OVB-Zeitungsarchiv: Brutaler Mord folgt
„Wie verrückt losgegraben“ - Sensationsfund des Siegsdorfer Mammuts vor 40 Jahren
In Siegsdorf gibt es heuer ein Doppel-Jubiläum: 40 Jahre seit dem Fund des Mammuts durch Bernard von Bredow und 30 seit der Eröffnung des Museums. Der Entdecker wurde später brutal ermordet.
Siegsdorf - „Wie es anfing, weiß Bernard von Bredow noch, als wär’s erst gestern geschehen“, setzt der in der Ausgabe des Oberbayerischen Volksblatts (OVB) am 2. Mai 1985 erschienene Bericht von Peter Gruber an, „Eigentlich hatte er mit seinem jüngeren Bruder und einem Freund nur alte Munition aus dem Krieg suchen wollen, da war er buchstäblich über sein Glück gestolpert: ‚Ich habe wie verrückt losgegraben‘, erzählt der heute 26-jährige, und schon ein paar Zentimeter tiefer wurde ihm klar: Mensch, du hast ein Mammut gefunden. Die Eltern am Mittagstisch lachten, frotzelten irgendwas von einem großen Suppenknochen, der verkannte Archäologe indes gab nicht auf: ‚Als 16-Jähriger nimmt dich eben niemand für voll.‘“
Bernard Raymond von Bredow wurde 1959 in Siegsdorf geboren. 1968 wechselte er nach der Volksschule in Siegsdorf auf das Chiemgau-Gymnasium in Traunstein. 1975 war er gerade einmal 16 Jahre alt, als er am Fuße des Zinnkopfes mit einem Suppenlöffel jenen urzeitlichen Knochen ausgrub. Er hielt den Fund rund zehn Jahre geheim und es war schließlich der Start einer bemerkenswerten Archäologen-Karriere. Vor rund vier Jahren wanderte von Bredow dann gemeinsam mit Tochter Loreena nach Paraguay aus. Dort wurde er im Oktober 2021 brutal ermordet. Anfang des Jahres traf unsere Reportin Kathrin Langenwalter seine Tochter Lucia von Bredow, die sich mit ihrem Podcast „Mammut“ auf eine Spurensuche in diesem Fall gemacht hat.
„Wie verrückt losgegraben“ - Der Sensationsfund des Siegsdorfer Mammuts vor 40 Jahren
Doch zurück nach vor 40 Jahren, als sein Sensationsfund bekannt wurde: In der Ausgabe vom 24. Oktober berichtete das OVB dann von einer Gemeinderatssitzung in Siegsdorf. „Im Sitzungssaal bildeten dann der zuletzt gefundene Kopf eines Höhlenlöwen, dem man einige fehlende Zähne sach- und kunstgerecht eingesetzt hat, und ein Unterschenkel des Mammuts die Hauptattraktion.“ Dort wurde ein Vertrag beraten, mit dem die rechtlichen Fragen rund um den Fund geklärt werden sollten. Die Ausgrabung war bereits von der Gemeinde finanziert worden. In der Folge waren auch Knochen von Höhlenlöwen, Wölfen, Riesenhirschen, Auerochsen und Wollnashörnern gefunden worden. Die Gemeinde erhielt von Bredow alle Fundrechte.
Fotos: Der Fund des Mammuts in Siegsdorf 1985 und der Weg zum Museum 1995




Nach dem Bericht einer Illustrierten war, wie wir aus der Zeitung vom 28. Januar 1987 erfahren, kurz die Frage offen, ob die Gemeinde lediglich Replikate der Knochen erhalte und Bredow die Originale. „Bürgermeister Franz Maier stellte dazu eindeutig fest, dass alle Rechte für das Mammut bei der Gemeinde liegen, so wie es auch im Vertrag mit Bemard Bredow festgelegt sei.“ Bredow selbst konnte bereits 1990 sein „Mammutheum“ eröffnen, in dem er weitere Funde seiner Karriere ausstellte. Dieses ist allerdings seit 2020 geschlossen.
Museum bedeutete Millionenaufwand für Gemeinde
Wie aufwändig das Projekt eines Museums für die Gemeinde werden würde, zeichnete sich laut einem Bericht vom 10. April 1989 bald ab: „Zu den bereits aufgewendeten Vorausleistungen für das geplante Mammutmuseum in Höhe von 900 000 Mark werden durch Bau und Ausstattung weitere zwei bis 2,5 Millionen Mark aufgebracht werden müssen. ‚Gesamtkosten von nahe drei Millionen Mark sprengen sicher die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Siegsdorf‘, meinte Maier bei der Vorstellung der Ergebnisse aus dem Architektenwettbewerb.“
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Die finanziellen Dimensionen des Projekts waren weiter Thema, wie Kathrin Sachse dann in einem Artikel vom 24. Juni 1993 berichtete: „Mit dem ersten Spatenstich für das Naturkunde- und Mammutmuseum in Siegsdorf hat der Bau eines Museums begonnen, um das in der Gemeinde leidenschaftlich diskutiert wird. Der Beschluss des Gemeinderats war nicht einstimmig gefasst worden und viele Siegsdorfer Bürger sprechen sich gegen das 5,5 Millionen teure Bauwerk aus. Auch Bernhard von Bredow ist skeptisch.“ - „Verwirklicht werden konnte die Idee [...] durch beträchtliche finanzielle Eigenleistung aus der Gemeinde. Sie überzeugte die über Zuschüsse entscheidenden Dienststellen, das fünf Millionen-Projekt zu unterstützen“, betonte auch Hans Heyn in seinem Bericht zur Eröffnung am 18. Mai 1995.