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Weltweit erfolgreicher Mittelständler

Harter Schlag für Waldkraiburg: Darum geht das Topunternehmen Atoma-Multipond nach Ampfing

Freude bei Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (linkes Bild, links): Wilhelm Ludwig Krämer (linkes Bild, rechts) verlegt den Firmensitz von Atoma-Multipond samt Produktion sowie Forschung und Entwicklung nach Ampfing. Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötzsch hatten einfach nicht mehr genügend Flächen.
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Freude bei Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (linkes Bild, links): Wilhelm Ludwig Krämer (linkes Bild, rechts) verlegt den Firmensitz von Atoma-Multipond samt Produktion sowie Forschung und Entwicklung nach Ampfing. Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötzsch (rechts)

Atoma-Multipond ist ein Waldkraiburger Unternehmen der ersten Stunde. Der Mittelständler ist weltweit erfolgreich, platzt aus allen Nähten und baut jetzt einen neuen Firmensitz – in Ampfing. Das sind die Gründe.

Waldkraiburg / Ampfing – Für Waldkraiburg ist es ein harter Schlag, für Ampfing ein Coup: das weltweit erfolgreiche Unternehmen Atoma-Multipond, eine Waldkraiburger Firma der ersten Stunde baut einen komplett neuen Firmensitz – und das im benachbarten Ampfing. Das gab die Gemeinde Ampfing jetzt bekannt.

Diese Meldung kam nur wenige Wochen, nachdem der Hersteller von hoch spezialisierten Sondermaschinen für Wägesysteme im Food- und Non-Food-Bereich erneut mit dem Mittelstandspreis „Bayerns Best 50“ ausgezeichnet wurde. Ein Preis, der für überdurchschnittliches Wachstum und beste Aussichten vergeben wird. „Das ist eine hohe Auszeichnung, die die Qualität und Entwicklung dieser Firma zeigt“, gratuliert dazu Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG). 

Umsatzplus von 40 Prozent und 80 neue Arbeitsplätze

Atoma-Multipond gehört in seiner Branche weltweit zu den besten Vier. Im vergangenen Jahr gab es ein Umsatzplus von 40 Prozent, entstanden 80 neue Arbeitsplätze. Weltweit hat Atoma über 420 Mitarbeiter, davon 325 in Waldkraiburg, wo auch Forschung, Entwicklung und Produktion zu Hause sind.

Und jetzt das. Um weiter wachsen zu können, wird Atoma nach 77 Jahren Waldkraiburg verlassen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagte Atoma-Chef Wilhelm Ludwig Krämer schon vor ein paar Wochen. Daher sollen die beiden Waldkraiburger Standorte zusammengelegt und vergrößert werden. Denn das Unternehmen hat hohe Ziele: Der Umsatz soll heuer um weitere 15 Prozent zulegen, weitere Arbeitsplätze sollen entstehen und der konsolidierte Gruppenumsatz soll bis 2025 bei 100 Millionen Euro liegen. 

Waldkraiburg ist an der Grenze

Waldkraiburgs Bürgermeister Pötzsch ist seit 2014 im Amt und versucht seitdem zu helfen: „Aber wir konnten der Firma kein Angebot machen. Wir haben einfach keine Möglichkeit, eine entsprechend große Fläche anzubieten.“ Die Themen Bannwald, Grünflächen und Wasserschutzgebiet stünden dem entgegen. Waldkraiburg ist an der Grenze. 

Daher zieht Atoma jetzt vor die Tore Ampfings in die Nachbarschaft der Firma Kerbl, die derzeit ebenfalls erweitert. Auf 6,7 Hektar wird der neue Firmensitz bis 2027 mit rund 330 Arbeitsplätzen entstehen.

Abschied nach 77 Jahren

Waldkraiburg verliert damit ein Unternehmen, das Wilhelm Ludwig Krämer Senior, Vater des heutigen Chefs, 1946 in Waldkraiburg als Atoma Gesellschaft für automatische Waagen GmbH gegründet hatte. Entsprechend schwer fiel Krämer die Entscheidung.

„Mir tut es leid für Waldkraiburg“, sagt auch Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (CSU), zumal auch er um die finanziellen Probleme der Stadt weiß. Grundner betont: „Wir haben Atoma nicht abgeworben.“ 

Schwierigkeiten immer offen angesprochen

Gleichzeitig freut sich Grundner, dass die Wahl auf seine Gemeinde an der A94 gefallen sei, „weil wir einen sehr guten Arbeitgeber, viele gute Arbeitsplätze und eine saubere Firma, die keine Emissionen verursacht, bekommen“.  Für Ampfing hätten wohl „die öffentliche Präsenz, die ausgezeichnete Verkehrsanbindung, die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten, die realistische Aussichten zur Nutzung regenerativer Energiequellen und die sehr professionelle und offene Zusammenarbeit“ gesprochen. Grundner: „Wir haben auch immer offen gesagt, wo es Schwierigkeiten geben könnte.“

Während Atoma seine Umzugspläne nun konkretisiert, leitet Ampfing das Bauleitverfahren ein. „Unter Berücksichtigung der benötigten Zeit für behördliche Verfahren, Genehmigungen und der eigentlichen Baumaßnahme, wird der neue Standort voraussichtlich im Lauf des Jahres 2027 bezogen werden“, so Grundner, der sich „aussuchen kann, wer sich in Ampfing angesiedelt“.

Waldkraiburg will sicherer Standort bleiben

Sein Waldkraiburger Amtskollege Pötzsch kämpft dagegen darum, seinen Unternehmen weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten: „Wenn die hier Millionen investieren, dann muss es auf lange Sicht eine sicherer Standort sein.“ 

Bisher habe das geklappt. Zuletzt hat Netzsch Millionen in Waldkraiburg investiert, um seine drei Standorte zu vereinen. Je weniger Flächen Waldkraiburg habe, je länger es brauche, mögliche Flächen anzubieten, desto schwerer werde es, so Pötzsch. 

Dialog mit den Nachbargemeinden erforderlich

„Wir müssen auch mit den Nachbarkommunen in den Dialog treten“, sagt Pötzsch. „Auf der einen Seite schränkt man uns ein“, aber auf der anderen Seite würden die Nachbargemeinden wachsen. „Was bei uns in den letzten Jahren passiert ist, ist ein Bruchteil von dem, was in den Nachbarkommunen passiert ist, weil die zum Beispiel keine Beeinträchtigung durch ein Wasserschutzgebiet haben.“ Wachstum müsse als gemeinsame Aufgabe begriffen und im Gespräch geklärt werden.

„Sicher, es ist schade um den Acker“, sagt Ampfings Bürgermeister Grundner. Diese Chance müsse aber ergriffen werden. Es sei wichtig, dass Unternehmen im Landkreis bleiben, wachsen und mehr Gewerbesteuer bezahlen. Das sei gut für Ampfings Haushalt und „ist auch für den Landkreis kein Schaden.“

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