Greenpeace-Anhänger steigen sogar auf ausgestellte Autos
Klima-Aktivisten stören rund um IAA in München – insgesamt knapp 30 Personen in Gewahrsam
München – Mit dem Beginn der IAA am Dienstag (5. September) in München rechnet die Stadt mit einer Welle von Protesten. Verschiedene Gruppen haben Aktionen angekündigt, um ihre Anliegen während der Automobilausstellung zu vertreten. rosenheim24.de berichtet im Live-Ticker:
Das Wichtigste in Kürze:
- Vom 5. bis 10. September findet in München die internationale Automobilausstellung IAA statt.
- Hierbei werden zahlreiche Proteste von Klima-Aktivisten erwartet.
- „Letzte Generation“ mit Tennisbällen blockiert Fußgängerzone.
- „IAA Scheiße“: Rad-Demo am Karolinenplatz.
- Klima-Proteste mit schwarzem Rauch auf dem IAA-Messegelände.
- OB Reiter und MP Söder schießen gegen Klima-Kleber.
- Greenpeace kapert BMW-Stand während Rundgang von Kanzler Scholz.
Update, 20.08 Uhr - Polizei zieht Bilanz
Die Pressemitteilung im Wortlaut:
Am Dienstag (5. September) gegen 9.30 Uhr wurden am Marienplatz 17 Personen bemerkt, die der Letzten Generation zugeordnet werden konnten. Sie bewegten sich zusammen langsam in der Fußgängerzone in Richtung Karlsplatz. Diese nicht angezeigte Versammlung wurde im Bereich der Neuhauser Straße von der Polizei angehalten und den Versammlungsteilnehmern wurde eine alternative Versammlungsörtlichkeit zugewiesen. Daraufhin begannen die Aktivisten mit einer Sitzblockade. Gegen 10.30 Uhr wurden die Personen weggetragen und sie erhielten Platzverweise bis zum Ende des Tages für den Bereich der Altstadt.
Gegen 13 Uhr begann im Bereich des Messesees eine angezeigte Versammlung von Attac, an der 18 Personen teilnahmen. Diese Versammlung verlief ohne Störungen und war um 13.10 Uhr beendet. Gegen 13.20 Uhr begaben sich acht Aktivisten von Extinction Rebellion in den Messesee und zeigten dort Plakate und zündeten pyrotechnische Gegenstände. Sie wurden nach der Aktion wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
Zehn Personen der Letzten Generation blockierten um 14.10 Uhr kurzfristig die Fahrbahn des Karlsplatzes. Polizeibeamte konnten sie unmittelbar nach Beginn der Aktion von der Fahrbahn wieder wegziehen. Sie erhielten Platzverweise für diesen Bereich.
Während der Eröffnung der IAA Mobility kam es zu mehreren Störungen von Greenpeace-Aktivisten, die dort Plakate zeigten und dabei auch teilweise auf ausgestellte Fahrzeuge stiegen. Gegen sieben Personen werden Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs geprüft. Mehrere Personen konnten im Vorfeld von weiteren Störungen abgehalten werden.
Über 80 Fahrradfahrer begannen um 10.40 Uhr eine sich fortbewegende Versammlung (OKNB), die vom Nördlichen Stadtgebiet in die Innenstadt führte und danach zum Messegelände. Von dort ging es mit Zwischenkundgebungen über die Innenstadt zum Klimacamp im Luitpoldpark.
Von den Aktivisten, die an der Blockadeaktion am 4. September gegen 16.25 Uhr im Münchner Osten beteiligt waren, wurden zwei männliche Personen in Gewahrsam genommen; einer bis zum 10. September und der andere bis zum 12. September. Insgesamt befinden sich momentan 29 Aktivisten in Gewahrsam.
Pressemitteilung Polizeipräsidium München
Update, 16.15 Uhr - „Achtung, die Party ist vorbei“: Greenpeace kapert BMW-Stand während Scholz-Rundgang
Kaum hat die IAA ihre Tore geöffnet, sorgt eine Störaktion der Umweltorganisation Greenpeace für Aufsehen. Trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen gelingt den Aktivisten ein spektakulärer Protest beim Messerundgang von Bundeskanzler Olaf Scholz. Schon bei der ersten Station der Kanzler-Tour sind die Protestler zur Stelle. Als Scholz auf dem Beifahrersitz des BMW-Visionsautos Platz nimmt, dröhnt plötzlich eine laute Durchsage aus den Megafon-Lautsprechern: „Achtung, Achtung, die Party ist vorbei.“
Die Greenpeace-Aktivisten kapern den BMW-Stand und eine von ihnen erklimmt einen schwarzen BMW, auf dessen Dach sie ein schwarz-gelbes Greenpeace-Plakat platziert. „Die Party ist vorbei“, verkündet das Plakat, obwohl die Feierlichkeit eigentlich gerade erst begonnen hat – zumindest aus Sicht der Autohersteller. Kurz darauf klettern weitere Aktivisten auf andere BMW-Fahrzeuge am Messestand des Autoherstellers. Sie fordern Scholz auf, sich nicht an dieser „Party“ zu beteiligen. Der Bundeskanzler reagiert nicht auf den Zwischenfall, und die Aktivisten werden schließlich von den Autos geholt.
