuh der Fahrgäste drückt jedoch am allermeisten, wenn es um das Thema Information geht. Für Fahrgäste und auch die Eisenbahnunternehmen ist es unerlässlich, dass die DB InfraGo alles daran setzt Informationen zu Baustellen mit ausreichendem Vorlauf zur Verfügung zu stellen.“

Die Ursachen für Zugausfälle und Verspätungen bei den Netzbetreibern der Region 2023 laut der BEG.

„Nur so kann auch ein guter und verlässlicher Ersatzverkehr organisiert werden. Eine Häufung von Langsamfahrstellen, die die Stabilität des Fahrplan beeinträchtigen, kann in keinem Fall hinnehmbar sein. Hier muss aus Sicht der Fahrgäste, die DB InfraGo als Ziel haben, Langsamfahrstellen schnellstmöglich zu beseitigen“, fährt er fort und schließt: „Ein Warten, auf die viel versprochene Sanierung von Hochleistungstrecken und Neubaustrecken würde aus unserer Sicht zu einem enormen Qualitätsverlust vor allem auf den Strecken München-Rosenheim-Kufstein/Salzburg und München-Mühldorf-Salzburg führen.“

„Wird unserem Anspruch nicht gerecht“

„Unserem Anspruch an Zuverlässigkeit und Qualität für unsere Fahrgäste wird der Pünktlichkeitswert nicht gerecht. Wir arbeiten mit Hochdruck an Verbesserungen, um unseren Reisenden ein zuverlässiges und stabiles Angebot zu bieten“, betont eine Sprecherin der Deutschen Bahn, „Grundsätzlich unterliegt die tagesaktuelle Pünktlichkeit zahlreichen unterschiedlichen internen und externen Faktoren. Zu den internen Faktoren zählen beispielsweise Baumaßnahmen oder die Fahrzeugverfügbarkeit, unter externen Faktoren sind beispielsweise wetterbedingte Einschränkungen wie etwa die starken Schneefälle zu verstehen.“

„Beispielhaft nennen wir für 2023 einige Faktoren, die bei der Südostbayernbahn Einfluss auf die Pünktlichkeitswerte hatten: Kurzzeitig verringerte Fahrzeugverfügbarkeit, bedingt zum Beispiel durch Lieferschwierigkeiten, Starke Schneefälle im Winter
Instandsetzungsarbeiten auf der Zubringerstrecke München – Mühldorf, was kann sich auch auf die anderen Strecken auswirkenkann, wenn auf Anschlusszüge gewartet wird“, fährt die Sprecherin fort. „Wir bedauern kurzfristige Zugausfälle und Änderungen der Fahrpläne, entschuldigen uns dafür bei den Fahrgästen und arbeiten mit Hochdruck an Verbesserungen. Die Reisenden halten wir über alle eventuellen Änderungen im Fahrplan auf dem Laufenden. Wir informieren dazu ausführlich über die Auskunftsmediendien Navigator-App sowie über die Website der SOB. Zudem dienen Bauarbeiten wie die Beseitigung von Langsamfahrstellen dazu, mehr Stabilität zu gewinnen.“

„Vollsperrung wirtschaftlich kaum durchzustehen“

„Die Ergebnisse spiegeln die Realität wider. Allerdings sind sie immer unter Berücksichtigung der Streckenauslastung, des Streckenzustandes und anderer Besonderheiten zu betrachten, die nicht ursächlich bei uns liegen“, betont eine Sprecherin der BRB, „Im Netz Chiemgau-Inntal gehört die Hauptverkehrsstrecke München–Rosenheim–Salzburg zu den hochfrequentierten, die an ihrer Auslastungsgrenze angelangt sind. Mehr geht hier nicht und wenn eine Störung vorliegt, egal aus welchen Gründen, dann schlägt diese voll auf die Pünktlichkeiten durch und die Zeitverluste sind nicht aufzuholen, im Gegenteil, sie summieren sich weiter auf. Die Grenzkontrollen in Freilassing haben uns 2023 ebenfalls wieder viel Zeit gekostet. Extreme Wetterverhältnisse wie Anfang Dezember 2023, als sogar der Münchner Hauptbahnhof tagelang nicht anfahrbar war, tun ihr übriges.“

„Die DB InfraGO AG plant, im Jahr 2027 die Strecke München–Rosenheim–Salzburg in zwei Bauabschnitten zu sanieren. Das bedeutet für den Regionalverkehr, also für uns, fünf Monate Vollsperrung. Das ist wirtschaftlich kaum durchzustehen. Bis dahin bleiben Störungen durch marode Infrastruktur und Bauarbeiten wohl an der Tagesordnung, um wenigstens den laufenden Betrieb bis dahin weiterführen zu können“, fährt die BRB-Sprecherin fort, „Das heißt aber, dass hier Flickwerk betrieben wird mit ständigen Baustellen, Fahrplanänderungen, Schienenersatzverkehr und Verspätungen. Alles eine absolute Zumutung für uns als Unternehmen und natürlich auch für unsere Fahrgäste. Bei den Grenzkontrollen haben wir seit ein paar Monaten wenigstens deutlich geringere Zeitverluste. Die Züge mit Abfahrt in Salzburg Richtung München haben inzwischen zehn Minuten frühere Abfahrtszeiten, was zu einem längeren planmäßigen Aufenthalt in Freilassing führt. Der dadurch entstehende Zeitpuffer kann für die Kontrollen durch die Bundespolizei genutzt werden kann. Das funktioniert sehr gut. Allerdings geht auch diese Maßnahme zu unseren Lasten: Mit der früheren Abfahrt in Salzburg sind die Anschlüsse von der Westbahn auf uns verloren gegangen und entsprechend haben wir auch keine umsteigenden Fahrgäste mehr.“

