Zentraler Grund für Entscheidung in Holzkirchen
Warum muss der Batteriespeicher in Altötting zur Kläranlage? Ein Blick nach Holzkirchen zeigt‘s
Bei der Behandlung eines Projekts für einen Batteriespeicher auf dem Areal der Kläranlage Altötting-Neuötting im Stadtrat von Altötting kam die Sprache auch auf ein Vorhaben in Holzkirchen. Wir haben es uns näher angeschaut: Es stellt sich heraus, dass dort die Frage beantwortet wird, warum es mit der Standortsuche für so etwas nicht so einfach ist.
Altötting/Holzkirchen - „Die Marktgemeinde begrüßt derartige Projekte – sie sind wichtig auf dem Weg zu alternativen Energiequellen. Allerdings war es in diesem Fall einfach der falsche Standort, deshalb mussten die Marktgemeinderäte das Vorhaben gezwungenermaßen ablehnen“, berichtet Annika Walther, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Marktgemeinde Holzkirchen gegenüber unserer Redaktion.
Wie unser Partnerportal merkur.de berichtet, fragte ein Unternehmen an, ob auf einer Wiese südlich von Holzkirchen ein Batteriespeicher errichtet werden könne. „Der Gemeinderat fand die Idee gut, musste aber ablehnen, weil der Standort planungsrechtlich nicht funktioniert.“ Auch bei der Behandlung der Pläne für einen Batteriespeicher auf dem Gelände der Kläranlage Altötting-Neuötting im Stadtrat von Altötting war die Sprache darauf gekommen.
Warum muss das Batteriespeicher-Projekt in Altötting zur Kläranlage? Dieses andere Vorhaben in Holzkirchen zeigt‘s
„Das Baugrundstück befindet sich im planungsrechtlichen Außenbereich, im Flächennutzungsplan der Gemeinde ist das Baugrundstück als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Bei dem System handelt es sich nicht um ein privilegiertes Vorhaben – dies wurde im Vorfeld mit der Bauaufsichtsbehörde geklärt. So dient der Batteriespeicher zwar der Versorgung der Öffentlichkeit mit Elektrizität, eine Privilegierung liegt jedoch aufgrund fehlender Ortsgebundenheit nicht vor – das Umspannwerk ist zu weit entfernt“, erläutert Annika Walther von der Marktgemeinde Holzkirchen.
Was soll genau entstehen?
„Auf der Kläranlage soll die Möglichkeit des Einsatzes eines Batteriespeichers zur Optimierung der Notstromversorgung geprüft werden. In diesem Zusammenhang wird zur Nutzung von Synergieeffekten zudem die Installation eines Großbatteriespeichers am Standort der Kläranlage geklärt. Es soll geklärt werden, ob durch ein Messstellenkonzept in Abstimmung mit dem örtlichen Netzbetreiber gegebenenfalls nur ein Batteriespeichersystem mit verschiedenen Anwendungen – der Notstromversorgung einerseits und der Bereitstellung von Systemdienstleistungen andererseits – realisiert werden kann“, so die Projektbeschreibung des ISE.
Modell 1: Batterie-Energiespeichersystem (BESS) zur Versorgung der Kläranlage als Endverbraucher mit 1MW Leistung, Batteriespeicher 1,5 MWh und Flächenbedarf 10-20 Quadratmeter
Modell 2: „Netzdienliches“ BESS mit 15 MW Leistung , 20 MWh Speicher, Flächenbedarf 1000-5000 Quadratmeter
Aktueller Stand: Eine unverbindliche Netzanschlussprüfung beim Bayernwerk wurde eingereicht. Es gibt noch keine Aussage. Der Antrag auf Bauvorbescheid beim Landratsamt wurde im Mai eingereicht. Mit dessen Erhalt wird die Prüfung verbindlich. Auch Neuötting hat sich bereits grundsätzlich für das Pilotprojekt ausgesprochen.
Standort: Auf Höhe der Klärbecken
Größe der einzelnen Container für die eingesetzten Batteriestapel: 12 mal 2,40 mal 2,60 Meter
Leistung pro Container: Rund 4 MW
Benötigt: Fundament und Nähe zu einem Umspannwerk
Finanzierung und Umsetzung soll durch einen Projektpartner, voraussichtlich ein Energieunternehmen, möglichst aus der Region erfolgen.
„Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Punkte, die zu einer Beeinträchtigung öffentlicher Belange führten. Der Bürgermeister wurde von den Marktgemeinderäten gebeten, sich nach alternativen Flächen umzusehen“, so Walther abschließend, „Denn, wie gesagt: Das Projekt an sich wird für gut befunden, dies haben auch die meisten Gemeinderatsmitglieder bekräftigt, die das Projekt abgelehnt haben. Man sieht aber, dass es baurechtlich nicht umgesetzt werden kann, dafür ist es einfach der falsche Standort.“
Batteriespeicher-Projekt in Altötting fand überwiegend Zustimmung
Und damit kommen wir wieder zurück nach Altötting: Denn einer der wesentlichen Gründe für die Standortwahl beim Klärwerk ist, dass dort, wegen eines bestehenden Kraftwerks, bereits eine Ausweisung als „Gebiet zur Stromerzeugung“ erfolgt ist. Schon seit einiger Zeit wird die Idee eines Batteriegroßspeichers dort in Untereschlbach verfolgt. Bei dieser Gelegenheit soll auch ein Ersatz für das bisherige Dieselnotstromaggregat der Anlage gefunden werden. Vor allem aber soll es eine Speicherlösung für Überschüsse aus der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bieten, die anschließend wieder in das Netz eingespeist werden können. Ein erstes Konzept dazu wurde nun durch das ISE aus Oberschleißheim erarbeitet.
Professor Dr. Petra Denk vom Institut für Systemische Energieberatung (ISE) lobte das Projekt als „spannende Idee“ und auch aus dem Gremium kam ihr überwiegend Wohlwollen entgegen. „Sehr charmant“ nannte es beispielsweise Michael Probstmeier (CSU), Marcel Seehuber (Die Liste) nannte es „sehr spannend“. Zwar gab es auch kritische Stimmen, aber am Ende sprach sich der Altöttinger Stadtrat bei einer Gegenstimme durch die AfD überwiegend dafür aus, es weiter zu verfolgen. (hs)