🚨📢Achtung, Achtung, dies ist eine wichtige Durchsage: Die Party ist vorbei! 📢🚨
— Greenpeace e.V. (@greenpeace_de) September 5, 2023
Greenpeace Aktivist:innen protestieren bei #IAA23-Rundgang mit @Bundeskanzler Scholz und @Markus_Soeder gegen die Klimazerstörung durch die Autoindustrie. pic.twitter.com/yAESZNRbsg
Update, 15.20 Uhr - Reiter und Söder schießen gegen „Letzte Generation“
Zur Eröffnung der IAA in München hat Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) die wiederholten Blockade-Aktionen von Klima-Aktivisten scharf kritisiert: „Ich bin überzeugt, dass das nicht der richtige Weg ist.“ In seiner Ansprache betonte er, dass der Klimaschutz nur mit dem gemeinsamen Willen der Bevölkerung vorangebracht werden könne – nicht durch Proteste, die die Mehrheit der Deutschen ablehnen. „Es gelingt nicht dadurch, dass man ständig alle Mobilitätsformen gegeneinander ausspielt, statt gemeinsam Lösungen zu suchen“, so Reiter weiter. Für den Bürgermeister steht fest: „München ist ein bedeutender Automobilstandort und bekanntlich eine prosperierende Stadt.“
Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat bei seiner Eröffnungsrede auf der IAA klare Worte für die „Letzte Generation“ gefunden. Bayerns Automobilbranche sei ein essenzieller Wirtschaftsfaktor, verantwortlich für ganze 35 Prozent des Gesamtumsatzes. Daher steht für Söder außer Frage: „Mit Klima-Klebern werden wir das Klima nicht wirklich verändern.“ Söder betont vielmehr, dass er „fest von Technik als Lösung“ überzeugt sei. Das bedeutet für ihn, auf verschiedene Technologien zu setzen: E-Mobilität, Wasserstoff und auch synthetische Verbrennungsmotoren. Er möchte die Zukunft der Automobilindustrie in Bayern verankern und unterstreicht dies mit einem klaren Statement: „Ja zum Auto, ja zum Automobil.“
Update, 14.45 Uhr - Klima-Proteste mit schwarzem Rauch am IAA-Messegelände in München
Die IAA-kritischen Organisationen Attac und Extinction Rebellion haben am Dienstag kurz hintereinander am Messegelände protestiert. Attac zündete rund 150 Meter vom Haupteingang entfernt ein rund eineinhalb Meter großes 1,5-Grad-Zeichen an, um gegen die klimaschädlichen Auswirkungen des Autoverkehrs zu protestieren. Zwei Aktivisten mit Masken stellten dabei Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die deutschen Autokonzerne dar, die das 1,5-Grad-Symbol in Brand setzten. Begleitet wurden sie von Aktivisten mit einem Plakat „Dont burn our Future: Verkehrswende jetzt.“
Nur kurz darauf und ganz in der Nähe, startete Extinction Rebellion unmittelbar vor dem Haupteingang der Messe eine weitere Aktion, die im Gegensatz zu der von Attac nicht angemeldet war. Sieben Aktivisten stiegen in eines der großen Wasserbecken und ließen schwarzen Rauch aufsteigen. Die teils mit schwarzer Farbe beschmierten Aktivisten forderten auf ihren Plakaten unter anderem, die IAA abzuwracken oder zu blockieren. Zudem kritisierten sie unter anderem den Abbau von Lithium und tonnenschwere SUVs. Die Polizei war zwar vor Ort, ließ die Aktivisten aber weitgehend gewähren.
Die IAA Mobility ist umstritten, verschiedene Klima- und Umweltorganisationen kritisieren die Veranstaltung und werfen ihr Autolobbyismus vor. Wie schon vor zwei Jahren wird sie von Protesten begleitet. Ein weiterer Schwerpunkt wird zum Ende der Woche hin erwartet. Die Messe wurde am Dienstag offiziell eröffnet und soll bis Sonntag dauern.
