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Analyse der Personalsituation

Haager Bürger verärgert über „Verwaltungsstau“ – Was kann die Marktgemeinde dagegen tun?

Gemeinderatsmitglied Siegfried Maier hat einen Antrag auf Analyse der Personalsituation gestellt.
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Gemeinderatsmitglied Siegfried Maier hat einen Antrag auf Analyse der Personalsituation der Haager Verwaltung gestellt.

In Haag dauert oft alles länger, das kritisieren viele Bürger. Doch woran liegt das? Gemeinderat Siegfried Maier will dem „Verwaltungsstau“ im Rathaus auf den Grund gehen. Was dabei herausgekommen ist und wie das Problem gelöst werden soll.

Haag – In Haag geht nichts voran: Das muss sich der Marktgemeinderats immer mal wieder anhören. Auch untereinander werfen sich Mitglieder vor, sie würden sich gegenseitig ausbremsen. Dieser Sache soll nun auf den Grund gegangen werden.

Siegfried Maier (SPD) hatte dazu einen Antrag gestellt. Er forderte eine Analyse der Personalsituation in der Verwaltung. Diese hat Manfred Mörwald, Geschäftsstellenleiter in Haag, in der jüngsten Sitzung vorgestellt. „Die Verwaltung ist mit 16,9 Stellen angemessen besetzt“, meinte er. In einem Geschäftsbericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands (BKPV) von 2008 würden – bei einer Einwohnerzahl wie der von Haag – 18,4 Stellen empfohlen werden. „Wir sind also nur knapp darunter“, erklärte er.

Zu wenig Personal im Bauamt

Abweichungen gebe es nur im Bauamt, hier fehle eine weitere Person. In der Finanzverwaltung und bei den Bürgerdienstleistungen „ist die Gemeinde tendenziell gut ausgestattet“, so Mörwald. Es gebe einige Mitarbeiter, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen würden. Auch hier sei die Verwaltung bemüht, Nachrücker zu finden, „was sich angesichts der derzeitigen Lage am Arbeitsmarkt schwierig gestaltet“, erläuterte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD). „Es gelingt uns nicht immer. Manche Stellen müssen mehrfach ausgeschrieben werden, weil es keine Bewerber gibt.“

Daraus folgend hätte die Kommune oft Quereinsteiger eingestellt, die intern erst geschult werden müssten. Das brauche Zeit, so Mörwald. Die Rathauschefin ergänzte, dass auch die hohe Fluktuation beachtet werden müsse. „In den vergangenen Jahren haben wir in der Finanzverwaltung vier Personen ersetzt und es gab Ausfälle wegen längerer Krankheit, die es zu überbrücken galt“, sagte Schätz. „Wir haben ebenfalls mit den Nachholeffekten durch die Corona-Pandemie zu kämpfen, vor allem im kulturellen Bereich“, verdeutlichte der Geschäftsstellenleiter. „Jetzt müssen wir wieder auf Normalbetrieb umstellen. Das geht nicht fließend“.

Weiter lautete Maiers Antrag, zu prüfen, ob Aufgaben der Gemeinde an externe Dienstleister ausgelagert werden können. Auch dies sei nur bedingt möglich, erklärte Mörwald. „Sie anderweitig zu vergeben, heißt nicht automatisch, dass die Kommune dann weniger zu tun hat. Die Dienstleister brauchen Input und der muss ebenfalls von der Verwaltung kommen. Das ist teilweise großer Aufwand. Vieles können wir auch gar nicht selbst bearbeiten, weil wir auf bestimmten Gebieten keine Experten sind, dafür brauchen wir Architekten, Ingenieure oder Bauleiter“, so der Geschäftsstellenleiter.

So kam Mörwald auf einen weiteren Punkt zu sprechen: „Es liegt oft nicht an der Gemeinde, sondern an Dritten“, erklärte er. „Wir warten auf Gutachten, Pläne, Ausschreibungen. Das braucht seine Zeit. Erst wenn alle Unterlagen vorhanden sind, kann die Verwaltung weiter arbeiten.“.Er betonte, dass das Haushaltsvolumen, das bei rund 13 Millionen Euro liege, „sehr viel“ sei für eine Kommune in der Größenordnung von Haag. „Es sind deutlich über 100 Einzelmaßnahmen, um die wir uns kümmern müssen – ganz zu schweigen von den Großprojekten wie den Zehentstadel oder das Baugebiet „Südlich der Lerchenberger Straße II“, so die Bürgermeisterin. „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir unterbesetzt sind, sondern dass die Aufgaben vielfältiger werden“, meinte sie. „Wir sind absolut gut aufgestellt.“

