Gewerbegebiet und Wohngebiet kollidieren
Aschau gegen Waldkraiburg: Ist im Streit der Nachbar-Gemeinden eine Lösung in Sicht?
Aschau will ein Gewerbegebiet entwickeln, Waldkraiburg ein Wohngebiet. Beide Gebiete sind gerade etwas mehr als einen Steinwurf voneinander entfernt. Das sorgte in den Gemeinden für Diskussionen.
Aschau/Waldkraiburg - Klare Worte hatte es im Aschauer Gemeinderat gegen den Planentwurf für das geplante Gewerbegebiet in Thann gegeben. Dass es Kritik geben kann - aus unterschiedlichen Gründen - ist in diesem frühen Stadium des Verfahrens nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist allerdings die Vehemenz und vor allem die Richtung, aus der sie kommt. Nicht aus dem Ort, sondern aus der Nachbarkommune Waldkraiburg.
Auf einer Fläche von insgesamt acht Hektar will die Gemeinde Aschau ein Gewerbegebiet in Thann entwickeln. Erst kürzlich hat der Gemeinderat über die eingegangenen Stellungnahmen der Fachstellen und Behörden diskutiert. Überrumpelt war man in Aschau vom Schreiben aus Waldkraiburg: „Die Stadt Waldkraiburg lehnt die vorgelegte Planung ab, da sie nicht auf die laufende Planung der Stadt Waldkraiburg abgestimmt ist, verbindliche Ziele der Regionalplanung und emmissionsschutzrechtliche Schutzansprüche nicht beziehungsweise nicht ausreichend berücksichtigt sind.“
Enttäuscht vom Vorgehen
Dass Aschau von seinem Gewerbegebiet Abstand nehmen soll, kann Bürgermeister Christian Weyrich (CSU) nicht nachvollziehen. „Ein Gespräch im Vorfeld wäre nett gewesen“, sagt er und ist enttäuscht vom Vorgehen der Nachbarstadt. Stattdessen wünscht er sich eine „strategische Zukunftsplanung zur Stärkung der Region“ und eine „konstruktive Zusammenarbeit“.
Für wenig konstruktiv hält er die Argumente aus dem Waldkraiburger Rathaus. Dort befürchtet man, dass das Aschauer Gewerbegebiet die Planungen für das Waldkraiburger Wohngebiet gefährdet und führt mehrere Gründe auf. Unter anderem würde Aschau dem Regionalplan widersprechen und die Abstandsflächen von 500 Metern zwischen den Gemeinden unterschreiten. „Unsere Pläne sind mit der Regierung von Oberbayern abgestimmt. Außerdem sieht der Landesentwicklungsplan Entwicklungsachsen vor“, erklärt Weyrich.
Für ihn läuft das Abstandsargument ins Leere: „Wie kann man das verstehen, wenn sich der Nachbar rücksichtslos bis an die Grenze weiterentwickelt?“
Dass Aschau beim Thema Lärmemissionen noch nacharbeiten muss, darüber gab es im Gemeinderat keine Diskussionen. Die Fragen der Lärmbelästigung soll ein Gutachten klären. Doch dass Waldkraiburg den Bedarf für ein Gewerbegebiet anzweifelt und den sparsamen Umgang mit Grund anmahnt, darüber kann Weyrich nur den Kopf schütteln. „Wir sind offen für konstruktive Kritik. Aber wie kann ich das Argument zum sparsamen Umgang mit Boden aus einer Kommune annehmen, wo regelmäßig Wald gerodet wird?“ Weyrich verwies auf die Schilcher-Linie, den Föhrenwinkel und Waldkraiburg-West. Aschau habe in der Vergangenheit auf einer Fläche von zwölf Hektar ein Waldkonto aufgebaut.
„Der Bedarf an Gewerbeflächen ist enorm. Das sollte Waldkraiburg wissen“, sagt Weyrich. Firmen seien bereits auf Aschau zugegangen, weil sie sich weiter entwickeln wollen. „Ziel muss es doch sein, Firmen in der Region zu halten. Dazu sollten sich Kommunen gemeinsam strategisch aufstellen. Zusammen ist man stärker als allein.“
Für Waldkraiburg geht es aber erst einmal um das Wohngebiet, das im Westen der Stadt geplant ist. „Wir müssen uns klar positionieren, sonst könnte das Gewerbegebiet Auswirkungen haben“, sagt Bürgermeister Robert Pötzsch. Wo gibt es Knackpunkte? Wo kann man mitgehen? Wo gibt es Probleme mit dem Lärm? Diese Fragen gelte es zu klären.
Gutachten abwarten
Priorität hat natürlich, das künftige Wohngebiet vor Lärm zu schützen. Deshalb werde man auf das Gutachten warten, um beurteilen zu können, „wie der eine den anderen einschränkt“. „Das Ergebnis ist offen“, sagt Pötzsch. Denn schließlich könne sich in Thann auch produzierendes Gewerbe ansiedeln.
Bislang sehen die Planungen für das Wohngebiet eine Eingrünung als Lärmschutz vor, eine Lärmwand seit nicht vorgesehen. Die Stadt Waldkraiburg hat mit der Stellungnahmen ihren Punkt gemacht: „Die Argumente liegen auf dem Tisch.“ Jetzt gehe es auch darum, das Thema nicht zu verschärfen, nur weil man in diesem Punkt unterschiedlicher Meinung sei. „Wir wollen uns mit Aschau zusammensetzen.“ Damit beide Seiten zeigen, wo „der Schuh drückt“ und man sich gegenseitig annähert.
Trotz der deutlichen Kritik aus der Nachbarkommune bleibt Weyrich zuversichtlich. „Wir können die Steine gut aus dem Weg räumen. Mit kleinen Abstrichen sind beide Entwicklungen sicherlich möglich.“