Update, 14.05 Uhr - „IAA Scheiße“ im Fahrrad-Chor
Eine Fahrraddemo mit rund 60 Aktivistinnen und Aktivisten machte heute Mittag Halt am Münchner Karolinenplatz, wie Medien berichten. Die Gruppe hatte sich in den letzten Tagen in Städten wie Lübeck, Leipzig, Frankfurt und Tübingen unter dem Motto „Ohne Kerosin nach Bayern“ getroffen, um mit dem Fahrrad zur IAA nach München zu fahren. Das Bündnis „Students For Future“ nutzt diese Aktion, um gegen „die autozentrierte Verkehrspolitik“ zu protestieren und „klimagerechte Mobilität für alle“ zu fordern.
Als eine Straßenbahn den Karolinenplatz passierte, stiegen die Demonstranten von ihren Fahrrädern und schwenkten die Arme in die Luft, um eine La-Ola-Welle zu formen, während sie laut jubelten. Kurz vor 13 Uhr setzten die Aktivisten ihre Fahrt fort und radelten in Richtung Odeonsplatz. Dabei rief einer der Demonstranten: „Gib mir ein I, ein A und ein A!“ Die anderen antworteten im Chor: „Scheiße!“
Nicht jeder am Straßenrand war begeistert von diesem Protest, wie beispielsweise eine Familie mit zwei kleinen Mädchen. Weder Vater, der einige unangemessene Beleidigungen parat hatte, noch die Mutter, die nur mit dem Kopf schüttelte.
Update, 12.30 Uhr - „Letzte Generation“ blockiert Fußgängerzone in München
Seit kurz nach 10 Uhr morgens haben sich 15 Aktivisten der „Letzten Generation“ in der Neuhauser Straße in München niedergelassen. Ursprünglich planten sie, von Marienplatz zum Stachus zu ziehen und die Sonnenstraße zu blockieren, so berichtet die „SZ“.
Die Polizei jedoch griff früh ein, forderte Verstärkung an und stoppte die Aktivisten kurz vor dem Karlstor. Dort setzten sie sich auf den Boden. Obwohl sie sich nun in einer Fußgängerzone befanden, glauben sie, dass ihr Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung immer noch wirksam ist, so ein Aktivist.
Berichten zufolge wurden bereits kurz nach Beginn der Blockade zwei Aktivisten von der Polizei weggetragen. Die übrigen Teilnehmer sitzen nun seit fast zwei Stunden auf dem Boden und halten Tennisbälle, die symbolisch für die Hagelkörner stehen sollen, die in den letzten Tagen Menschen verletzt und Häuser beschädigt haben. Mehr als 25 Polizisten sind vor Ort und leiten Passanten sicher an der Blockade vorbei.
🦺🎾 Protestmarsch in München
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) September 5, 2023
Erinnert ihr euch noch an die tennisballgroßen Hagelkörner, die vor kurzem über Bayern herunterkamen? Wir dürfen die Klimakatastrophe nicht ausblendenden, sonst droht uns immer größere Gefahr.https://t.co/tFt7giD4Mq pic.twitter.com/JxbacJq2TR
Update, 11.50 Uhr - Ruhiger IAA-Start in München – trotz drohender Proteste
Die Internationale Automobilausstellung (IAA) hat punktlich um 9.30 Uhr in München pünktlich begonnen. Bereits seit 10 Uhr können Besucherinnen und Besucher auch den Open Space in der Innenstadt erkunden. Bisher verlief der Start der IAA aber vergleichsweise ruhig, ohne auffällige Protestaktionen seitens der „Letzten Generation“ oder anderer Gruppierungen.
Update, 11 Uhr - Klimapolitik der Regierung: Große Unzufriedenheit in Umfrage
Am Rande der IAA, wo mehrere Protestaktionen von Klima-Klebern & Co. erwartet werden, ist eine neue Umfrage veröffentlicht worden, die zeigt: Die Mehrheit der Deutschen ist mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung unzufrieden. Laut einer Erhebung des Instituts Forsa finden 51 Prozent der Befragten, dass die Koalition nicht genug für den Klimaschutz tut. Lediglich 23 Prozent sind der Meinung, dass die Regierung ausreichende Maßnahmen ergreift.
