Nachgefragt bei den zuständigen Behörden
Nach Unfall mit Todesopfer auf der St2107 bei Burgkirchen: Gibt es einen Unfallschwerpunkt?
Am Montagvormittag ereignete sich auf der Staatsstraße 2107 zwischen Burgkirchen an der Alz und der Einmündung zu Pirach ein schwerer Unfall, bei dem eine 81-Jährige ums Leben kam. Vor einigen Jahren musste auf der Straße bereits einmal ein Unfallschwerpunkt entschärft worden. Wir haben uns bei den zuständigen Behörden nach deren Einschätzung erkundigt:
Burgkirchen - „Wir haben uns die Unfallsituation in dem 1,5 km langen Bereich der Staatsstraße (St) 2107 von der Einmündung der Kreisstraße AÖ25 bei Hecketstall, bis zum Knotenpunkt mit der B20, bei der Ampelanlage bei Pirach, ausgewertet. Der Kontenpunkt von B20 und St2107 wurde dabei bewusst ausgenommen“, erklärt Polizeihauptmeister Thomas Brodschelm, Mitarbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Burghausen auf Anfrage unserer Redaktion. In dem relativ lange gefassten Zeitraum von 01. Januar 2019 bis 31. März 2024 sind dort weniger als 10 Verkehrsunfälle mit Personenschaden verzeichnet. Der Großteil dieser Unfälle trug sich an der Einmündung der Kreisstraße AÖ25 in die St2107 zu.“
„Konfliktsituation war dabei jeweils das Ein- oder Abbiegen. Weitere Unfälle dieser Art waren an Einmündungen untergeordneter Ortsstraßen in die St2107 zu verzeichnen. Bei einem Auffahrunfall circa 200 Meter vor der Einmündung der Kreisstraße AÖ25 in die St2107 kam es ebenfalls zu einem Personenschaden. Am Knotenpunkt B20–St2107 ist in dem Zeitraum kein Verkehrsunfall mit Personenschaden geschehen“, fährt Brodschelm fort, „Glücklicherweise kam es bei allen Unfällen zu keinen schweren Verletzungen der beteiligten Personen. In der Verkehrsstatistik wird eine schwere Verletzung hinterlegt, sobald die betroffene Person mindestens 24 Stunden im Krankenhaus behandelt werden muss.“
Nach Unfall auf der St2107 in Burgkirchen: Gibt es einen Unfallschwerpunkt?
„Am 6. Mai ereignet sich gegen 10.30 Uhr auf der Staatsstraße 2107 zwischen Burgkirchen an der Alz und der Einmündung zu Pirach ein tödlicher Verkehrsunfall mit zwei beteiligten Fahrzeugen, welche aus bislang noch ungeklärter Ursache zusammen kollidierten“, heißt es im Polizeibericht zu dem tragischen Vorfall am Montagvormittag, „Eine 81-jährige Fahrzeugführerin aus dem Landkreis Altötting, welche mit ihrem Peugeot unterwegs gewesen war, erlag noch an der Unfallstelle an ihren Verletzungen. Der 70-jährige BMW-Fahrer wurde durch den Zusammenprall augenscheinlich leicht verletzt und zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus verbracht. Weitere Insassen oder Zeugen gab es nicht.“
Schwerer Unfall auf der St2107 bei Burgkirchen am Montagvormittag (6. April)
Ebenfalls am Montagmorgen war es zu einem tödlichen Unfall auf der Staatsstraße 2105 bei Wonneberg im Landkreis Traunstein gekommen. Nachdem es dort öfters zu Unfällen kommt, hatte sich unsere Redaktion bei der für diesen Bereich zuständigen Polizeiinspektion Laufen erkundigt. „Nachdem jetzt dieser schreckliche Unfall passiert ist, werden wir uns die Stelle nochmal genau ansehen. Wir haben das Unfallgeschehen grundsätzlich ständig im Blick“, erklärten die dortigen Beamten, unter anderem.