Neue Stelle für Bauamt

Die Verwaltung kommt aufgrund der Analyse zu folgendem Ergebnis: Der Geschäftsstellenleiter schlug vor, die „dritte Qualifikationsebene“, beispielsweise Beamte im gehobenen Dienst, zu verstärken. Ebenfalls wolle die Gemeinde eine neue Stelle für das Bauamt schaffen und Positionen, die in absehbarer Zeit frei werden, rechtzeitig nachbesetzen. Für mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz soll eine Verbesserung der räumlichen Ausstattung dienen, wobei sich dies laut Mörwald schwierig gestalten würde. „Wir wissen jetzt schon nicht, wo das Büro für die neue Stelle im Bauamt hin soll“, erklärte er.

Siegfried Maier zeigte sich „enttäuscht von dem Ergebnis“ der Analyse. „Die Werte, die Sie vorgestellt haben, sind sehr abstrakt. Der Geschäftsbericht des Prüfungsverbands ist von 2008. Die Zahlen sind fast 20 Jahre alt. In der heutigen Zeit ist die Kommune mit mehr Aufgaben betraut“, richtete sich Maier an den Geschäftsstellenleiter. Außerdem seien die Formulierungen, die Mörwald benutzt habe, schwierig zu deuten. „Sie sprechen von ‚nicht immer‘. Aber manchmal schon? Meinen Sie mit ‚verstärken‘ weitere Stellen?“, fragte er nach. Außerdem sei zu überprüfen gewesen, was „notwendig“ wäre, nicht was „angemessen“ sei, wie es der Geschäftsstellenleiter in der Analyse festgehalten habe.

Gleichzeitig verdeutlichte er, dass er „sehr stolz“ sei auf die Haager Verwaltung. „Sie nehmen nicht gleich die ganze Hand, wenn Ihnen der Gemeinderat den kleinen Finger anbietet“, so Maier. „Trotzdem wurde angemahnt, dass die Abarbeitung von Anträgen schwer oder unmöglich ist. Dem haben wir uns angenommen. Ich will in keiner Weise Kritik an der Verwaltung ausüben. Der Antrag war als Anregung gedacht“, erklärte das Gemeinderatsmitglied.

Platzproblem im Rathaus

Für das Platzproblem im Rathaus schlug Maier vor, den Sitzungssaal in Büroräume umzufunktionieren. „Der Gemeinderat kann genauso gut im Bürgersaal tagen oder in verschiedenen Gasthäusern“, war seine Meinung. Diesem Vorschlag entsprach auch Klaus Breitreiner (CSU). „Es muss Platz da sein. Wir können den Sitzungssaal auslagern oder sollten Büroräume für das Verwaltungspersonal anmieten. Wir brauchen eine weitere Person im Bauamt, die mit anpackt.“

Eva Rehbein (SPD) meinte, dass sich der Gemeinderat in dieser Angelegenheit „selbst in die Pflicht“ nehmen müsse. „Ich bin schon lange dabei. Mit der neuen Legislaturperiode war die damals eingeführte Prioritätenliste obsolet. Egal, welches Projekt ansteht, es kommen vom Gremium immer wieder neue Ideen hinzu. Wir verursachen den Stau selbst, da kann die Verwaltung nichts dafür. Alles, was wir beschließen, muss geprüft werden. Wie sollen sie das schaffen?“, fragte sie in die Runde. „Wir sollten eine neue Prioritätenliste erstellen, um unsere Projekte voranzubringen“, schlug sie vor. Dem stimmte die Bürgermeisterin zu: „Ich muss hier eine Lanze brechen für unser Personal. Wir haben sehr gute Mitarbeiter. Frust kommt bei ihnen auf, wenn es wieder einen Schritt zurückgeht in den Planungen und alles von vorn beginnt“, erklärte Schätz.

Auch Sabine Binsteiner-Maier (SPD) sah die Situation ähnlich. „Ich empfinde die Marktgemeinde als Hochseedampfer, die Verwaltung arbeitet im Maschinenraum und strampelt, so gut sie kann. Und wir auf der Kommandobrücke sagen: Heute hierhin, morgen dorthin. Wir müssen einen Weg finden, damit wir uns nicht verfransen“, so Binsteiner-Maier. „Deswegen kommt es bei den Bürgern so an, als würde in Haag nie was vorangehen. Immer wieder abzubiegen, ist nicht der richtige Weg“, schloss sie. Der Gemeinderat nahm die Analyse der Personalsituation einstimmig zur Kenntnis.

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