Ehrenamt in Gefahr
Dunkle Wolken über dem Maitenbether Vereinsleben: Warum das Ausbluten droht
Ein Vereinsleben, das manchmal nur noch auf dem Papier besteht, Vorstände, die immer öfter nicht mehr komplett besetzt werden können: Das Maitenbether Vereinsleben hat derzeit schwer zu kämpfen. Vorsitzende berichten über ihren Kampf gegen das Ausbluten und um Konzepte für das Überleben.
Von Lorenz Richterstetter
Maitenbeth – Unsicherheit und Zukunftssorgen: Das Vereinsleben in Maitenbeth ist aktuell geprägt von großen Problemen. Viele Vereine finden keine Kandidaten für Führungsämter, einige müssen sich sogar auflösen. Eine Frage, die sich viele Maitenbether stellen: Wie soll es weitergehen? Darüber wird mittlerweile immer häufiger diskutiert, auch an den wenigen noch verbliebenen Stammtischen oder bei privaten Zusammenkünften.
Soldatenkameradschaft Maitenbeth wird aufgelöst
Zu den aktuellen Problemen in den Vereinen ein paar Beispiele: Die Krieger- und Soldatenkameradschaft wird aktuell aufgelöst. Zwei Liquidatoren wickeln den Verein ab. Einer von ihnen ist Josef Beranek. Der Schriftführer berichtet, dass die Kameradschaft schon seit vielen Jahren kaum noch aktiv sei. Nach dem Tod des ersten Vorsitzenden Alfred Stoiber sei das Vereinsleben völlig zum Erliegen gekommen. „Trotz vieler Bemühungen konnte kein Nachfolger gefunden werden. Die Auflösung des Vereins wurde in einer außerordentlichen Versammlung beschlossen“, berichtet er.
Schützenvereine leiden unter Gasthaus-Schließung
Der Schützenverein Fröhlicher Winkel Marsmeier kämpft seit vielen Jahren mit Problemen als Folge der Schließung des Gasthauses Stangl in Marsmeier. Der Verein betreibt sein Schützenheim eigenständig. Schützemeisterin Birgit Jaksch sagt bedauernd: „Wir können vorerst noch eine Saison zu den alten Konditionen in unserem Vereinsheim verbleiben. Die danach vom Vermieter verlangten Pachtgebühren können wir aber allein nicht mehr stemmen, dafür müsste eine Lösung gefunden werden. Wir würden uns wünschen, dass auch andere Vereine das Gasthaus nutzen, um damit eine Aufteilung der anfallenden Pachtkosten zu erreichen“.
Der Schützenverein Waldwinkel Brand hat seinen Schießbetrieb eingestellt. Hans Dapperger, der amtierende Vorsitzende, kündigt auf Anfrage an: „Wir werden unseren Verein Mitte September dieses Jahres auflösen, weil zuletzt einfach kaum mehr Mitglieder am Schießbetrieb teilgenommen haben. Uns ist schon bewusst, dass dies bei vielen alteingesessenen Mitgliedern nicht gut ankommt, aber wir sehen einfach keine Perspektive mehr für eine vernünftige Fortführung des Vereins“, bedauert er.
Der Schützenverein Alpenblick Maitenbeth kämpft nach der Schließung des Gasthauses Boschner damit, den Schießbetrieb und das Vereinsleben geregelt aufrechtzuerhalten, was bisher gelungen ist.
Frauengruppe sucht Neue mit Ideen
Die Katholische Frauengruppe findet keine Vorstandschaft mehr, ihre Zukunft ist ungewiss. Vorsitzende Evi Schex räumt ein: „„Momentan ist es ziemlich ruhig. Wir sind weiterhin auf der Suche nach Frauen, die sich gerne in die Vorstandschaft mit neuen Ideen miteinbringen, um die Zukunft der Katholischen Frauengruppe sicherzustellen “.
Die Feuerwehr kann seit vielen Jahren kein erster Vorsitzender mehr gefunden werden, das Vereinsleben ist durch den zweiten Vorstand aber sichergestellt. Der VDK-Ortsverband kann seit Langem die Stelle des Hauptkassierers nicht besetzen. Beim Motorsportclub Maitenbeth gibt seit vielen Jahren keinerlei Aktivitäten mehr.
Problem Nummer eins: geschlossene Gasthäuser
Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Probleme ist die Schließung beziehungsweise die Reduzierung der Öffnungszeiten in den Maitenbether Gastwirtschaften. Dadurch wurden nicht nur einige Vereine mit massiven Einschränkungen konfrontiert, sondern durch Wegfall von Veranstaltungen und Stammtischen haben die Geselligkeit und damit auch das Zusammengehörigkeitsgefühl gelitten, heißt es im Dorf. Viele Bürgerinnen und Bürger vermuten außerdem, dass die Corona-Krise und andere Katastrophen ein Umdenken in der Bevölkerung ausgelöst haben. Viele hätten erkannt, wie schnell sich das Leben dadurch ändern könne und ihre Lebensziele entsprechend angepasst. Rückzug ins Private? Mitnichten: Wie groß die Sehnsucht der Gemeindebürger nach Geselligkeit, Unterhaltung und Zusammenkünften trotzdem ist, zeigen die verbliebenen Veranstaltungen in Maitenbeth, die in der Regel alle sehr gut besucht sind.
Bürgermeister fordert „Anstrengung aller“
Bürgermeister Thomas Stark spricht angesichts des Vereinssterbens von einer „äußerst bedauerlichen Entwicklung“. Sie zeichne sich bereits seit Jahren ab. „Dem entgegenzuwirken braucht es die Anstrengung wirklich all derer, die in den Vereinen das Angebot schaffen, aber natürlich auch derer, die es annehmen und die sich vielleicht auch selbst etwas stärker einbringen können. Als Bürgermeister bin ich ständig und sehr gern im Austausch mit den Vereinsverantwortlichen auf der Suche nach guten Ideen und Konzepten für die Zukunft. Dabei können wir auch fest auf den sehr engagierten Gemeinderat zählen“.

