Bekanntgabe durch Firma
Deutsche Giganetz zieht sich aus Glasfaserausbau in Altötting zurück: Wie geht es nun weiter?
Glasfaser für die ganze Stadt, inklusive der Randbereiche: Das war das Versprechen des Unternehmens „Deutsche Giganetz“ an Altötting. Mit einem Haken: Von Anfang an war klar, dass das nur war werden würde, wenn eine Mindestquote an Vertragsabschlüssen erreicht würde. Nun ist das Projekt geplatzt und wir haben uns erkundigt, wie es nun damit weitergeht.
Altötting - „„Nach detaillierter Prüfung mussten wir feststellen, dass die Nachfrage für einen eigenwirtschaftlich finanzierten Ausbau die erforderliche Quote von 35 Prozent leider nicht erreicht. Entscheidend erschwert wurde unser Vorhaben durch den Konkurrenzausbau in der Kernstadt, der sich auf ökonomisch attraktivere Wohn- und Geschäftseinheiten konzentriert. Das Erreichen dieser Quote ist erforderlich, damit der Gesamtausbau der Stadt für die Deutsche GigaNetz wirtschaftlich tragbar ist“, erklärt Max Häuser, Manager Regionale Kooperationen bei der Deutschen GigaNetz in einer Mitteilung des Unternehmens.
In der Bürgerversammlung im November 2022 hatte Bürgermeister Stephan Antwerpen (CSU) das Projekt angekündigt und schon damals darauf hingewiesen, dass nur bei Erreichen der Mindestabschlussquote das Projekt auch durchgeführt werden würde. In der Folge gab es eine regelrechte Plakatflut für das Projekt im Stadtgebiet, welche auch im Stadtrat thematisiert wurde. Auch andernorts in der Region, beispielsweise in Freilassing und Traunreut war die Giganetz aktiv und sorgte dort ebenfalls mit regelrecht aggressiven Werbekampagnen für Unmut.
„Leider müssen wir uns aus den genannten Gründen aus dem Infrastruktur-Vorhaben zurückziehen. Wir möchten aber betonen, dass die Kooperation mit der Stadt sehr positiv verlaufen ist und bedauern ungemein, dass es nun nicht zu einem ganzheitlichen Glasfaserausbau und damit zu einer flächendeckenden Versorgung mit schnellem Internet kommen wird“, schließt Häuser. „Trotz unserer intensiven Bemühungen können wir unsere Ausbaupläne nicht realisieren und sehen uns bedauerlicherweise gezwungen, die Planungen für die Verlegung von Glasfaserkabel einzustellen“, zitiert das Unternehmen außerdem Dr. Anton Hoefter, Managing Director bei der Deutschen GigaNetz.
Deutsche Giganetz zieht sich aus Glasfaserausbau in Altötting zurück: Wie geht es nun weiter?
„Dass nun wohl nur der Altöttinger Stadtkern und nicht auch, wie von der Deutschen GigaNetz geplant, die weniger lukrativen Randbezirke ausgebaut werden, ist aus unserer Sicht eine alarmierende Entwicklung. Das geht klar auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger, die so auf eine Zweiklassengesellschaft in der digitalen Teilhabe zusteuern“, so Hoefter weiter. „Alle Kundinnen und Kunden, die bereits Verträge mit der Deutschen GigaNetz unterzeichnet haben, müssen nichts weiter tun. Die Betroffenen bekommen die Vertragsbeendigung in den kommenden Wochen automatisch per Mail zugesandt.“
„Gerade wegen der Ankündigung eines flächendeckenden Ausbaus sowohl für die Innenstadt als auch die Außenbereiche war es überhaupt zu dieser Kooperation gekommen“, berichtet Peter Laske, der bei der Stadtverwaltung unter anderem auch für die Breitbanderschließung zuständig ist, „Von Anfang an war dabei aber klar, dass das nur bei Erreichen der Mindestquote bei den Vertragsabschlüssen etwas werden würde. Es wäre schön gewesen, wenn das der Markt geregelt hätte, aber dieser Infrastrukturwettbewerb war ja auch gewollt und wir müssen nun mit dem Ergebnis leben.“
Fragwürdige Haustürgeschäfte
Wie es nun weitergeht? „Der Wettbewerber der Giganetz, die Telekom, wird ja wie gesagt den Ausbau in der Innenstadt übernehmen, wir brauchen also eine Lösung für die Randbereiche. Dazu befinden wir uns derzeit in einem Förderverfahren, um das zu finanzieren. Genaueres werden wir da aber erst in ein paar Monaten wissen und das wird dann entsprechend zu gegebener Zeit bekannt gegeben beziehungsweise in den zuständigen Gremien beraten werden.“
„Ich möchte eigentlich das Wort Drückerkolonne nicht in den Mund nehmen. Aber das war schon aufdringlich, als die in meiner Praxis aufgeschlagen sind und mehr oder weniger sofort eine Entscheidung über einen Anbieterwechsel von mir wollten!“, hatte bei der Beratung des Themas im Stadtrat Wolfgang Erdmann (FW), der als Physiotherapeuth tätig ist, kritisiert. „Da gab es leider zum Verhalten von Vertretern beider Unternehmen leider eine Reihe von Beschwerden, wegen derer wir auch mit den Firmen in Kontakt waren und versucht haben, das zurechtzurücken.“ Auch in Rosenheim hatten 2022 Glasfaser-Haustürgeschäfte für Unmut gesorgt.
hs