Obwohl viele mehr Einsatz für das Klima fordern, sind 76 Prozent der Ansicht, dass die Bundesregierung zu wenig Rücksicht auf die finanziellen Möglichkeiten der Bürger nimmt. Besorgniserregend ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 60 Prozent, glaubt, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und seine Partei, die Grünen, mit ihrer Politik den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Im Osten Deutschlands sind sogar 73 Prozent dieser Meinung.
Die Umfrage zeigt auch, dass 59 Prozent der Befragten glauben, die Grünen tragen eine Mitverantwortung dafür, dass die rechtspopulistische AfD in den Umfragen so stark geworden ist. Im Osten Deutschlands äußerten sich sogar 75 Prozent in dieser Weise. Die Umfrage wurde zwischen dem 31. August und 1. September durchgeführt und umfasste 1001 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Update, 10.25 Uhr - Mann ohrfeigt Klima-Kleber im Video
In München hat ein Mann bei einer Straßenblockade einen Klimaaktivisten mit einer Ohrfeige attackiert. Die Münchner Polizei hat umgehend Ermittlungen wegen Körperverletzung eingeleitet, nachdem ein Video der Attacke vom Montag (4. September) aufgetaucht war. Ein Polizeisprecher äußerte sich am Dienstag (5. September) dazu: „Wir haben das Video erhalten und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ Bisher ist jedoch die Identität des Verdächtigen nicht bekannt.
Die Videoaufnahmen zeigen den Vorfall deutlich: Zunächst versucht der Mann, mit den Klimaaktivisten zu diskutieren. Doch dann eskaliert die Situation, als er einen am Boden sitzenden Demonstranten ins Gesicht schlägt und anschließend einfach davon geht.
Die betroffene Aktivistengruppe, bekannt als „Letzte Generation“, hat in der Vergangenheit bereits mehrere Straßenblockaden in München durchgeführt. Ihr Protest richtet sich insbesondere gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA) Mobility, die am Dienstag in München beginnt.
Vorbericht, Dienstag (5. September)
Die IAA, eine der größten internationalen Automobilausstellungen, startet am Dienstag (5. September) in München und versammelt voraussichtlich rund 700.000 Besucher in der bayerischen Landeshauptstadt. Doch die Veranstaltung wird nicht nur von Autos und Technik geprägt sein, sondern auch von anhaltenden Protesten.
IAA in München eröffnet heute
Bereits in den letzten Wochen hatten Aktivisten der „Letzten Generation“ mehrere Straßenblockaden in München organisiert. München wurde von ihnen zur „Hochburg“ ihrer Aktionen erklärt. Schon im vergangenen Jahr hatten Klima-Aktivisten während der IAA in München zahlreiche Demos abgehalten (rosenheim24.de hatte auch hier im Live-Ticker berichtet). Die Polizei München kündigte bereits an, während der Ausstellung zahlreich im gesamten Stadtgebiet präsent zu sein.
Protest-Welle von Klima-Klebern & Co. in der ganzen Stadt erwartet
Die Klimaaktivisten haben angekündigt, während der gesamten Veranstaltungsdauer verstärkte Proteste durchzuführen. Unterstützt werden sie von Gruppen wie Greenpeace und „Extinction Rebellion“. Die Proteste richten sich gegen die Autoindustrie und deren Beitrag zum Klimawandel. Die Klimaaktivisten fordern von der Automobilbranche mehr Anstrengungen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Die IAA wird in den kommenden Tagen eine Bühne für die neuesten Entwicklungen in der Automobilindustrie bieten, aber auch die Rufe nach Veränderung und Umweltschutz werden während der Veranstaltung laut sein. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Proteste auf den Verlauf der IAA auswirken werden.
Kanzler Scholz trotz Verletzung dabei
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lässt sich von seiner Sportverletzung nicht abhalten und reist trotz Augenklappe zur IAA-Eröffnung nach München. Die Automobilbranche erhofft sich klare Signale von Scholz, insbesondere in Bezug auf den umstrittenen Industriestrompreis. Subventionen könnten die energieintensive Branche im globalen Wettbewerb stärken. Auch die Verlängerung der E-Auto-Kaufprämien steht auf der Agenda der Automobilhersteller.
Die Augen Scholz‘ richten sich auch auf China, wo deutsche Autobauer wie VW, BMW und Mercedes-Benz mit dem aufstrebenden chinesischen Markt konkurrieren. Weitere diskutierte Themen könnten die Sorgen vor Deindustrialisierung und die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Branche sein.
Die Augenklappe trägt Scholz aufgrund eines Unfalls beim Joggen am Wochenende. Trotz der Verletzung zeigt er Entschlossenheit, die Automobilindustrie und ihre Herausforderungen aktiv anzugehen.
mck
