Einschätzung der Entwicklung und konkrete Ratschläge
Kreis Altötting erreichte 2024 im Mai die Zahl der Verkehrstoten von 2023: Das sagt die Polizei
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 wurde bereits die komplette Anzahl an Verkehrstoten des Jahres 2023 erreicht. Das wurde bei der jüngsten Vorstellung der Sicherheitslage im Landkreis Altötting klar. Wir haben uns bei der Polizei erkundigt: Wie ist die Entwicklung über die vergangenen Jahre hinweg? Und was sind die häufigsten Unfallursachen und wie kann man sich davor bewahren?
Altötting - „Bei der Anzahl tödlich verletzter Verkehrsteilnehmer ist ein einzelner Landkreis ein Gebiet, bei dem einige wenige tragische Unfälle eine Statistik schnell so erscheinen lassen, als ob etwas nicht in Ordnung sei. Auch wenn jeder im Straßenverkehr verstorbene Mensch einer zu viel ist, so bin ich doch der Meinung, dass langjährig hier eine Verbesserung zu erkennen ist“, erklärt Jürgen Neumerkel, Polizeihauptkommissar und Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Altötting.
„Jeder Verkehrsunfall, insbesondere aber die tödlichen Verkehrsunfälle wirft die Frage auf, ob der Unfall nicht zu verhindern gewesen wäre. Meist liegt die Unfallursache jedoch in persönlichem punktuellem Fehlverhalten, das weder durch bauliche Maßnahmen noch durch Kontrollen zu verhindern gewesen wäre“, betont Neumerkel.
2024 wurden im Kreis Altötting im Mai die Zahl der Verkehrstoten von 2023 erreicht: Das sagt die Polizei
Vor kurzem fand das jährliche Gespräch zur Sicherheitslage im Landkreis Altötting statt. Landrat Erwin Schneider (CSU) sprach dabei eingangs sein Mitgefühl für die Opfer des schweren Verkehrsunfalls auf der B20 zwischen Marktl und Burghausen aus: Am Nachmittag des 9. Mai war eine Familie mit drei Kindern zum Teil lebensgefährlich verletzt und ein Mann (38) getötet worden. Nur wenige Tage zuvor ereignete sich auf der Staatsstraße 2107 zwischen Burgkirchen an der Alz und der Einmündung zu Pirach ein schwerer Unfall, bei dem eine 81-Jährige ums Leben kam.
Schneider schickte vorweg, dass in den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 bereits die komplette Anzahl an Verkehrstoten des Jahres 2023 erreicht worden sei. Auch Polizeipräsident Manfred Hauser bezeichnete die hohe Zahl von Unfalltoten als besorgniserregend. Es handele sich dabei aber um einen bayernweiten Trend. „Die Anzahl der Verkehrsopfer geht aktuell bayernweit wieder nach oben“, so Hauser. Umso erfreulicher sei, dass es im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 nur wenig Verkehrstote gegeben habe. Während 2022 12 Menschen tödlich verunglückten, verstarben 2023 fünf Menschen wegen eines
Wie ist die Entwicklung über die vergangenen Jahre hinweg?
Das wirft die Frage auf: Wie ist die langfristige Entwicklung über die vergangenen Jahre hinweg? Neumerkel verweist auf den, von ihm erstellten, Jahresbericht zur Unfallstatistik 2023: „Darin wird die langjährige Unfallentwicklung dargestellt. Hier erkennen Sie, dass trotz insgesamt kontinuierlich gestiegener Unfallzahlen die Zahl der Verletzten und auch die Zahl tödlich verunglückter Verkehrsteilnehmer signifikant abgenommen hat.“ Im Jahr 2000 waren es 17 Tote gewesen. In den Jahren 2001 und 2009 stieg die Zahl sogar auf 18 an. Zwischenzeitlich gab es immer wieder Anstiege, in den meisten Jahren blieb die Zahl aber im einstelligen Bereich, während die Zahl der Verletzten kontinuierlich zurückgeht. Verkehrsunfalls.
Was sind die häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle? „Betrachtet man eine Vielzahl solcher Unfälle dann liegt vor allem die nicht angepasste Geschwindigkeit als Ursache ganz weit vorn. Vor allem in Verbindung mit Alkohol oder Drogen ist das eine sehr häufige Ursache vor allem bei sogenannten Alleinunfällen mit tödlichem Ausgang“, berichtet Neumerkel, „Häufig lesen sie auch im Polizeibericht ‚kam aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab‘ oder ‚geriet auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug‘.“
Was sind die häufigsten Unfallursachen und wie kann man sich davor bewahren?
„Obwohl in unseren polizeilichen Statistiken die Unfallursache ‚Ablenkung durch Handy / elektronische Geräte‘ weit hinten rangiert, und bei Unfällen mit schweren Unfallfolgen versucht wird, zu ermitteln, ob die Nutzung eines Handys für den Unfall ursächlich war, drängt sich bei mir der Gedanke auf, das ein Mobiltelefon im Spiel gewesen sein könnte“, bemerkt der Polizeihauptkommissar, „Eine Studie von Verkehrsforschern kam zu dem Ergebnis, dass bei 70 Prozent aller Unfälle die Nutzung eines Handy mitunfallursächlich war. Diese Zahl mag man kaum glauben, aber man muß ja bedenken, dass sich kein Nachweis führen läßt, wenn während der Fahrt nach dem Handy gesucht wird, weil eine Nachricht einging und es dann zum Unfall kam, bevor auch nur eine einzige Taste gedrückt wurde.“
Die Ratschläge des Experten für unsere Leser:
- „Fahren Sie mit angepasster Geschwindigkeit. Nur weil keine Geschwindigkeitsbeschränkung vorliegt heißt das nicht, dass Tempo 100 hier die richtig gewählte Geschwindigkeit ist.“
- „Fahren Sie nicht unter Einfluß von Alkohol oder Drogen. Der Fahrer sollte immer nüchtern sein, vor allem aber, wenn man die Verantwortung für Mitfahrer trägt.“
- „Und ganz wichtig: Hände weg vom Handy!“
„Als Mitglied der Unfallkommission setzte ich mich gemeinsam mit dem Landratsamt und dem Staatlichen Bauamt weiterhin dafür ein, erkannte Unfallschwerpunkte oder Unfallhäufungsstrecken zu beseitigen oder zumindest die Unfallzahlen zu reduzieren“, betont Neumerkel abschließend, „Konkret sollen noch heuer am sogenannten Hallenbadknotenpunkt von Staatsstraße 2107 und 2108 ein Abbiegestreifen und ein Beschleunigungsstreifen gebaut werden. Auch der Ausbau der B299 im Harter Holz ist in Planung; eine konkrete Aussage, wann hier gebaut wird, ist mir aber nicht möglich.“
hs
