Waldkraiburger Werke werden zusammengeführt
Millionen für den Klimaschutz: Wie Pumpenhersteller Netzsch Energie und Platz sparen will
Der Pumpenhersteller Netzsch hat auf seinem Firmengelände an der Geretsrieder Straße viel vor. Bis Mai 2023 sollen an diesem Standort alle drei Waldkraiburger Werke zusammengeführt werden. Das Thema Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle. Ein Rundgang über die Baustelle.
Waldkraiburg – Der Gedanke an den Umweltschutz beginnt bei Netzsch Pumpen & Systeme vor dem Werkstor. Über einen Brunnen wird Wasser entnommen, das über ein Leitungsnetz zur neuen Montagehalle führt. Je nach Bedarf wird die Wassertemperatur dazu genutzt, die Halle zu wärmen oder kühlen.
„Es ist geregelt, wie viel Wasser wir entnehmen dürfen und wie viel höher die Rücklauftemperatur sein darf“, erklärt Johann Vetter, Leiter integriertes Qualitätsmanagement, bei einem Rundgang auf dem Firmengelände. Kühlen oder heizen aus dem Boden. Das spart Energie.
40 Prozent weniger Gas bis 2024
„Bis 2023 wollen wir 20 Prozent Gas einsparen, bis 2024 sollen es 40 Prozent weniger sein.“ Damit würde sich der Verbrauch von rund 6,5 Millionen kWh bis 2024 auf 3,8 Millionen kWh reduzieren. Angesichts steigender Energiepreise hat das Unternehmen mit Weitblick agiert.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben bei Netzsch unterschiedliche Gesichter: Eine Obstwiese, große Bäume, eine Blühwiese und eine Hecke schaffen mehr Grün auf dem Firmengelände, Recycling und Einsparpotenziale schonen Ressourcen. Eine PV-Anlage mit einer Netto-Nennleistung von 520 KW sichert die Grundlast der Stromversorgung und produziert 55.1 623 kWh Strom pro Jahr.
Das entspricht rund 8,8 Prozent des Strombedarfs im Werk 2, und einem Minus von 324,9 Tonnen beim CO2. „Erst wenn die Maschinen hochgefahren werden, benötigen wird Strom von extern“, sagt Vetter. Die Module liefern grünen Strom, gleichzeitig spart das Unternehmen aktiv Strom ein.
Energiesparende Beleuchtung
Mit energiesparender LED-Beleuchtung, und mit Technik. „Die Beleuchtung in der Montagehalle hat nur die Stärke, die gerade gebraucht wird“, erklärt Vetter. Je heller es draußen ist, desto stärker fährt sich die Beleuchtung zurück. Zusätzlich spart das Unternehmen wegen energetisch sanierter Dächer (20 Prozent weniger Erdgas), das neue Gebäude wird mit KfW-55-Standard errichtet.
Einsparungen bei Gas und Strom und die Umstellung auf Öko-Strom sollen bis 2027 den Kohlendioxidausstoß auf maximal 800 Tonnen pro Jahr senken. 2019 hatte Netzsch noch einen CO2-Ausstoß von 5000 Tonnen pro Jahr. „Das Unternehmen wächst, gleichzeitig verringert sich der Kohlendioxidausstoß.“ Netzsch beschäftigt in Waldkraiburg rund 635 Mitarbeiter, rund 3700 sind es weltweit. 2019 machte das Unternehmen einen Umsatz von 110 Millionen Euro, für 2022 rechnet es mit rund 130 Millionen Euro. Netzsch spart auch in der Fläche. Anstatt Montagehalle und Büros in separaten Gebäuden unterzubringen, ist der Bürotrakt auf der Halle aufgesetzt.
Offener Bürotrakt
In dem offenen Bürotrakt gibt es Konferenzinseln und flexibel gestaltbare Besprechungsräume. Die leitenden Mitarbeiter und die Geschäftsführung haben einen festen Arbeitsplatz, Mitarbeiter wählen ihren Arbeitsplatz täglich neu. Davon gibt es künftig weniger als bisher: „Es gibt für 80 Prozent der Belegschaft Plätze.“ Eng wird es dadurch nicht: Bis zu zwei Tage können die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, mit Dienstreisen, Urlaubstagen und Krankheitsfällen reduziert sich die Zahl der Mitarbeiter zusätzlich. „Durch die Cyber-Attacke haben wir große digitale Fortschritte gemacht“, sagt Vetter.
Hochregal mit 6900 Plätzen
In der darunterliegenden Montagehalle werden die ersten Maschinen bereits aufgebaut. Herzstück der neuen Halle ist ein großes Hochregal mit 6900 Regalplätzen. In den alten Hallen geht der Betrieb weiter, während gleichzeitig der Fertigungsprozess optimiert wird. Maschinen tauschen Plätze für ein funktionierendes Einbahnsystem.
Ab Oktober ziehen erste Abteilungen in die Geretsrieder Straße um, bis Mai soll das Werk in der Liebigstraße geräumt sein. Werk 3 soll vorerst verpachtet werden, um sich Kapazitäten offen zu halten.
In der Liebigstraße zieht die Industrie endgültig aus. Dort soll Wohnbebauung entstehen.


