Platz für kleine Mittelständler
Sechs Fußballfelder für Firmen in Ampfing – Haus aus dem Jahr 1872 wird abgerissen
Während andernorts von einer Krise am Bau die Rede ist, geht die Gemeinde Ampfing einen anderen Weg: Die Gemeinderäte brachten ein neues Gewerbegebiet und weitere Bauvorhaben auf den Weg.
Ampfing – Von einer Krise am Bau war auf der jüngsten Sitzung der Ampfinger Gemeinderäte nichts zu spüren. Sie berieten abschließend das neue Gewerbegebiet Ampfing-Ost, sie erleichterten das Bauen an der Kiefernstraße im Baugebiet „Schickinger Straße Süd“ und befanden über weitere Bauvorhaben.
Die Flächennutzungs- und Bebauungspläne für das neue Gewerbegebiet Ampfing-Ost zwischen A94 und Eichenstraße sind in trockenen Tüchern; nach den jüngsten Beschlüssen der Gemeinderäte kann es jetzt erschlossen werden. Das neue Gewerbegebiet hat eine Fläche von knapp 44.000 Quadratmetern; das entspricht sechs Fußball-Feldern. Dafür soll der Grünstreifen entlang der Autobahn-Böschung von 20 Meter auf acht Meter schrumpfen und im Gewerbegebiet eine neue Straße gebaut werden.
Am 26. Juli 2022 hatten die Gemeinderäte beschlossen, dieses neue Gewerbegebiet auszuweisen. Am 17. Januar hatten sie bereits die Entwürfe und die ersten Stellungnahmen dazu beraten. Jetzt lagen die abschließenden Stellungnahmen von Behörden und Verbänden auf dem Tisch, unter anderem vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim und vom Naturschutz.
E-Ladesäulen ja, Wettbüros und Spielcasinos nein
Die Gemeinderäte schlossen sich bei ihren Stellungnahmen ohne weitere Diskussionen einstimmig den Beschlussvorlagen der Verwaltung an: Flachdächer bis zehn Grad Neigung sind zu begrünen, wenn sie nicht für PV-Anlagen genutzt werden; allerdings empfiehlt die Gemeinde eine Kombination von Sonnenstrom und Dachgrün. Hinsichtlich einer kritischen Anmerkung zur Trinkwasserversorgung der Gemeinde verwies Bürgermeister Josef Grundner (CSU) auf die Verbundleitung mit Mettenheim, die derzeit gebaut wird. Damit sei die Trinkwasserversorgung der Gemeinde sichergestellt. Die erforderlichen Ausgleichsflächen von insgesamt 17.452 Quadratmetern – zweieinhalb Fußballfelder – werden auf der Kurzumtriebsplantage in der Nähe von Peitzabruck nachgewiesen. Auch wurde festgehalten, dass zwar keine Tankstellen, aber E-Ladesäulen zulässig sind; damit wurde eine Anregung von Rainer Stöger (Grüne) umgesetzt. Ferner sind Spielcasinos und Wettbüros in dem Gewerbegebiet ausgeschlossen.
Jetzt kann, so Geschäftsstellenleiter Hans Wimmer, die Verwaltung die Aufträge für die Erschließung erarbeiten und vergeben. Wenn alles nach Wunsch geht, könnte das Gebiet im kommenden Jahr erschlossen sein.
„Wir werden es kleinteilig gestalten“, erklärte auf Nachfrage Bürgermeister Grundner. Das Gewerbegebiet sei vor allem für kleinere, mittelständische Unternehmen gedacht, „damit sich Ampfinger Firmen vergrößern können.“ Auch Anfragen von Auswärtigen liegen vor. „Wir haben eine ellenlange Liste. Wir werden uns die Unternehmen penibel aussuchen, damit wir gute Arbeitsplätze bekommen“, versichert Grundner. Das Gewerbegebiet werde behutsam entwickelt.
Neue Baufenster für Kiefernstraße beschlossen
Auch der private Wohnungsbau geht in Ampfing weiter. Im Bebauungsplan „An der Schickinger Straße“ änderten die Gemeinderäte einstimmig und ohne Diskussion im Bereich der Kiefernstraße die Baufenster. Hier wollten drei Bauherren ihre Häuser weiter nach Norden verschieben, um größere Gärten zu haben. An der Nord-Seite können anstelle der vorgeschriebenen Bäume Sträucher gepflanzt werden. Die Bäume sollen dann im Süden im künftigen Grünstreifen Platz finden.
Durch die Änderung ergeben sich, so die Beschlussvorlage, für die bestehenden Nachbargebäude „keine größeren Nachteile durch eine weitergehende Verschattung“. Diese seien weiterhin ausreichend mit Tageslicht versorgt, die „Besonnungsdauer“ verringere sich, bezogen auf den Stichtag 21. März, von sieben auf sechs Stunden. Die Kosten für die Änderung des Bebauungsplans übernehmen die Antragsteller.
Abriß für Altbau von 1872: Neue Eckdaten für Ersatzbau
Zuvor hatten sich die Gemeinderäte erneut mit einem gewünschten Neubau in Bubing befasst; der war bereits im Januar Thema. Die Eigentümerin möchte hier das bestehende Wohnhaus aus dem Jahr 1872 abreißen, weil es „nur mit übermäßig großem Aufwand zu sanieren“ sei, wie es in der Beschlussvorlage hieß.
Die Gemeinderäte hatten im Januar erste Voranfragen zu dem gewünschten Neubau zurückgewiesen. Die sahen damals einen zweigeschossigen quadratischen Neubau mit Zelt- oder Walmdach und einer Wandhöhe bis zu 6,80 Meter vor. Ein Nachbar nannte das einen „Stadthausstil“, der auch nach Ansicht der Gemeinderäte nicht in die Umgebung passt.
Jetzt lag eine geänderte Bauvoranfrage vor. Das Ziel: Ein rechteckiger Neubau mit zwei Stockwerken, maximal 100 Quadratmetern Wohnfläche, einer maximalen Wandhöhe von 6,20 Meter sowie einem Satteldach mit einer Neigung zwischen 40 und 44 Grad. „30 Grad Dachneigung reichen aus“, sagte Bürgermeister Josef Grundner (CSU), mehr würde nur das Nachbargrundstück verschatten. Die Gemeinderäte folgten dem ohne Diskussion. Sie forderten einstimmig ein flacheres Dach, waren aber ansonsten mit den neuen Eckdaten einverstanden.
Bauen in Heisting und bei der Kläranlage
Auch an anderer Stelle kann nach dem einstimmigen Votum der Gemeinderäte gebaut werden: In Heisting segneten sie den vollständigen Ausbau eines Dachgeschosses zu einer Wohnung ab und bei der Kläranlage den Bau eines rund 35 Meter hohen Mobilfunk-Mastens durch die Telefonica.