Hohe Verkehrsbelastung
Wie schaut es nun mit der Staatsstraße, die durch Burgkirchen verläuft aus? „Die St2107 ist in dem Abschnitt zwischen der Einmündung nach Pirach und Burgkirchen mit rund 9.200 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden belastet. Zum Vergleich beträgt der durchschnittlich tägliche Verkehr auf Staatsstraßen im Landkreis Altötting rund 5.200 in diesem Zeitraum. Die Verkehrsbelastung ist damit als sehr hoch zu bezeichnen“, erklärt Peter Maltan vom Staatlichen Bauamt Traunstein, „Ein Rückschluss von der Verkehrsbelastung an sich auf die Unfallhäufigkeit ist nicht immer automatisch gegeben. Wir können aber schon feststellen, dass es bei Straßen mit sehr hohen Verkehrsbelastungen auch vermehrt zu Unfällen an Einmündungen beziehungsweise an Zufahrten kommen kann.“
„Wir hatten in dem Streckenabschnitt von Pirach über Hecketstall nach Burgkirchen in die vergangenen Jahren schon immer wieder Unfälle zu verzeichnen. Hauptproblempunkt war dabei die Einmündung bei Pirach. Hier hatten wir einen so genannten Unfallschwerpunkt. Dieser Unfallschwerpunkt konnte entschärft werden, indem wir im Jahr 2018 eine Ampelanlage am Kontenpunkt nachgerüstet haben“, berichtet Maltan, „Seitdem ereignen sich an dem Knotenpunkt so gut wie keine Unfälle mehr.“
„Kein erhöhtes Unfallaufkommen auf diesem Streckenabschnitt“
„Die Situation an Zufahrten und Einmündungen kann man im Hinblick auf das Unfallgeschehen wie folgt erklären: Aufgrund der oben genannten Verkehrsbelastung werden für Fahrzeuge, die in die vielbefahrene Staatsstraße einbiegen wollen die Zeitlücken sehr gering. Oder andersherum: Die Wartezeiten für Verkehrsteilnehmer, die in die Staatsstraße von den untergeordneten Straßen aus einbiegen wollen werden mehr. Dies kann zu mehr Unfällen führen. Genaue Unfallursachen festzulegen ist meist schwierig. Sieht man sich die Unfallberichte an, werden Fahrzeuge teilweise übersehen, die Lücken im Verkehr werden falsch oder zu optimistisch eingeschätzt, oder es kommt zu Unfällen bei denen die Unfallursache nicht zweifelsfrei angegeben werden kann.“
„Zusammengefasst haben wir aber nicht den Eindruck, dass es sich bei dem oben genannten Streckenabschnitt um eine Stelle mit signifikant erhöhtem Unfallaufkommen handelt. Ein Unfallschwerpunkt liegt derzeit nicht vor“, fährt Maltan, übereinstimmend mit der Analyse der Polizei. „Die offizielle Unfallauswertung aus dem Jahr 2023 zeigt zum Beispiel, dass wir in diesem Jahr keinen Unfall in dem genannten Streckenabschnitt zu verzeichnen hatten. Einschränkend muss man sagen, dass es auch im Jahr 2023 durchaus zu Unfällen gekommen sein kann, diese wurden jedenfalls nicht von der Polizei aufgenommen.“
Immer wieder überhöhte Geschwindigkeit
„Bei der St2107 handelt es sich um eine vielbefahrene Straße. Insbesondere ist sie, neben der St2356, die wichtigste Verbindung von Burgkirchen nach Burghausen. Die beiden Staatsstraßen verbinden das Unterzentrum Burgkirchen mit dem Oberzentrum Burghausen“, so Maltan weiter, „Die Strecke von Burgkirchen über Hecketstall nach Burghausen über die St 2107 ist zudem etwas kürzer als die Strecke von Burgkrichen über Mehring nach Burghausen über die St 2356“, so Maltan weiter, „Uns ist nicht bekannt, dass die Strecke ‚vermehrt als Ausweichroute‘ genutzt wird. Aus unserer Sicht ist nicht der Ausweichverkehr signifikant sondern für die Verkehrsbedeutung spielt die Verbindung der beiden Kommunen Burgkirchen und Burghausen mit den ansässigen Industriebetrieben und zugehörigen Arbeitsplätzen die weitaus größere Rolle.“
„Bei uns ist bekannt, dass im Bereich der St2107 sowie der B20 immer wieder Verkehrsteilnehmer mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind“, bemerkt wiederum Polizeihauptmeister Thomas Brodschelm, „Als verkehrspolizeiliche Maßnahme, die Verkehrsteilnehmer zur Einhaltung der erlaubten Geschwindigkeit bewegen soll, werden bei der Polizei Burghausen mit Unterstützung der Verkehrspolizei Mühldorf regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen im Bereich der St2107 und der B20 durchgeführt. Beispielhaft wurde im Jahr 2023 an mehreren Messstellen in diesem Bereich 19 Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt, bei denen in der Summe 388 Verkehrsteilnehmer verwarnt oder angezeigt werden mussten. Diese Art der Geschwindigkeitsüberwachung wird gleichbleibend durchgeführt und nach Möglichkeit bei Auswahl der Messörtlichkeiten und Anzahl der Messungen ausgebaut.“
Ampelanlage brachte 2018 Entlastung
„Wie bereits beschrieben wurde im Jahr 2018 an der unfallauffälligen Einmündung bei Pirach eine Lichtzeichenanlage nachgerüstet. Seit dem haben wir kaum noch Unfälle an dieser Stelle zu verzeichnen. Im Vorfeld wurden eine Vielzahl an Maßnahmen im Umfeld des Knotenpunktes durchgeführt: Werbeanlagen wurden beseitigt und die Asphaltdeckschicht erneuert. Weiterhin wurden Markierungen und Beschilderungen erneuert, nachgerüstet und optimiert. Außerdem wurden Leitschwellen zur geordneten Verkehrsführung aufgestellt, eine ordnungsgemäße Linksabbiegespur eingerichtet und eine Ampelanlage aufgestellt.“
„Im Zuge der Neuausweisung des Gewerbegebietes Hecketstall -Süd wurde zur verkehrssicheren Anbindung eine Linksabbiegespur von der Gemeinde Burgkirchen errichtet. In Anbetracht der sehr hohen Verkehrsbelastung im Zuge der Staatsstraße werden wir bei allen weiteren baulichen Entwicklungen, die Mehrverkehr an Einmündungen oder an Zufahrten in die Staatsstraße auslösen, die Notwendigkeit von Linksabbiegespuren oder von weiteren Lichtsignalanlagen vertieft prüfen“, schließt Maltan seine Ausführungen, „Gleichzeitig plant das Staatliche Bauamt Traunstein den bestandsorientierten Ausbau der St2356 von Burgkrichen nach Mehring beziehungsweise Burghausen. Die St2356 ist die wichtigste Verbindung zwischen den beiden Industriestandorten Infraserv in Burgkirchen und Wacker, Borealis und so weiter in Burghausen. Derzeit sind wir dabei für die Ausbaumaßnahme die Unterlagen für die Baurechtschaffung vorzubereiten.“
hs