Verspätungen werden teilweise schlimmer

„Was das Netz Berchtesgaden-Ruhpolding betrifft, handelt es sich um eine deutlich geringer ausgelastete Strecke. Dort fahren wir und der eine oder andere Güterzug. Kein Vergleich mit dem Netz CHI, das wir uns mit ÖBB und DB Fernverkehr teilen müssen. Im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding haben wir allerdings die Schwierigkeit, dass unsere beiden Züge, die wir vom vormaligen Betreiber übernehmen mussten, eben nicht mehr ganz neu sind und Reparaturen häufiger werden, so wie bei gebrauchten Pkw auch. Auffällig ist im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding tatsächlich, dass wir häufig Verspätungen wegen Personen am Gleis haben. Fahrradfahrer und Fußgänger überqueren Gleise irgendwo an der Strecke und es kommt leider häufig zu „brenzligen“ Situationen, unsere Triebfahrzeugführer müssen eine Vollbremsung einleiten, um Unfälle zu vermeiden. Es handelt sich hierbei zum Teil um Straftaten, die enorme Kosten zur Folge haben können, wenn man erwischt wird, bis hin zur Todesfolge. Meldet ein Triebfahrzeugführender „Personen am Gleis“, so erfolgt eine Streckensperrung durch DB InfraGO und Bundespolizei, bis gesichert ist, dass sich niemand mehr im gefährlichen Gleisbereich befindet. Auch das verursacht Verspätungen oder gar Zugausfälle. Es waren im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding übrigens 5,8 Prozent Zugausfälle.“

„Noch ein aktuelles Beispiel zur Verdeutlichung: Derzeit wird der Bahnhof Freilassing umgebaut. Die Bedingungen sind deshalb alles andere als optimal für einen reibungslosen Zugverkehr. Verspätungen häufen sich, Ursache sind ‚besetzte Gleise‘. Das bedeutet, dass der BRB-Zug das Gleis nicht benutzen kann, weil dort bereits ein Zug steht und der BRB-Zug warten muss, bis das Gleis wieder frei ist. Die BRB-Züge kommen pünktlich in Freilassing an, stehen dann dort, weil sie kein freies Gleis bekommen, und fahren dann Verspätungen ein, die sich über den Tag hinweg vergrößern und nicht aufzuholen sind“, fährt sie fort. BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann sieht zwei Ursachen: „Fehlerhafte Fahrplanerstellung und katastrophale Disposition der Gleise in Freilassing. Für beides ist DB InfraGO verantwortlich. Verspätungen ziehen Pönale, also Strafzahlungen, nach sich, zu begleichen nicht durch den Verursacher, sondern durch die BRB. Das sieht Arnulf Schuchmann nicht mehr ein. Ich erwarte die Zusage der Übernahme der uns dadurch entstehenden Pönalen für Verspätungen und nicht gehaltene Anschlüsse durch die DB InfraGO.“

Sanierung des Schienennetzes dringendste Aufgabe

„Was übrigens die 23,2 Prozent betriebliche Gründe für Verspätungen in der Pressemitteilung der BEG betrifft, beziehen sich diese Gründe nicht immer auf das ‚eigene‘ Eisenbahnverkehrsunternehmen. Verspätungen bauen sich auch beispielsweise auf, weil im Eisenbahnverkehr der Grundsatz gilt: Fernverkehr vor Nahverkehr. Verspätete Fernverkehrszüge haben Vorfahrt, deshalb muss der Nahverkehr, also auch die BRB, warten und den Fernverkehr vorbeilassen. Es kommt zu unverschuldeten Verspätungen. Oder die BRB muss auf Anschlusszüge anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen warten, die sich verspäten und das führt wiederum bei der BRB zu Verspätungen. Dies sind ‚betriebliche Gründe‘“, so die Sprecherin weiter.

„Die Sanierung des Schienennetzes ist die dringendste Aufgabe. Aber das weiß inzwischen jeder und die Schwierigkeiten liegen in vielen Bereichen: zu wenige Baufirmen für Bahnprojekte, überbordende Bürokratie und damit einhergehende lange Genehmigungsverfahren, Personalmangel in allen Bereichen, besonders bei Schichtarbeit, Geldmangel, über Jahrzehnte zu wenig Investition in Schiene“, fährt sie fort und schließt: „Was über viele, viele Jahre versäumt wurde, kann nicht von heute auf morgen aufgeholt werden. Schon gar nicht in den Dimensionen, die im Eisenbahnbereich vonnöten sind. Hier geht es um riesige Baustellen mit Auswirkungen auf Millionen Fahrgäste.“

hs

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