Pläne und Herausforderungen
Nach Verwaltungs-Chaos: So will Kirchdorf bürgerfreundlicher werden – das ist geplant
Kirchdorf ist am Aufräumen nach dem Verwaltungs-Chaos. Bei der Bürgerversammlung hat Rathaus-Chef Christoph Greißl die Pläne und Herausforderungen für die kommenden Jahre vorgestellt.
Kirchdorf – In der Kirchdorfer Bürgerversammlung im Gasthaus Kürzeder in Moosham hat Rathauschef Christoph Greißl den Rechenschaftsbericht für die Kommune vorgelegt. Derzeit leben 1.348 Bürger in der Gemeinde (Stand: 2023). Im vergangenen Jahr habe es 19 Geburten, acht Sterbefälle und zehn Eheschließungen gegeben, so Greißl. Die meisten Einwohner in Kirchdorf seien zwischen 50 und 64 Jahren alt (168 männlich, 156 weiblich). Bei den unter Sechsjährigen gebe es insgesamt 71 Kinder, davon 34 Buben und 37 Mädchen, bei den 25- bis 29-Jährigen seien es 42 männliche Einwohner, 28 weibliche, so der Rathauschef.
Verwaltungs-Chaos in Kirchdorf: „Unruhige Zeiten gewohnt“
Weiter stellte sich in der Versammlung der neue Geschäftsleiter, Holger Noll, vor. Seit Mitte Juni hat er die vakante Stelle übernommen und zeigte bei der Begrüßung im vollbesetzten Wirtshaus vollen Elan. Er habe elf Jahre in China gelebt, auch während der Corona-Pandemie. Er sei also „unruhige Zeiten gewohnt“, scherzte er. Die Aufräumarbeiten nach dem Verwaltungs-Chaos sehe er „als Herausforderung, nicht als Krise“, so Noll.
Der Geschäftsleiter verkündete, dass nun genügend Mitarbeiter im Rathaus vorhanden seien, um die Öffnungszeiten in Kirchdorf zu erweitern. Die Gemeinde habe ab sofort auch mittwochs von 14 bis 18 Uhr geöffnet und – wie gewohnt – Montag sowie Freitag von 8.30 bis 12 Uhr. „Wir sind jederzeit für Sie da, wenn Sie etwas brauchen, bitte wenden Sie sich an uns“, richtete er seine Worte an die rund Hundert Bürger, die bei der Versammlung dabei waren.
Anschließend legte Greißl seinen Bericht zur Energieversorgung Kirchdorf GmbH vor. Derzeit hat der Rathauschef die Geschäftsführung inne. „Ich möchte sie aber abgeben, weil sich diese manchmal mit dem Amt des Bürgermeisters beißt. Wenn also jemand Interesse hat, kann er sich jederzeit melden“, so Greißl. Jüngst sei ein weiterer Einwohner im Ortsteil Bach an die Energieversorgung angeschlossen worden. Zudem seien das Durchleitungsrecht zum Weiterbau in der Ortsmitte gesichert und neue Wärme-Lieferveträge unterzeichnet worden, berichtete der Bürgermeister.
„Keine Planungssicherheit“
Ein Kirchdorfer fragte nach, ob denn überhaupt noch Interesse der Bürger bestehe, sich an das Netz anschließen zu lassen oder „ob einfach ins Blaue hinein geplant“ worden sei. Alfons Linner, ehemaliger Bürgermeister und Ex-Geschäftsführer der GmbH erklärte, dass 2011/12 die Einwohner in der Dorfstraße gefragt worden seien. „Das Rathaus, die Feuerwehr, der Bauhof und der Kindergarten wurden damals angeschlossen“, sagte er. 2017 sei es in der Kommune „um die Erweiterung gegangen“. Rund acht Privathäuser wurden noch mit ans Netz genommen, erinnerte sich Linner.
Es gebe Vorverträge mit einigen Interessenten, aber „keine Planungssicherheit“, weswegen Greißl das Projekt wieder „positiv gestalten“ möchte. Ein Anwesender fragte nach, wer die Kosten dafür trage. „Da die Energieversorgung eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Kommune ist, bezahlen die Bürger das Defizit“, erklärte der Rathauschef.
Weiter seien im Jahr 2023 insgesamt 16 Bauanträge gestellt worden, 2024 gebe es bereits 14 weitere. Eine bedeutende Maßnahme, die abgeschlossen werden konnte, war die Sanierung der Brunnenpumpe zur Wasserversorgung in Berg, so der Bürgermeister. Auch die Heizung im Gerätehaus der Feuerwehr Berg sei erneuert worden, um den aktuellen Standards gerecht zu werden, berichtete Greißl. Darüber hinaus habe man die Homepage der Gemeinde neu aufgesetzt, sodass Vereine ihre Termine künftig selbst pflegen könnten. Kleine Umbaumaßnahmen am Feuerwehrhaus in Kirchdorf seien ebenfalls durchgeführt worden, um die Nutzung zu verbessern. Zudem werde die Gemeindeverbindungsstraße bei Asen/Abzweigung Mistbichl geteert, erklärte er.
Ein weiterer großer Punkt, den die Kommune gerade angehe: der Breitbandausbau. Im Auswahlverfahren habe sich die Firma Leonet durchgesetzt. Es gebe in Kirchdorf acht Erschließungsgebiete mit 125 privaten und 98 gewerblichen Anschlüssen mit Glasfaser. Insgesamt erhalte die Kommune 90 Prozent Förderung, was rund 1,4 Millionen Euro entspreche, die die Gemeinde aber zunächst vorschießen müsse, erklärte der Bürgermeister. Der Eigenanteil betrage rund 158.000 Euro. Für die Hauseigentümer würden bei der Erschließung keine Kosten anfallen.
Dennoch würden nicht alle Haushalte für den Anschluss von Leonet infrage kommen, weswegen nur die Bürger per Post informiert werden könnten, bei denen ein Anschluss klappe, betonte Greißl. Für die verbleibenden Adressen sei geplant, dass sich die Gemeinde am sogenannten „Lückenschlussprogramm“ des Bundes beteilige. Details dazu würden momentan geklärt, informierte Greißl.
Umsatzsteuer wird geprüft
Für die Jahre 2024/25 plane die Verwaltung die Sanierung der Wasserführung in Berg sowie die Gestaltung des Rathausvorplatzes. Ebenso sollen der Kinderspielplatz in Kirchdorf verschönert und erweitert werden und ein zweites Winterdienstfahrzeug für den Bauhof beschafft werden.
Zudem werde derzeit die Umsatzsteuer der Wasserversorgung Berg beim Finanzamt geprüft. Bei der Bürgerversammlung im März hatte Greißl darauf hingewiesen, dass die Abrechnung der Wasserversorgung „nicht optimal gelaufen“ sei. „Wir sind grundsätzlich verpflichtet, sieben Prozent Mehrwertsteuer für die Wasserversorgung abzuführen. Das ist viele Jahre nicht passiert“, teilte er mit. Die Mitglieder des Zweckverbands zur Wasserversorgung der Schlicht-Gruppe, zu denen unter anderem auch die Gemeinden Kirchdorf, Reichertsheim, Gars, Haag und Soyen gehören, seien nicht betroffen, so der Rathauschef.

