Nach personellen Problemen
„Das ist Wahnsinn!“: So viel Geld fehlt jetzt nach Verwaltungs-Chaos von Kirchdorf und Reichertsheim
2023 war ein absolutes Krisenjahr für Reichertsheim und Kirchdorf. Nachdem die Verwaltung personell praktisch verwaist war, zimmerten die Gemeinden noch schnell einen Not-Haushalt. Monate später folgt nun die Quittung und zeigt: Es fehlt ordentlich Geld.
Reichertsheim/Kirchdorf – Wenn einmal der Wurm drin ist, dann dauert es lange, ihn wieder herauszubekommen: Das merkt die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Reichertsheim-Kirchdorf derzeit stark. Denn die Nachwehen des Verwaltungschaos von 2023 machen sich bemerkbar, wie in der jüngsten Gemeinschaftssitzung der VG deutlich wurde.
Das Problem: Im Jahr 2023 hatte die beiden Kommunen und die VG jeweils einen Nothaushalt für das damalige Jahr beschlossen. Wie berichtet, hatten Personalmangel und die Entlassung der Geschäftsleitung für massives Chaos in Reichertsheim und Kirchdorf gesorgt. Bis zu den letzten Sitzungen des Jahres waren keine funktionierenden Haushalte verabschiedet worden. Gemeinsam mit der eingeschalteten Beratungsfirma hjs consulting verständigte man sich deshalb auf eine Notlösung: Die Idee war, die Haushalte von 2022 zu übernehmen, auf jeden Posten einen Inflationsausgleich von zehn Prozent aufzuschlagen und diesen Etat so zu verabschieden. Die genauen Zahlen über Rücklagen, Ausgaben, Einnahmen sollten dann über einen Nachtrags-Haushalt bestimmt werden.
Die Abrechnung lagen nun für die VG vor und hatte es in sich. Denn die Kosten für das Jahr 2023 waren um ein Vielfaches höher als ursprünglich kalkuliert. Von einem Fehlbetrag von 250.000 Euro war die Rede. Hinzu kamen für das Jahr 2024 noch 142.000 Euro mehr Personalkosten und die Mehrkosten für die Beratungsfirma von knapp 126.000 Euro, sowie einige kleinere Beträge, wie für nicht benötigte, aber abgeschlossene Literatur-Abonnements über knapp 20.000 Euro. Somit stiegen die Ausgaben um knapp 400.000 Euro – von kalkulierten über 976.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro.
Umlage für Gemeinden steigt um ein Vielfaches
Ein großer Brocken Geld für die kleinen Gemeinden, der sich auch in der Umlage für 2024 bemerkbar machte. So wurde für Kirchdorf ursprünglich mit einer Umlage an die Verwaltungsgemeinschaft von etwa 321.000 Euro kalkuliert, tatsächlich muss Kirchdorf aber 541.000 Euro stellen. Reichertsheim war für das Jahr 2024 von einer Umlage von etwa 400.000 ausgegangen, die tatsächlichen Ausgaben liegen aber bei rund 681.000 Euro.
Einige Mitglieder der Gemeinschaftsversammlung zeigten sich entsprechend verärgert angesichts dieser hohen Mehrkosten. Es sei klar gewesen, dass der Nothaushalt nicht ganz stimmen könne, meinte Leonhard Haslberger (Gemeinderat in Kirchdorf/FWG Fürholzen). „Aber das es so viel ist. Das sind 400.000 Euro mehr als gedacht. Das ist Wahnsinn! So etwas muss doch auffallen, wenn so viel weniger Geld auf dem Konto ist.“ Insbesondere, da alle Einnahmen der Verwaltungsgemeinschaft bereits im März 2024 auf dem Konto eingegangen wären. „Spätestens dann hätten alle Alarmglocken schrillen müssen“, sagte Haslberger.
Bürgermeister Stein zeigt sich optimistisch
Franz Stein (Einigkeit Ramsau), Bürgermeister von Reichertsheim und derzeitiger VG-Vorsitzender, gab zu, dass es sich um ein „großes Fiasko“ handle, dass vorprogrammiert gewesen sei, als Anfang des Jahres 2023 die Kämmerin gekündigt habe und im September 2023 auch noch die Kassenkraft entlassen wurde. „Ich gebe dir recht, wir hätten es früher bemerken müssen.“
Er erinnerte allerdings auch an die personelle Situation in der VG, die sich erst jetzt entspanne. Aufgrund des Bankengesetzes hätten auch die Bürgermeister keinen Zugang zu den Konten, um die Zu- und Abgänge konstant zu prüfen. „Ich hatte es beantragt, aber es geht nicht“, so Stein. Die VG sei aber auf einem guten Weg. Inzwischen sei intern sichergestellt, dass er ständig über die Kontobewegungen informiert werde. Auch für die derzeit unbesetzte Stelle der Kämmerei seien Bewerbungsgespräche geplant. Ansonsten sei die VG wieder voll besetzt und er sei optimistisch, dass dies so bleiben werde – trotz zwischenzeitlicher, mehrmaliger Personalwechsel. „Wir sind auf einem guten Weg“, zeigte er sich optimistisch.
Nicht alle teilten jedoch diese positive Stimmung. „Trotzdem war die Personal-Katastrophe von 2023 eine fahrlässig herbeigeführte Situation, die wir noch ewig weiter mitziehen werden“, meinte Josef Heindl (Gemeinderatsmitglied von Kirchdorf/FWG Kirchdorf).
Trotz aller Kritik wurde letztendlich der Nachtragshaushalt für 2024 einstimmig von der Gemeinschaftsversammlung verabschiedet. Der Gesamthaushalt beträgt statt der ursprünglich kalkulierten 1,2 Millionen Euro nun rund 1,7 Millionen Euro. Für die Gemeinden Kirchdorf und Reichertsheim sollen die Nachtragshaushalte für das Jahr 2024 in den nächsten Monaten vorgestellt werden.